2024-04-25T14:35:39.956Z

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Zunächst geht es nicht mehr gegen die ganz Großen wie Wolfsburg & Co. für die  B-Juniorinnen des Osnabrücker SC (hier Basma Nemri am Ball). Foto: Moritz Frankenberg
Zunächst geht es nicht mehr gegen die ganz Großen wie Wolfsburg & Co. für die B-Juniorinnen des Osnabrücker SC (hier Basma Nemri am Ball). Foto: Moritz Frankenberg

Stichtag versäumt, Startrecht verwirkt

Osnabrücker SC: U-17-Juniorinnen müssen aus Bundesliga absteigen

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Osnabrück. Sportlich feierten die B-Junioren-Fußballerinnen des Osnabrücker SC in der Bundesliga den Klassenerhalt – absteigen müssen sie trotzdem, weil zum Stichtag die Lizenzanträge nicht vorlagen.

Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein in die Festivitäten zum Klassenerhalt, die der OSC über die sozialen Medien im Netz selbst ausführlich zelebrierte: Der Hamburger SV hatte vermeldet, dass seine U-17-Juniorinnen, die wie die männlichen Profikicker den vorletzten Platz belegt haben und sportlich abgestiegen ist, in der Eliteliga bleiben dürfen: Konkurrent OSC, in der Endabrechnung einen Punkt vor dem HSV in der Nichtabstiegszone eingelaufen, habe für die Erstliga-Saison 2018/19 nicht gemeldet.

Nachfragen beim Verband bestätigten dies – mehr noch: Kevin Müller, beim DFB in Frankfurt am Main zuständig für die Juniorinnen-Bundesligen, erklärte: „Uns gegenüber hatte der OSC schriftlich mitgeteilt, man habe vereinsintern entschieden, auf die Meldung zur neuen Bundesliga-Saison zu verzichten.“ Diese Mail erreichte den DFB zum Stichtag der Abgabe des Antrags für die neue Saison am 15. März – vier Spieltage vor Ende der abgelaufenen Saison. „Für uns war das ein formeller Vorgang zur Ausschlussfrist, damit war alles klar“, erklärte Müller, der deutlich machte, dass es danach für den OSC keine Möglichkeit mehr gab, doch noch die Bundesliga-Lizenz zu erlangen. „Uns haben Anfragen dazu erreicht. Aber wer in einer Bundesspielklasse antreten will, muss sich das rechtzeitig überlegen – so sind für alle die Regeln“, so Müller.

Im März standen die OSC-Juniorinnen noch auf einem Abstiegsplatz, hatten mit Siegen beim HSV (2:0), und in Neubrandenburg (4:0) aber die Wende bereits eingeleitet. „Eine unglaublich intensive Zeit“, erinnert sich OSCCoach Thomas Kastrup, der als selbstständiger Malermeister noch Koordinator der Juniorinnen- und Frauenfußballabteilung beim Verein ist. „Um den Lizenzantrag hatte ich mich im Jahr zuvor gekümmert, diesmal wollte ich das wegen der hohen Arbeitsbelastung lieber abgeben.“

Ein Problem sei der Mailverkehr mit dem DFB über kaum genutzte private Postfächer gewesen: Die Korrespondenz zu allen anderen Teams unter der Regie des niedersächsischen Verbandes läuft über Vereinspostfächer. Als man am Stichtag das Versäumnis der Vorbereitung der DFB-Unterlagen bemerkte, sei aus dem Fußballbüro hektisch eine vorläufige Verzichtserklärung versandt worden. „Wir wollten keine Probleme mit dem DFB und haben gehofft, dass wir im Fall der sportlichen Qualifikation auch im Nachhinein die Lizenz bekommen können. Was leider ein Irrtum war, obwohl wir noch alles versucht haben“, so Kastrup.

Der engagierte Funktionär und Trainer bedauert das zutiefst und ist geknickt ob der Ereignisse. „Das ist nicht zu entschuldigen. Es war alles sehr, sehr viel zu dieser Zeit. Ich übernehme die volle Verantwortung“, sagt er. Das hat er auch den Spielerinnen und ihren Eltern in einer Teamsitzung gesagt. Finanzielle Gründe im Hintergrund hätten absolut keine Rolle gespielt, so Kastrup. „Aufgrund der Fördergelder vom DFB in der Bundesliga dürften wir das einzige Team beim OSC gewesen sein, dass kostendeckend gearbeitet hat.“

Umso mehr freut sich der 32-Jährige darüber, dass nach der ersten Enttäuschung alle Spielerinnen und die bisher feststehenden Neuzugänge in der zweitklassigen Niedersachsenliga dabei bleiben. „Unser Ziel ist, wieder in die Bundesliga aufzusteigen“, so Kastrup. Helfen sollen organisatorische und personelle Änderungen: Der Mailverkehr wird vereinheitlicht, im Organisationsteam wird Tanja Meyknecht mehr Aufgaben übernehmen. Das Trainerteam verstärkt Lukas Vosskuhl (vom FSV Gütersloh).

Kommentar zum Zwangsabstieg der OSC-Juniorinnen: Aus Fehlern lernen - vereint

Wer erstklassig spielen will, muss erstklassig organisiert sein. Hier zahlt der OSC mit der verpassten Lizenz für die U-17-Bundesliga bitteres Lehrgeld. Für die langfristige Entwicklung des Frauenfußballs beim OSC gilt aber: Aus Fehlern kann man am meisten lernen. Gerade, wenn man zuvor nicht allzu viele gemacht hat.

Rückblende: Es ist nur einige Jahre her, da war der Frauen- und Mädchenfußball beim OSC quasi nicht existent. Dann packten Enthusiasten um Fabrice Jouffrau, Dirk Heinemann und Thomas Kastrup an, förderten mit persönlichem Einsatz und Fachwissen Talente, sorgten für den Aufschwung. Die Oberliga-Frauenelf mit vielen Eigengewächsen ist im Schnitt nicht einmal 20 Jahre alt und spielt nun in einer Liga mit der TSG Burg Gretesch – dem jahrzehntelang klaren Platzhirsch im Osnabrücker Frauenfußball, den der OSC bezüglich Jugendarbeit aber längst überholt hat.

Daran ändert die Degradierung der B-Juniorinnen wenig. Dass Kastrup dafür den Kopf hinhält, ehrt ihn – die Schuld ganz allein bei ihm abzuladen würde der Sache aber nicht gerecht.

Entscheidend für die Entwicklung im Mädchen- und Frauenfußball beim OSC sind drei Dinge: das Ziehen richtiger Schlüsse aus der Misere – erste Schritte sind erfolgt. Das Abhaken des Desasters bei allen Beteiligten, um als Team neue Aufgaben zu bewältigen. Und die bessere Unterstützung der Kickerinnen seitens des Hauptvereins, in dem Fußball im Gegensatz zu anderen Sportarten bis dato keine erstklassige Rolle spielt.

Aufrufe: 015.5.2018, 20:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor