2024-05-02T16:12:49.858Z

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Nachholspiel wertlos: In der Vorrunde erkämpfte Mika Hofmann (links) mit Rheingold Hamm ein 1:1 gegen Daniel Zolotarev und die TuS Neuhausen. Weil es für die Altrheiner im neuen Jahr in die Abstiegsrunde geht, die TuS um den Aufstieg spielen wird, dient das noch offene Rückspiel wohl eher zur Vorbereitung.
Nachholspiel wertlos: In der Vorrunde erkämpfte Mika Hofmann (links) mit Rheingold Hamm ein 1:1 gegen Daniel Zolotarev und die TuS Neuhausen. Weil es für die Altrheiner im neuen Jahr in die Abstiegsrunde geht, die TuS um den Aufstieg spielen wird, dient das noch offene Rückspiel wohl eher zur Vorbereitung. – Foto: pp/Dirigo

Sogar Torjäger günstig abzugeben?

Der ungewohnte Corona-Modus beschert überflüssige Spiele und andere Kuriositäten

Region. Winterpause. Die Lederbälle, so es überhaupt noch welche gibt, sind eingefettet und im Ballschrank verstaut, nachdem die Amateurfußballer in breiter Front entschieden haben, im Zeichen der Corona-Pandemie den Spielbetrieb erst mal zu unterbrechen. Die Beweggründe sind unterschiedlich. In jedem Fall sind sie nicht zwingend die gleichen, die auch in corona-freien Zeiten zu Absagen und Verlegungen führen. Weil Corona bekanntermaßen zu einem ungewohnten Modus geführt hat, auf die Staffelrunde die Meister- und Absteigerrunden folgen werden, ergeben sich beim Blick aufs neue Jahr ein paar bis dato unbekannte Kuriositäten.

Pflichtfreundschaftsspiele: Es ist ein paar Jahre her, dass in der Regionalliga mehrfach zu so genannten „Pflichtfreundschaftsspielen“ gebeten wurde. Weil einige Vereine ihr Überleben allein durch eine Insolvenz sicherstellen konnten und so nach der damaligen Regelung aus der Wertung genommen wurden, gab‘s zumindest die Pflicht, die angesetzten Spiele tatsächlich auszutragen, damit den Gastgebern nicht alle Zuschauereinnahmen flöten gehen. Nun, wenn es jetzt im neuen Jahr in die letzten Spiele der Staffel-Saison geht, werden die „Pflichtfreundschaftsspiele“ ein Comeback geben. Wo der Erste gegen den Vorletzten spielt (nur ein Beispiel) und bereits klar ist, dass sich die Wege in Auf- und Abstiegsrunde trennen werden, wird es also um Punkte gehen, die gleich auch wieder aus der Wertung fallen. Ein Pflichtspiel wird da zur Vorbereitung.

Sparkurs: Kein Zweifel, mit Abschluss der Staffelrunde wird es mancherorts heißen: Saisonziel erfüllt. Wer nämlich den Blick ohnehin nur nach unten richtet und dann gerade noch durch den engen Spalt in die Meisterrunde rutscht, der hat den Klassenerhalt sicher. Den einen oder anderen Verein gibt es bereits, der so ganz lässig ins neue Jahr gehen – und damit auch gleich auf die Finanzbremse treten kann. Die umgekehrte Variante: Wenn die Meisterrunde knapp verpasst wurde, ist mancher Torjäger vielleicht gar nicht mehr nötig. Kurz gefasst: Spieler mit gut dotierten Amateurverträgen sind jetzt vielleicht günstig abzugeben.

Play-off-Arithmetik: Sollte die eigene Niederlage dem Gegner den Weg in die Meisterrunde ebnen, ist sie leichter zu verkraften als ein Remis mit Blick auf einen künftig gemeinsamen Abstiegskampf. Die Niederlage wird im beschriebenen Fall nämlich gestrichen. Und so hielt etwa Christoph Hartmüller, der Coach des TSV Gau-Odernheim, die Luft an, dass zuletzt die Rüssinger nicht mit dem Schlusspfiff noch das 1:1 machen. Ein Remis wäre für die Petersberger nämlich – mit Blick auf eine dann wohl gemeinsame Abstiegsrunde – das ungünstigste Ergebnis gewesen. Dann lieber drei Punkte aus dem Sieg – oder verlieren. In Gau-Odernheim hatte Aimen Abdelaadi das 1:0 markiert. Nachlegen konnten die Gau-Odernheimer nicht, der Ausgleich hätte immer fallen können. Wäre es passiert, der TSV hätte – sofern es die Restspielzeit erlaubt hätte – alles oder nichts gespielt und den Torhüter zum Feldspieler gemacht. Für Sieg oder Niederlage. Ein Remis? Hätte nichts gebracht!

Überflüssige Siege: Nach Abschluss der Staffelrunde trennen sich also die Wege der Mannschaften. Für die einen geht es in der Aufstiegsrunde, für die anderen in der Abstiegsrunde weiter. Und mitgenommen werden lediglich Punkte aus Spielen gegen Mannschaften, die im März den gleichen Weg gehen. Da ist es bitter, die eigenen Punkte gegen den „falschen“ Gegner geholt zu haben. Nur ein Beispiel: In der B-Klasse hat die SG Eisbachtal drei Siege gesammelt, die gegen den TuS Hochheim und den TSV Rheindürkheim werden wohl aber rausfallen. Es bleiben drei Zähler aus dem Spiel gegen den TuS Wiesoppenheim, der als eigentlich abgeschlagenes Schlusslicht zwar nur gegen den SV Pfeddersheim gepunktet hat. Die SGE haben die Wiesoppenheimer in der Abstiegsrunde aber plötzlich in Reichweite.

Trainerwechsel: Genau über dieses Kuriosum kann sogar ein Trainer stolpern. Ein Beispiel ist der TSV Armsheim, der in der A-Klasse eigentlich in einer sehr komfortablen Situation zu sein scheint. Zwei Spieltage vor Ende der Staffelrunde ist er in der Schwebe zwischen Auf- und Abstiegsrunden-Platzierung. Trotzdem musste Trainer Heiko Meisenheimer zuletzt gehen. Die Entscheidung überraschte, hatte er doch nur den Auftrag, den Klassenverbleib zu sichern. Die Abteilungsleitung jedoch rechnete durch und kam zum Ergebnis: Die Hauptrunden-Platzierung wiegt in trügerischer Sicherheit. Würde in den offenen Spielen gegen die TG Westhofen und TSG Gau-Bickelheim nicht gepunktet, fänden sich die Armsheimer, die fast gegen alle Topteams gepunktet haben, in der Abstiegsrunde wieder – und dort unerwartet im Keller. Die Gefahr hatten nach Ansicht der TSV-Verantwortlichen weder Trainer und Spieler auf dem Schirm. Ein Paukenschlag sollte wachrütteln. Schweren Herzens.



Aufrufe: 015.12.2021, 17:00 Uhr
Carsten Schröder und Claus RosenbergAutor