2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ehemaliges Gespann: Trainer Thomas Siegmund (l.) wurde beim TuS Holzkirchen entlassen. Jens Eckl macht nun ohne seinen Mentor weiter. 	Foto: Andreas Leder
Ehemaliges Gespann: Trainer Thomas Siegmund (l.) wurde beim TuS Holzkirchen entlassen. Jens Eckl macht nun ohne seinen Mentor weiter. Foto: Andreas Leder

Siegmund rechnet mit TuS Holzkirchen ab: „Mit Anstand hat das wenig zu tun“

Ex-Coach bezieht Stellung

Nach seiner Entlassung meldet sich der ehemalige TuS-Holzkirchen-Trainer Thomas Siegmund zu Wort. Er übt scharfe Kritik am Vorgehen seines ehemaligen Vereins.

Holzkirchen – Die Fußball-Abteilung des TuS Holzkirchen hat eine der turbulentesten Spielzeiten seit Jahren erlebt: einen Umbruch zum vermeintlich perfekten Zeitpunkt, ausbleibende Ergebnisse unter Sebastian Pummer, gefolgt von einem für die Spieler fragwürdigen Trainerwechsel und immer wieder Konflikte innerhalb der Mannschaft. Das alles hat den Bayernligisten in eine Position manövriert, bei der der Klassenerhalt unmöglich zu sein scheint. Mit den neuen Coaches Thomas Siegmund und Jens Eckl hatten nicht nur die Fans Grund zur Hoffnung. Doch dann folgte der nächste Knall: Der neue Abteilungsleiter Christian Siegwald entließ Siegmund. Siegwald hat sich trotz Nachfrage nicht zu den Gründen näher geäußert. Im Interview bezieht nun der Ex-Coach Stellung und rechnet mit den Verantwortlichen ab.

Herr Siegmund, wie kam es zu Ihrer Entlassung?

Ich kann nicht sagen, was passiert ist, weil ich es nicht weiß.

Sie haben also nur eine kurze Mitteilung bekommen?

Herr Siegwald hat sich telefonisch gemeldet. Ich habe ihm erst mal alles Gute und Glück gewünscht. Dann dachte ich, er sei schon weg, als er sagte: „Thomas, wir haben eine Entscheidung getroffen: Wir machen nicht mehr weiter mit Dir.“

Und das wurde nicht begründet?

Nein. Er hat dann ein wenig ausgeholt oder besser gesagt versucht auszuholen, was mehr Larifari war. Es hätten sich angeblich einige Spieler gegen mich ausgesprochen. Daraufhin habe ich bei den Spielern nachgefragt, aber die wussten alle von nichts und waren überrascht.

Keine Antwort trotz versuchter Kontaktaufnahme

Haben Sie Christian Siegwald noch mal darauf angesprochen?

Ich habe angerufen, habe WhatsApp-Nachrichten geschickt, habe auf die Mailbox gesprochen, dass ich schon gerne einen Grund wissen würde. Es kam keine Antwort.

Macht Sie das wütend?

Mit Anstand hat das wenig zu tun. Den einzigen Beteiligten, den ich in Schutz nehmen muss, ist der Adrian (Saft, früherer Abteilungsleiter, Anmerk. d. Red.), mit dem ich viel Kontakt hatte und der immer noch ein wenig helfend zur Seite steht. Er wirkte selbst überrascht und meinte, dass es so eigentlich nicht geht. Im Übrigen war es ja bereits bei den Neuwahlen äußerst kurios, wie völlig unnötig kommuniziert wurde, die Beiträge der Jugend erhöhen zu wollen. Da denkt man sich dann nur, wo man hier eigentlich ist.

Welche Rolle spielte Ihr Kollege Jens Eckl?

Ich hatte oft Schwierigkeiten mit dem Jens. Ich habe mitbekommen, dass er immer öfter hintenrum Kontakt zu den Spielern hielt und meiner Meinung nach viel zu viele Details mit ihnen besprechen wollte – mit der Gefahr, durch ungeschickte Wortwahl schon am Anfang sein Gesicht zu verlieren. Ich habe gesagt: Warte doch einfach mal ab bis zur Winterpause.

Das wollte er nicht?

Ich habe immer betont, dass Jens kein Co-Trainer ist, der bei mir die Hütchen aufstellen muss, sondern wir gleichgestellt sind. Ich gab ihm Verantwortung und wollte ihn ein Stück weit aufbauen. Er hat ja den Herrenbereich nie trainiert. Ich als jüngerer Kollege würde nie, nie, nie das Gespräch mit anderen suchen, ohne das mit meinem Konterpart abzusprechen.

Fühlen Sie sich von ihm ausgebootet?

Wenn jemand etwas immer hintenrum klärt, ist das einfach anstandslos. Wir sind immer noch im Amateurbereich – Hobby, Spaß und Vereinsleben sollten zählen und nicht Hauen und Stechen. Das ist nicht meine Welt, und der Verein ist letztlich auch zu einem sehr egoistisch geführten geworden. Es nehmen sich alle zu wichtig.

Und Sie wurden schließlich entfernt?

Dass man das dann so löst, ist Wahnsinn. Es ist ja so: Wir alle lesen Zeitung, und auch in diesem Falle. Dann heißt es ja oft zurecht: „Na ja, ein bisschen Schuld trifft jeden.“ Das heißt, dass ich schon mal zur Hälfte an dieser Geschichte Schuld sein müsste. Aber, meine Güte, ich habe alles versucht, und man kann festhalten: Man hat mich komplett demontiert.

"Das Kapitel Fußball als Trainer ist für mich beendet"

Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Abteilung Fußball?

Wenn man mal alleine das letzte halbe Jahr sieht: Was da an Artikeln zu lesen war, was da an Löchern gegraben wurde, was da alles passiert ist… Und jetzt macht man mit mir eine weitere Baustelle auf? Ich hätte es ja eher verstanden, wenn mir nach der Saison gesagt wird, der TuS will nur mit einem Trainer weitermachen oder sonst was. Ich wollte vor allen Dingen die Jugend und die Heimatnähe samt Sponsoren wieder in den Verein bringen – das war mein Ziel.

Wie geht es für Sie weiter?

Ich für meinen Teil habe damit abgeschlossen. Der Schlüssel ist umgedreht, und meine Fußballsachen sind im Mülleimer. Das Kapitel Fußball als Trainer ist für mich beendet. Für mich ist es eine menschliche Katastrophe. Ich bin ja im Prinzip gekündigt, obwohl ich alle Tagesabläufe auf den Verein ausgerichtet habe.

Hatten Sie Kontakt zu Jens Eckl? Er bedauerte ja, dass Sie nicht mehr Trainer sind und wollte Sie anrufen.

Nein, der hat sich nicht gemeldet. Sie müssen sich mal vorstellen: Wenn bei einem normalen Verein eine Entscheidung zu treffen ist, dann handelt doch jeder normale Mensch, der Co-Trainer ist, nach dem Motto: „Moment mal, das müssen wir schon mit dem Trainer besprechen, dann können wir eine einvernehmliche Lösung finden.“ Aber er geht da im Hintergrund hin und sagt Ja zu meiner Entlassung. Wer so etwas mit einem Menschen macht, obwohl er von seinem ehemaligen Trainer ins Boot geholt wird, mit dem brauche ich keinen Kontakt. Ich könnte auch die Sache herunterspielen, indem ich sage, meine Berufsvorhaben haben sich verändert. Dann hätte ich wenigstens mein Gesicht bewahrt. Aber so stehe ich ohne Gesicht da, weil ich erzähle, was passiert ist.

Das Gespräch führte Hans Spiegler.

Aufrufe: 020.2.2019, 10:38 Uhr
Holzkirchner Merkur / Hans SpieglerAutor