2024-05-24T11:28:31.627Z

Turnier
Erdan Kurpejovic verstarb im Mai mit gerade einmal 26 Jahren. Sein Verein hat ein Gedächtnisturnier organisiert, die Einnahmen gehen an die Familie.
Erdan Kurpejovic verstarb im Mai mit gerade einmal 26 Jahren. Sein Verein hat ein Gedächtnisturnier organisiert, die Einnahmen gehen an die Familie. – Foto: FuPa/Bariskan

Sie nannten ihn »Edo«

SV Türkgücü Ippesheim lädt zu Gedächtnisturnier für verstorbenen Mitspieler +++ Abschied von Gute-Laune-Mensch

Winzenheim. Sie nannten ihn „Edo“. Kurz und knackig war das, eingängig, schnell zu rufen. Wie die Künstlernamen brasilianischer Ballzauberer fast. „Hier, Edo!“, „Edo, diago!“, „Jetzt, Edo!“ Und das, seitdem er, mit vollem Namen Erdan Kurpejovic, ein Jugendlicher war, der wie alle andern von der großen Fußballbühne träumte. Irgendwo, fernab der Kreuznacher Provinz, das große Ding eben. „Er hat den Sport geliebt. Wenn er was gemacht hat, dann wollte er es gut machen“, erzählt René Bielau, Kurpejovics engster Freund, eigentlich ein „richtiger Bruder“, wie er sagt.

Natürlich, „Edo“, der in seiner letzten Saison für Türkgücü Ippesheim auflief, hatte seine Ticks. Seine Rituale. Oft, da stopfte er sich wenige Minuten vor dem Spiel eine Rindswurst mit ordentlich Senf in den Magen. Im Winter rieb er seinen Leib in der Kabine dick mit Heizcreme ein, denn Warmlaufen sei ja völlig überbewertet, pflegte er zu sagen. Und dann rannte sich der Mann im Zentrum die Lunge aus dem Leib. 70, 80 Minuten, bis er schnaufend den Wechsel anzeigte.

Ehemalige Weggefährten wollen der Familie helfen

Das war „Edo“. Ein Kämpfer, einer für die Mannschaft, erzählt man. Am 22. Mai diesen Jahres, ein sonniger und warmer Mittwoch, wurde Erdan Kurpejovic seiner Familie, seinen Freunden, seiner Mannschaft aus der Mitte gerissen. Plötzlich, unerwartet. Der montenegrinische Familienvater, der „überall einzusetzen war, wo er gebraucht wurde“, so weiß Trainer Ekrem Emirosmanoglu, war nicht älter als 26. Und eigentlich viel zu jung. Gut einen Monat nach Kurpejovics Ableben steigt jetzt am Sonntag, Kunstrasen Winzenheim, der erste Edo-Cup (ab 10 Uhr). Zum Gedenken an einen Fußballer, „für den Geben immer mehr war als Nehmen“, meint Valon Kerolli, Teamkamerad und einer von „Edos“ engsten Vertrauten.

Gefühlt halb Kreuznach versammelte sich nach der Schocknachricht vor seinem Haus. Wartete. Half der Familie. Hilfe, ein Schlagwort. 20 Hobbyteams trieben die verantwortlichen Türkgücü-Organisatoren nun in kürzester Zeit auf, viele Weggefährten sind dabei, immerhin stürmte der Ippesheimer für eine Reihe von Klubs aus der Region. Hüffelsheim, Karadeniz, Rüdesheim und so weiter. Der komplette Umsatz am Sonntag – eine Spendenbox steht, dazu eröffneten die Freunde ein Bankkonto – geht an Kurpejovics Verbliebene. Man möchte geben für einen Menschen, der anderen im Leben immer gegeben hat. Seien es eine Currywurst für Jungs im Schwimmbad, die er nicht mal kannte, oder 50 Euro für den verschollenen Verbandskasten, weil er Tape brauchte. Von „Loyalität pur“ spricht der frühere Rüdesheimer Keeper Micha Gschwindt, von dem „Herz aus Gold“ und von einem „kleinen Bruder, der es jedem Recht machen wollte“. Immer, einfach „Edo“ eben.

Einmal, erinnert sich Emirosmanoglu, machte er sie in seiner letzten Saison nochmal alle frisch. Im türkischen Stadtderby. Kurpejovic eroberte die Kugel aus dem Nichts, ließ drei Mann von Karadeniz wie Slalomstangen stehen, legte quer, Tor. Immer wieder wollte er ins Training, die Schichtarbeit war ein Hindernis, und dennoch stand er sonntags auf der Matte, wenn der Trainer ihn brauchte. Da konnte er selbst seit einer Woche nicht richtig geschlafen haben. „Edo“ wurde gerufen, „Edo“ kam. „Er hat die Jungs geliebt und sich immer den Hintern aufgerissen. Über ihn hat man nie was Negatives gehört“, so Emirosmanoglu. „Er war ehrgeizig, er war impulsiv. Jeder konnte auf ihn zählen“, sagt auch Bielau, der meistens sonntags an der Seitenlinie stand. Doch das wichtigste, und das, warum Kurpejovic sich allen Kickern hier ins Gedächtnis brennt: Auf und neben dem Platz war er der Gute-Laune-Mensch. Spaßvogel, Stimmungskanone, Motivator. Wenn er nicht gerade mit den Eigenen scherzte, dann hielt er halt den Gegner im Arm. Man konnte ihm gar nicht böse sein, sagen sie. Und gelacht habe er ja sowieso immer, der „Edo“.

„Hör doch mal auf!“, gehörte zu seinen Lieblingssprüchen, erinnern sich Bielau, Kerolli und Gschwindt. Am 12. Mai, zehn Tage vor seinem Tod, wurde im Spiel ein letztes Mal das rote Ippesheimer Trikot mit der Nummer acht getragen. Von ihm, Erdan „Edo“ Kurpejovic. Vergeben wird sie bei Türkgücü nicht mehr.

Aufrufe: 028.6.2019, 21:30 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor