2024-06-17T07:46:28.129Z

Allgemeines
Christian Schöllner, Vorsitzender des SV Warngau.
Christian Schöllner, Vorsitzender des SV Warngau. – Foto: Thomas Plettenberg

Schöllner: „Mannschaftssport ist das A und O für das spätere Leben“

Vorsitzender des SV Warngau im Interview

Im Interview betont Christian Schöllner, Vorsitzender des SV Warngau, die Bedeutung des Mannschaftssports.

Warngau – Die Fußballer des SV Warngau stehen in der A-Klasse auf dem dritten Tabellenplatz und warten seit der Unterbrechung im Herbst auf eine Fortsetzung der Spielzeit. Die Hoffnung auf einen Aufstieg in die Kreisklasse ist hoch, doch bei einem Abbruch würde das ganze Spiel von vorne losgehen. Dass diese Problematik für Vorsitzenden Christian Schöllner derzeit nur eine der kleineren darstellt, legt offen, welch einen schweren Stand Amateurvereine in der Corona-Krise haben. Ein Gespräch über den Wechsel von Kindern in den Einzelsport, die Abhängigkeit von Mitgliedsbeiträgen und einen sportlichen Blick in die Zukunft.

Herr Schöllner, wie kommt der SV Warngau seit mehr als einem Jahr durch die Krise?

Zunächst einmal geht es ja allen Sportvereinen in gewisser Weise gleich. Jeder hat im Hinterkopf, dass es ja irgendwann wieder normal weitergehen muss – und darauf hofft man. Aber jeder Tag länger ohne Normalzustand nimmt den Sportlern natürlich Motivation und den Willen, durchzuhalten.

Und finanziell?

Bei uns war es so, dass wir – obwohl Sport nicht immer möglich war – auf die wichtigen Mitgliedsbeiträge zählen konnten. Dafür kann man sich nur herzlich bedanken, denn ohne diese hätten auch wir Probleme. Unsere Einnahmen kommen ansonsten überwiegend über Veranstaltungen. Mindestens solange diese nicht möglich sind, kann man nur auf großzügige Herzen und Verständnis der Menschen hoffen, dass Vereine auf diese Einnahmen angewiesen sind.

Wo finden Sie derzeit die größten Probleme vor und was bereitet Ihnen am meisten Sorge?

Die größte Sorge bereitet mir der Jugendbereich. Hier haben wir seit Jahren einen Rückgang der Kinder im Mannschaftssport. Jetzt kam zusätzlich mit Corona der Lockdown dazu, der uns gezeigt hat, dass es verdammt schwer ist, die Kinder wieder zu aktivieren und auf den Rasen oder in die Halle zu bekommen. Unsere Trainer haben in dem Bereich riesige Arbeit geleistet, sodass der Verlust von jungen Sportlerinnen und Sportlern gering gehalten werden konnte.

Schöllner: Nur wenige Mitgliederverluste

Fänden Sie eine deutliche Zunahme des Einzelsports bedenklich?

Man kann in solchen Zeiten, in denen Mannschaftssport nicht erlaubt ist, natürlich niemandem einen Vorwurf machen, wenn man zum Beispiel Radsport oder Tennis ausprobiert. Aber es ist ja unbestritten, dass gerade der Mannschaftssport für die Gesundheit und die soziale Entwicklung das A und O für das spätere Leben darstellt. Enorm wichtige Werte wie Fairness, Teamgeist, der Umgang mit Sieg und Niederlage oder ehrenamtliche Arbeit werden vermittelt – dies alles macht Corona schwierig.

Wie kann man den Fokus der Kinder zukünftig wieder auf den Teamsport richten?

Wir werden mit unseren Trainern versuchen, ein Konzept mit verschiedenen Aktionen zu erarbeiten, um Sport im Verein weiterhin schmackhaft zu machen. Aber auch das ist aktuell schwer, da langfristige Planungen nicht möglich sind. Was jedoch mindestens genauso wichtig ist: Die Einstellung der Eltern. Nur wenn die Eltern ihre Kinder mit Überzeugung zum Sport bewegen, können wir unser Bestes mit ihnen versuchen.

Wie können diese Probleme die Arbeit im Verein beeinflussen, wenn Corona beherrschbar ist?

Neben den schon angesprochenen Abgängen in den privaten Einzelsport könnten neue Regeln von den zuständigen Behörden kommen. Wenn uns diese dauerhaft in Training, Spiel oder Turnier, aber auch bei anderen Veranstaltungen begleiten, kann uns das vor massive Probleme stellen.

Sie haben bereits von der Abhängigkeit der Mitgliedsbeiträge gesprochen. Gibt es viele Mitglieder, die aus dem Verein austreten wollen oder es schon getan haben?

Da wir ein kleiner Verein mit circa 800 Mitgliedern sind, und wir diese hauptsächlich aus unserer Gemeinde oder der näheren Umgebung generieren, haben wir Gott sei Dank noch nicht zu viele. Aber es gab durchaus Abmeldungen, weil man seine Sportart nicht mehr ausüben konnte.

Schöllner: Habe an Aufstieg geglaubt

Die andere angesprochene Einnahmequelle waren Veranstaltungen. Kann man Feste – zumindest im Hinterkopf – für Herbst oder Winter planen?

Feste einzuplanen halte ich zur Zeit für Unsinn, da die Vergangenheit gezeigt hat, dass alles, was uns die Politik vermittelt, sehr schnell wieder verworfen werden kann. Sollte kurzfristig etwas erlaubt sein, werden wir es auch machen. Wir sehnen uns alle wieder nach Gesellschaft und die brauchen wir Menschen auch dringend. Das Einzige, was wir planen, ist die Feier unseres 60-jähriges Bestehens 2022 – natürlich mit Ausweichterminen.

Lassen Sie uns noch zum Sportlichen kommen: Wie ärgerlich ist es, mitten im Rennen um den Aufstieg nicht weiterspielen zu können? Und wie bitter wäre ein Abbruch der Saison mit Quotientenregelung?

Für unsere erste Mannschaft ist dies sehr bitter, denn wir waren gut dabei und ich habe fest an den Aufstieg geglaubt. Egal was kommt, wir werden alles geben, um den Aufstieg noch zu schaffen.

Wie könnte man sich bestmöglich auf dieses Vorhaben vorbereiten, sollte die Spielzeit ab 24. April fortgesetzt werden können?

Wir würden uns natürlich zuhause vorbereiten und auch ein kleines Trainingslager am Sportplatz planen.

Aufrufe: 019.3.2021, 09:43 Uhr
Holzkirchner Merkur / Hans SpieglerAutor