2024-06-04T08:56:08.599Z

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Johannes Geitner (links) und Jürgen Schmid sind beim ASV Neumarkt sprichwörtlich im Regen stehen gelassen worden.
Johannes Geitner (links) und Jürgen Schmid sind beim ASV Neumarkt sprichwörtlich im Regen stehen gelassen worden. – Foto: Melanie Zink

Schmid/Geitner: »Ein falsches Spiel auf verschiedensten Ebenen«

Eine Nacht nach ihrem Rauswurf beim ASV Neumarkt blicken die geschassten Trainer Jürgen Schmid und Johannes Geitner zurück auf die vergangenen zehn Tage bei den Oberpfälzern

Der größte Verlierer des Theaters rund um den ASV Neumarkt ist der Verein selber, der in den vergangenen zehn Tagen ein alles andere als gutes Bild abgegeben hat - und wohl noch länger mit dem daraus entstandenen verheerenden Imageschaden zurechtkommen muss. So viel steht fest. Und das betonen auch die beiden entlassenen Trainer Jürgen Schmid und Johannes Geitner im Gespräch mit FuPa: "Den Verein wegen einer Lapalie - einer absolut gerechtfertigten Suspendierung eines Spielers - komplett an die Wand zu fahren, zeigt, dass es gerade im Fußball nur um Egoismus, Einfluss sowie Selbstdarstellung und -überschätzung geht."

Die Spielerrevolte ist geglückt. Die Rädelsführer um Jonas Marx waren erfolgreich. Am Donnerstag hat 1. Vorsitzender Jürgen Drabant das Trainerduo freigestellt - und sich somit den streikenden Spielern unterworfen. Eine Entscheidung, die der Großteil der Außenstehenden nicht nachvollziehen kann. Jürgen Schmid und Johannes Geitner bleibt dennoch nichts anderes übrig, als ihren Rausschmiss nur neun Tage nach der Verlängerung zu akzeptieren. Trotzdem standen sie - mit dem Abstand von einer Nacht - für ein Gespräch parat.

"Letzten Endes muss man sagen: Das war insgesamt ein absolut falsches Spiel beim ASV auf verschiedensten Ebenen", stellt Jürgen Schmid zusammenfassend ernüchtert fest. Um seine Aussage etwas genauer zu erklären, muss er ehemalige Profi etwas weiter ausholen - und noch einmal, dieses Mal detaillierter auf die von ihm verfügte Suspendierung von Jonas Marx eingehen. "Er hätte eigentlich schon nach seinem Probetraining in Seligenporten im Sommer, das er ohne Abmeldung bei uns Trainern absolviert hat, freigestellt werden können und sollen. Wohlwissend um diese sensible Thematik und weil wir Ruhe haben wollten, erfolgte dieser Schritt nicht."

Die Verfehlungen des 27-Jährigen gingen aber aus Sicht des 40-Jährigen weiter. So soll der torgefährliche Außenbahnspieler u.a. zwischenzeitlich das Trainerteam nicht mehr gegrüßt haben. Respektlosigkeiten, die nicht nur das Trainerteam wahrgenommen hat, wie Jürgen Schmid darstellt: "Kapitän Alex Braun hat mir schon vor der Saison für den Mut gratuliert, Jonas Marx die Stirn zu bieten und zeigte sich enttäuscht von der Mannschaft, dass sich diese für Jonas positionierte - eben jene Mannschaft, bei der Jonas vor der Saison nur einigen wenigen Spielern Bayernliga-Niveau attestierte."

Apropos Braun: Den 29-jährigen Spielführer benennen die ehemaligen ASV-Coaches als Drahtzieher ihrer Entlassung - neben Daniel Haubner, eben Jonas Marx und Philipp Majewski. Und das obwohl Braun und Haubner bei den Vertragsverhandlungen im November "kein negatives Wort verloren haben und mit ziemlicher Sicherheit unter dem Trainerduo Schmid/Geitner für eine bzw. zwei weitere Spielzeiten zugesagt hätten. Angesichts dessen sind manche Aussagen der vergangenen Tage nicht nur fragwürdig, sondern auch nachweislich nicht wahr und nicht ehrlich." Generell haben der hier zitierte Geitner sowie Schmid festgestellt, dass viele Neumarkter Spieler "trotz junger Jahre alles besser wissen als beispielsweise ein ehemaliger Profifußballer oder ein Uni-Sportdozent und generell beratungsresistent sind."

Soviel zum Hintergrundrauschen, dem Auslöser des Neumarkter-Theaters der vergangenen Woche. "Und dann geht es aber erst richtig los", umschreibt Jürgen Schmid das Krisenmanagement der Vereinsspitze seit dem 9. Februar - und meint damit vor allem die Vorgehensweise der "selbsternannten Mediatoren" Thomas Lehmaier und Manfred Hampl: "Warum man bei Vermittlungsgesprächen auf die Idee einer Misstrauensvotumsliste kommt, bleibt schleierhaft." Noch am Montag hätten genannte Vereinsvertreter und auch Vereinsboss Drabant dem Trainerduo den Rücken gestärkt und den Rauswurf von Marx, Braun und Haubner forciert. Mehrere Rollen rückwärts folgten, ehe am Donnerstag dann inzwischen bekannte Entscheidung gefällt worden ist.

"Fragwürdig ist auch, warum bei den Einzelgesprächen der angeblichen Mediatoren - zu denen wir nicht erscheinen durften - plötzlich ein Burgfrieden verkündet wurde, obwohl wir davon gar nichts wussten", berichtet Johannes Geitner, dem es an dieser Stelle wichtig ist, damit auszuräumen, dass die Mannschaft in den vergangenen Krisentagen als Ganzes die Entlassung der Trainer forderte: "Erstens wurden nicht alle Spieler befragt, zweitens haben sich einige nicht gegen die Trainer ausgesprochen und drittens hätte der Verein durch das Netzwerk des Trainerteams und Umfeldes auch kurzfristig noch noch den ein oder anderen Spieler verpflichten können, sodass man den Spielbetrieb am Laufen und für die neue Saison aufbauen hätte können."

Noch am Mittwoch hätte Jürgen Drabant diesem Plan zugestimmt - und noch einmal der Suspendierung von Haubner, Marx, Braun und Majewski zugestimmt. "Warum dieser nach Gesprächen mit den angeblichen und nach eigener Aussage unbeteiligten Lehmeier und Hampl vom Gegenteil überzeugt wurde, ist nicht nur fragwürdig, rückgratlos und enttäuschend, sondern kann nur dazu führen, dass der Verein sein Gesicht noch mehr verliert", findet Jürgen Schmid klare Worte.

Übrigens: Das Donnerstagstraining leitete wiederum Michael Lohse, der eigentlich in Reichertshofen in der Verantwortung steht und schon am Dienstag als Aushilfscoach eingesprungen war...

Aufrufe: 018.2.2022, 11:05 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor