Was waren die Hintergründe für diesen ungewöhnlichen Schritt? Und sind die Unterfranken die Ausnahme – oder nur eine Art Vorreiter?
Alexander Dürbeck wählt seine Worte bewusst. Einiges ist auf den Vorsitzenden des FC Augsfeld in den letzten Tagen eingeprasselt. Kein Wunder. Ein Rückzug einer Mannschaft aus dem Landesligaspielbetrieb kommt nicht alle Tage vor. Letztlich war er aber unvermeidlich.
Anfang Januar waren die Verantwortlichen des knapp 200 Mitglieder zählenden Vereins aus dem Haßfurter Ortsteil zu dem Schluss gekommen, dass die Landesliga auf Dauer nicht zu stemmen ist. „Der Aufwand ist zu groß“, so Dürbeck, und meint damit sowohl die personelle wie auch die finanzielle Seite. Deshalb wollte man sich beim unterfränkischen Verein, der als Bezirksligameister im Zuge der Spielklassenreform 2012 die Qualifikation für die neue fünfgleisige Landesliga schaffte, sportlich neu orientieren. Als Trainer Dieter Schlereth vom bevorstehenden Rückzug aus der Liga im Sommer – unabhängig vom sportlichen Ausgang – unterrichtet wurde, trat er umgehend zurück. Und mit ihm ein Großteil der Mannschaft, weshalb den Vereinsverantwortlichen nichts mehr anderes übrig blieb, als sofort zurückzuziehen.
Das vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) noch nicht bestätigte Szenario sieht nun so aus, dass die Augsfelder auf den letzten Platz gesetzt und alle bisherigen Spiele annulliert werden. Der FC muss in der neuen Saison mit der zweiten Mannschaft (Kreisliga) neu angreifen. Bernd Reitstetter, Spielleiter der Landesliga Nordwest, ist über den ganzen Vorgang natürlich nicht glücklich. Allerdings geht er auch pragmatisch an das Thema heran. „Solche Fälle hat es schon immer gegeben. Ich muss mir überlegen, was mein Verein leisten kann. Da sind beim ein oder anderen Verein vielleicht auch die Strukturen nicht mit dem sportlichen Erfolg mitgewachsen“, so der Würzburger, der an die „Eigenverantwortung der Vereine“ appelliert. Zudem wehrt sich Reitstetter dagegen, die neue Landesliga per se schlechtzureden. Denn hier und da hört man schon Gegrummel über diese Spielklasse.
Gerade in Mittelfranken, dessen Vereine nach der Abschaffung der Bezirksoberliga inzwischen auf vier der fünf Landesligen verteilt sind. Was vor allem weite Fahrten nach sich zieht. Mehr oder weniger offiziell aus der Deckung wagt sich ein Vertreter aus Oberfranken. Schon vor dem Rückzug des FC Augsfeld aus der Nordwest-Staffel meldete der FC Strullendorf aus der Nordost-Gruppe laute Bedenken an, ob er denn über den Sommer hinaus noch in der sechsthöchsten Spielklasse Bayerns vertreten sein will. „Diese Liga ist für uns einfach unattraktiv“, sagt Richard Rödel, Sportvorstand des Vereins aus dem Landkreis Bamberg, offenherzig. „Finanziell geht es uns nicht schlechter als anderen, wir leben halt von der Hand in den Mund“, so Rödel, den jedoch Themen wie „Sicherheitsspiele, Live-Ticker und was weiß ich noch alles“, stören. Und ihm fehlen die Derbys. Vor dieser Saison wurden ja auch die „Bamberger Vereine“ Strullendorf, Pettstadt (beide Nordost), Don Bosco Bamberg und Stegaurach (beide Nordwest) „getrennt“. Die aktuelle Saison will der FC auf jeden Fall ordentlich zu Ende bringen, eine endgültige Entscheidung darüber hinaus ist noch nicht gefallen. Sie würden laut Rödel gerne in der Bezirksliga weiterspielen, doch das ist nach der aktuellen Spielordnung nicht möglich (siehe Artikel unten).
Sportlich absteigen wäre eine Möglichkeit, die allerdings in der Praxis – bewusst – kaum umzusetzen ist. „Müssen wir uns das alles jedes Jahr antun?“, fragt Richard Rödel schließlich rhetorisch. In Augsfeld haben sie diese Frage schon beantwortet.