2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
Der FC Augsfeld tritt ab kommender Saison in der Kreisliga an. F: Alexander Waltrapp
Der FC Augsfeld tritt ab kommender Saison in der Kreisliga an. F: Alexander Waltrapp

Rödel: "Müssen wir uns das jedes Jahr antun?"

Der sofortige Rückzug des FC Augsfeld aus der Landesliga wirft Fragen auf

Der sofortige Rückzug des FC Augsfeld aus der Landesliga Nordwest in der vergangenen Woche sorgte im Amateurfußball - auch bei den mittelfränkischen Landesligisten - für Diskussionsstoff.

Was waren die Hintergründe für diesen ungewöhnlichen Schritt? Und sind die Unterfranken die Ausnahme – oder nur eine Art Vorreiter?

Alexander Dürbeck wählt seine Worte bewusst. Einiges ist auf den Vorsitzenden des FC Augsfeld in den letzten Tagen eingeprasselt. Kein Wunder. Ein Rückzug einer Mannschaft aus dem Landesligaspiel­betrieb kommt nicht alle Tage vor. Letztlich war er aber unvermeidlich.

Anfang Januar waren die Verant­wortlichen des knapp 200 Mitglieder zählenden Vereins aus dem Haßfurter Ortsteil zu dem Schluss gekommen, dass die Landesliga auf Dauer nicht zu stemmen ist. „Der Aufwand ist zu groß“, so Dürbeck, und meint damit sowohl die personelle wie auch die finanzielle Seite. Deshalb wollte man sich beim unterfränkischen Verein, der als Bezirksligameister im Zuge der Spielklassenreform 2012 die Quali­fikation für die neue fünfgleisige Lan­desliga schaffte, sportlich neu orientie­ren. Als Trainer Dieter Schlereth vom bevorstehenden Rückzug aus der Liga im Sommer – unabhängig vom sportli­chen Ausgang – unterrichtet wurde, trat er umgehend zurück. Und mit ihm ein Großteil der Mannschaft, wes­halb den Vereinsverantwortlichen nichts mehr anderes übrig blieb, als sofort zurückzuziehen.

Das vom Bayerischen Fußball-Ver­band (BFV) noch nicht bestätigte Sze­nario sieht nun so aus, dass die Augs­felder auf den letzten Platz gesetzt und alle bisherigen Spiele annulliert werden. Der FC muss in der neuen Sai­son mit der zweiten Mannschaft (Kreisliga) neu angreifen. Bernd Reit­stetter, Spielleiter der Landesliga Nordwest, ist über den ganzen Vor­gang natürlich nicht glücklich. Aller­dings geht er auch pragmatisch an das Thema heran. „Solche Fälle hat es schon immer gegeben. Ich muss mir überlegen, was mein Verein leisten kann. Da sind beim ein oder anderen Verein vielleicht auch die Strukturen nicht mit dem sportlichen Erfolg mit­gewachsen“, so der Würzburger, der an die „Eigenverantwortung der Ver­eine“ appelliert. Zudem wehrt sich Reitstetter dagegen, die neue Landes­liga per se schlechtzureden. Denn hier und da hört man schon Gegrummel über diese Spielklasse.

Gerade in Mittelfranken, dessen Vereine nach der Abschaffung der Bezirksoberliga inzwischen auf vier der fünf Landesligen verteilt sind. Was vor allem weite Fahrten nach sich zieht. Mehr oder weniger offiziell aus der Deckung wagt sich ein Vertre­ter aus Oberfranken. Schon vor dem Rückzug des FC Augsfeld aus der Nordwest-Staffel meldete der FC Strullendorf aus der Nordost-Gruppe laute Bedenken an, ob er denn über den Sommer hinaus noch in der sechst­höchsten Spielklasse Bayerns vertre­ten sein will. „Diese Liga ist für uns einfach unattraktiv“, sagt Richard Rödel, Sportvorstand des Vereins aus dem Landkreis Bamberg, offenherzig. „Finanziell geht es uns nicht schlechter als anderen, wir leben halt von der Hand in den Mund“, so Rödel, den jedoch Themen wie „Sicherheits­spiele, Live-Ticker und was weiß ich noch alles“, stören. Und ihm fehlen die Derbys. Vor dieser Saison wurden ja auch die „Bamberger Vereine“ Strullendorf, Pettstadt (beide Nord­ost), Don Bosco Bamberg und Stegau­rach (beide Nordwest) „getrennt“. Die aktuelle Saison will der FC auf jeden Fall ordentlich zu Ende bringen, eine endgültige Entscheidung darüber hinaus ist noch nicht gefallen. Sie wür­den laut Rödel gerne in der Bezirks­liga weiterspielen, doch das ist nach der aktuellen Spielordnung nicht mög­lich (siehe Artikel unten).

Sportlich absteigen wäre eine Mög­lichkeit, die allerdings in der Praxis – bewusst – kaum umzusetzen ist. „Müs­sen wir uns das alles jedes Jahr antun?“, fragt Richard Rödel schließ­lich rhetorisch. In Augsfeld haben sie diese Frage schon beantwortet.

Aufrufe: 03.2.2014, 16:15 Uhr
Mathias Hochreuther (NZ)Autor