2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau
– Foto: H. Deckenbach

Riedrode ist heiß auf den Start

Gruppenliga Darmstadt: FSG Riedrode geht ins erste Jahr nach der "richtigen" Fusion / Klassenerhalt als oberstes Ziel

Pünktlich pfeift der Schiedsrichter das Spiel ab. Die Blicke gehen gespannt in Richtung Lampertheim. Trotz des 8:1 Kantersieges, zu Hause gegen Olympia Lorsch, kann sich in Riedrode noch niemand wirklich freuen. Doch dann die frohe Botschaft aus Lampertheim. Der TV Lampertheim hat dem Stadtnachbarn und direkten Konkurrenten VfR Bürstadt ein 2:2 abgetrotzt.

Ein Ergebnis, dass der FSG Riedrode zur Meisterschaft reicht. An jenem 26. Mai 2019 wurde in Riedrode Geschichte geschrieben. In ihrer Premierensaison gelang es den Riedrodner direkt die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg von der Kreisoberliga in die Gruppenliga perfekt zu machen. Mit verantwortlich für den ersten Meilenstein, in der noch jungen Historie der FSG, ist das Trainerduo Duro Bozanovic und Andreas Keinz. Diese auf Anhieb funktionierende Zusammenarbeit ist dabei gewiss keine Selbstverständlichkeit. Beide Fußballtrainer waren vor ihrer gemeinsamen Station bei der FSG Riedrode schon im Bürstädter Ortsteil Riedrode tätig. Duro Bozanovic trainierte den FSV Riedrode. Andreas Keinz den Lokalrivalen SG Riedrode. Ein Thema war die ehemalige Rivalität der beiden gleich zu Beginn keine mehr. Beiden sieht man nach der ersten gemeinsamen Saison an, dass sie gut miteinander harmonieren und sich auch als Gesprächspartner in Interviews bestens ergänzen. „Man muss nicht immer einer Meinung sein. Jeder von uns hatte hier und da im Laufe der Saison seinen Standpunkt, was das Geschehen auf dem Platz angeht. Wichtig war und ist es uns bis jetzt, dass wir uns gemeinsam an den Tisch setzen und die Dinge miteinander diskutieren, um so das Beste für den gesamten Verein rauszuholen“, erzählt Duro Bozanovic über das erste Jahr als Trainerduo. Einen kurzen Blick zurück auf die vergangene Saison bestätig Bozanovic. Mit 102 erzielten Toren stellte die FSG den besten Angriff der Kreisoberliga Bergstraße. Mit 37 Gegentoren stellte man ebenso die beste Defensive der Liga. Das stellt auch Andreas Keinz fest: „Natürlich gab es in der Saison auch mal Dinge auf dem Platz, die ausbaufähig waren. Doch haben wir eine junge Mannschaft auf dem Platz gesehen, die ihre Gegner bespielte. Für uns war es das Jahr über oft schwer, da viele Mannschaften tief standen und kein großes Interesse daran hatten mit uns Fußball zu spielen. Das haben die Jungs häufig gut gelöst“. Ein Blick auf die Heimbilanz verdeutlicht das nochmal. 13 der 15 Spiele vor heimischer Kulisse konnten gewonnen werden. Mit dieser Heimstärke wollen Bozanovic und Keinz nun die nächste Aufgabe - Gruppenliga - meistern.

Anfangsphasen nicht verschlafen

In der Gruppenliga erwartet das Gespann andere Spiele als noch in der Kreisoberliga. „Die Mannschaften in der Gruppenliga wollen mitspielen. Da steht kaum ein Gegner mehr tief und wartet ab. Diese Liga bietet schon tollen Fußball“, freut sich Bozanovic auf die kommenden Aufgaben. Die erste Aufgabe hat es Auswärts beim letztjährigen Tabellenachten der Gruppenliga Türk Gücü Rüsselsheim gleich in sich. Trotz des Abgangs von ihrem Goalgetter Emin Yalin (wechselte diesen Sommer zu TSKV Türkgücü Frankfurt 1983) sind die Rüsselsheimer ein ernstzunehmender Gegner. Was den Trainern vor Beginn der Runde noch ein wenig sorgen bereitet ist die Arbeit gegen den Ball. Hier müsse man im Kollektiv weiterarbeiten, noch kompakter agieren um den Gegner so wenig Räume wie möglich bieten, fügt Bozanovic an. Andreas Keinz ergänzt ihn dabei: „Vor allem die Anfangsphasen dürfen wir nicht mehr so oft verschlafen. In der Kreisoberliga konnten wir es uns des Öfteren noch erlauben in Rückstand zu geraten. Das hatte dann häufig den Hallo-Wach-Effekt. In der Gruppenliga wird zum einen jede Nachlässigkeit gnadenlos bestraft und zum anderen ist es nach einem Rückstand schwieriger wieder den Anschluss zu finden“.

Transfercoup Chris Keilmann

Dabei helfen, auch in der Gruppenliga die Null zu halten, soll Neuzugang Chris Keilmann. Der gebürtige Lampertheimer, der die berühmt berüchtigte Gerry-Ehrmann-Torwartschule in Kaiserlautern genoss, kommt von Wormatia Worms nach Riedrode. Einen Blick auf seine bisherige Karriere zeigt, dass man mit Keilmann einen großen Namen für die Gruppenliga für sich gewinnen konnte. Von den Amateuren der Roten Teufel aus Kaiserslautern ging es im Jahre 2013 zu Eintracht Trier, die in der Regionalliga Südwest spielten. In der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands setzte sich Keilmann in Trier durch und hütete dort das Tor bis 2017. Bedingt durch den Abstieg Triers zog es Keilmann zum ehemaligen Zweitligisten TuS Koblenz, ebenfalls in der Regionalliga Südwest beheimatet. Nach einem Jahr und 20 Spielen in Koblenz ging die Reise weiter nach Worms, zur Wormatia. Auch dort blieb Keilmann ein Jahr. Nach dem abermaligen Abstieg entschied sich der heute 27-Jährige für den Wechsel nach Riedrode, sehr zur Freude seiner beiden Trainer. Hauptverantwortlich für den Transfer ist Duro Bozanovic, der Keilmann eine Ausbildungsstelle vermitteln konnte. „Chris hat sich in der abgelaufenen Saison viele Gedanken um seine Zukunft gemacht. Nach der letzten Saison stand für ihn fest, dass es für ihn sehr wahrscheinlich über die Regionalliga nicht weiter hinaus gehen wird“, beschreibt Bozanovic die Beweggründe für den Schritt Keilmanns nach Riedrode. „Nachdem wir vor einem Jahr schon mit ihm gesprochen hatten, da der Wechsel damals aber noch scheiterte, kam Chris nach dem Abstieg der Wormatia auf uns zu. Durch die Ausbildung hat Chris zum einen ein Standbein für die Zeit nach der Karriere und kann zum anderen als Führungsspieler für uns agieren“, sagt Bozanovic weiter.

Sieben Keeper ist keiner zu viel

So sensationell die Verpflichtung Keilmanns für Riedrode auch ist, so aufgebläht erscheint die Situation auf der Torwartposition bei der FSG. Mit Chris Keilmann, Eduard Tropman, Nicolas Mohr, Christian Knecht, Florian Grinda, Daniel Siegler und Nils Heiser stehen dem Verein damit sieben Torhüter zu Verfügung. Für Bozanovic und Keinz ist das aber trotzdem keiner zu viel: „Es werden alle Keeper bei uns bleiben. Es gab Gerüchte und auch Anfragen von anderen Vereinen bezüglich unserer Keeper. Doch alle haben sich dafür entschieden, ihren Weg in Riedrode weiter zu gehen. Wir werden definitiv keinen vom Hof jagen. Im Gegenteil, über jeden unserer Torhüter sind wir froh, dass er bei uns ist“, sagt Bozanovic. Gleichwohl werden Bozanovic und Keinz die durchaus ungewöhnliche Situation über das Jahr hinweg managen müssen. Am Status der unangefochtenen Nummer eins geht an Keilmann kein Weg vorbei. Um den anderen Keepern die wichtige und auch nötige Spielpraxis zu verleihen, werden diese des Öfteren in der Reserve auflaufen, die in der Kreisliga B aktiv ist.

Der Klassenerhalt als oberstes Ziel

Bei der Zielsetzung ist man sich in Riedrode einig, wie Keinz bestätigt: „Zu aller erst einmal zählt der Klassenerhalt. Wir werden für diesen 42, 43 oder gar 44 Punkte benötigen. Das sind eine ganze Menge“. Sollte man diese Punktzahl frühzeitig erreichen, werde man über neue Ziele nachdenken, fügt Keinz hinzu. Doch eins ist sichtbar in Riedrode. Nicht nur die beiden Trainer freuen sich auf die Gruppeliga. Auch das Team und das gesamte Umfeld freuen sich auf die nächsten Aufgaben. „Die Jungs haben sich das einfach verdient. Die harte Arbeit, die im Aufstieg steckt, wollen wir jetzt mitnehmen in die Gruppenliga. Treten wir dort ähnlich engagiert auf wie im letzten Jahr, können wir weiter vieles in Riedrode bewegen“, sagt Bozanovic.

Aufrufe: 02.8.2019, 13:30 Uhr
Pascal WinklerAutor