2024-05-17T14:19:24.476Z

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Stellt er die Regionalliga auf den Kopf? Reiner Maurer, einst Cheftrainer des TSV 1860, jetzt bei Türkgücü.  Foto: dpa / Uwe Anspach
Stellt er die Regionalliga auf den Kopf? Reiner Maurer, einst Cheftrainer des TSV 1860, jetzt bei Türkgücü.  Foto: dpa / Uwe Anspach

Reiner Maurer über Türkgücü München: „Wir wollen ein Vorzeigeclub sein“

Ambitionierter Regionalligist startet in die Saison

Für Aufsteiger Türkgücü beginnt am Freitag in Schalding-Heining das Abenteuer Regionalliga. Nach dem Durchmarsch von der Landes- in die Regionalliga blieb bei den Münchner Türken kein Stein auf dem anderen.

München – Der ebenso ambitionierte wie ungeduldige Präsident Hasan Kivran möchte so schnell wie möglich in die 3. Liga. Dafür nahm Kaderplaner Robert Hettich 20 (!) neue Spieler unter Vertrag, zudem kann Trainer Reiner Maurer, 59, unter Profibedingungen arbeiten. Ziel sei, so der frühere 1860-Coach, „ein Platz im oberen Tabellendrittel“.

Herr Maurer, in der Vorbereitung blieb Ihre Mannschaft selbst gegen teils namhafte Konkurrenz unbesiegt und bestätigte damit ihre Favoritenrolle. Gibt es überhaupt etwas, das Ihnen Sorgen bereitet?

So einfach ist das alles nicht. Man darf ja nicht vergessen, dass wir eine komplett neue Mannschaft und zurzeit auch noch einige Verletzte haben. Außerdem war die Verpflichtung von Mario Erb lange eine offene Baustelle, da mussten wir uns auch nach eventuellen Alternativen umschauen.

Erb wurde ja schließlich doch verpflichtet und ist sicher eine Schlüsselpersonalie. Wer soll sonst noch vorangehen?

Eine Hierarchie entwickelt sich eigentlich automatisch und hängt von der Persönlichkeit, dem Potenzial und der Erfahrung der Spieler ab. Bei uns sind das natürlich Yasin Yilmaz und Ünal Tosun, die schon eine Geschichte im Verein haben, sowie die Achse Erb, Holz und Lappe, die als Führungsspieler schon Erfahrung haben.

Liegt einer der Schlüssel zum Erfolg im Umgang mit den Unzufriedenen, die es in Ihrem hochwertigen Kader sicher geben wird?

Auch woanders werden sehr gute Spieler nicht zum Einsatz kommen können, das ist ein Stück weit normal. Wir haben bei der Kaderzusammenstellung offen mit den Spielern gesprochen. Selbst die, die erst mal hinten dran sind, können bei uns unter professionellen Bedingungen arbeiten und sich in einem guten Umfeld verbessern.

In der Vorbereitung wurde deutlich, dass die türkische Gemeinde Münchens das „Projekt Türkgücü“ besser annimmt als noch in der Bayernliga? Wie nehmen Sie diese gesteigerte Aufmerksamkeit wahr?

Natürlich wollen wir uns in der Öffentlichkeit präsentieren, wir wollen aber positive Schlagzeilen und möglichst ein Vorzeigeclub sein. Daher haben wir auch den ein oder anderen Spieler nicht unter Vertrag genommen, bei dem wir das Gefühl hatten, dass das charakterlich nicht passt. Das ist auch kein zusammengewürfelter Haufen, wie oft behauptet wird. Wir haben uns sehr genaue Gedanken gemacht, wer zu uns passt, auch charakterlich.

Durch die zahlreichen teils auch namhaften Zugänge wurde Ihrer Mannschaft sofort die Favoritenrolle zugeordnet. Nehmen Sie diese an?

Unser Budget bewegt sich im Bereich von Schweinfurt, wir sind ein Aufsteiger mit einer neu zusammengestellten Mannschaft. Wir hatten jetzt eine gute Vorbereitung, es wird aber sicher auch mal Rückschläge geben. Schon am Freitag in Schalding erwartet uns ein unangenehmer Gegner. Die Favoriten heißen für mich Schweinfurt, Bayreuth und Burghausen. Vor allem Schweinfurt schätze ich bärenstark ein.

Ein Projekt wie Türkgücü wird immer auch von kritischen Stimmen begleitet. Was entgegnen Sie?

Man muss sehen: Yilmaz, Tosun und Imsak sind hier geboren, die allermeisten unserer Spieler kommen zumindest aus der Region München. Das können nicht viele Vereine in der Liga von sich behaupten. Bis auf Erb kommen alle Spieler aus der Regional- oder Bayernliga oder waren in der 3. Liga nur Ergänzungsspieler.

Wie konkret wurde bei Ihren Vertragsverhandlungen eigentlich schon die 3. Liga thematisiert?

Für mich war klar, dass es keine langfristige Planung gibt. Ich bin zu lang im Geschäft, um zu wissen, dass das im Fußball wenig Sinn macht. Daher habe ich auch nur für ein Jahr unterschrieben. Wenn der Präsident in einem Jahr meint, er möchte einen anderen Trainer, ist das auch okay. Für mich ist nur wichtig, in diesem Jahr gute Arbeit abzuliefern. Danach sehen wir weiter.

Aufrufe: 011.7.2019, 16:02 Uhr
Münchner Merkur / Matthias HornerAutor