2024-04-30T13:48:59.170Z

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Tim Hulsey (links) und Tino Häuser bereiten sich auf ein spannendes Pokalspiel vor.
Tim Hulsey (links) und Tino Häuser bereiten sich auf ein spannendes Pokalspiel vor. – Foto: Mario Luge

Pokalabend für Fußballromantiker

TuS Hackenheim in Bosenheim: Mit einem Derby-Knaller am Samstag startet die Fußballsaison so richtig

Bosenheim/Hackenheim. Die Karriere des Fachmanns Tino Häuser, 51, hüllt sich in unaufgeregte Beständigkeit. Selten tauscht er den Trainerstuhl. Und erst gar nicht aus einem Impuls heraus. 2016 heuerte er bei RWO Alzey an, mit den Rheinhessen drängte er an die Schwelle zur Oberliga, im Herbst 2018 ging er. Sein letztes Amt davor: angetreten 2013 – beim TuS Hackenheim. Zeit für ein Wiedersehen. „Emotionen“, sagt Häuser zischend, „ist hier vielleicht ein übertriebenes Wort. Verbindungen bleiben.“ Er sieht das rational. Offiziell trat Häuser am 1. Juli beim Bezirksliga-Aufsteiger SG Pfaffen-Schwabenheim/Bosenheim an. Um die Errungenschaften des Ferdi Özcan zu wahren. Doch Häuser, der weiß ja wie’s geht. Bestens. 2015 dirigierte er Hackenheim in die Bezirksliga, dort hielt er den TuS. Morgen, die Generalprobe im Südwestpokal. Häusers „SGPB“ lädt zum Derby die alten Hackenheimer. Fußballromantik in reinster Form. 18 Uhr am Samstagabend, eine laue Pokalnacht, da laufen die Sommer-Schorlen gut durch. Wer die am Rasenrand will, kann leicht das Auto stehen lassen. Die Sportplätze von TuS und SG trennen maue drei Kilometer – vom Flotzer Weg in Hackenheim in die, wohl bekomm‘s, Hackenheimer Straße Bosenheims flaniert man in einer guten halben Stunde. Übers Feld. Wenn da nicht der heiße Dunst eines aufgeladenen Derbys über der Anlage liegt…

Ein Überflieger und der Stolperstein

Die Quoten der Buchmacher indes driften weiter auseinander als die Heimstätten. Hier der Aufsteiger um Routinier Häuser, Underdog und postulierter Stolperstein. Dort der vom Gros der Klubs auserkorene Bezirksliga-Meister, eine Selektion feinster Kreuznacher Klasse. Die Rollen gefallen. „Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Hackenheim am Ende nicht ganz oben steht. Da brauchen wir alles“, weiß Häuser. Naja, zumindest: gesunde Aggressivität, Eiseskälte vor der Hütte.

Ein Sieg der SG, er würde alle Expertisen ad absurdum führen – und gleichzeitig, als Paradoxon, für die „eigenen Gesetze“ des Pokals werben. Weil Hackenheim, das Häuser in die Bezirksliga lotste, den hochwertigsten Kader der Vereinshistorie auf Titeljagd schickt. Hulsey, Schneider, Sperling, Gilles, Sadeghi, Czyzewski, Mecking. Mit den sieben Transfers summieren sich zwar Jahre um Jahre der Routine. Doch auch des fußballerischen Glanzes. Die geballte Erfahrung von 210 Oberliga- und 268-Verbandsliga-Einsätzen haben sich die Hackenheimer in der Corona-Pause angelacht.

Sonst noch was? „Als Typ finde ich es immer cool, wenn man als Favorit gehandelt wird. Für unser Spiel ist das nicht wichtig, die Prognosen anderer machen uns weder besser noch schlechter“, spricht Tim Hulsey, 32, selbst Hackenheimer und zuletzt bei Oberligist FC Karbach unter Vertrag, über „bitter nötige“ Wechsel. Viele gingen. Mehr kamen. Und welche! So ließ sich SC Idars Coach Andy Baumgartner unter der Woche, lange nach dem 3:0-Testsieg, zum schwärmerischen Statement hinreißen, der TuS habe ihn bis heute als härtester Vorbereitungsgegner gefordert. „Ich bin erstaunt, wie gut das greift. Trotzdem müssen wir die Kirche im Dorf lassen“, so Hulsey – und es freut sich das Phrasenschweinchen.

Am Samstag wird ein kleines Stück Kreuznacher Pokalgeschichte geschrieben. Mit vielen Episoden. Pfaffen-Schwabenheims Chef-Taktiker Häuser versus Ex-Klub ist eine, eine andere die von Hackenheims Neu-Torwart Harry Czyzewski. Der 39-jährige Hüne, über Jahre im Oberliga-Trikot der SG Eintracht im Kasten, spielte bei RWO Alzey unter Häuser ein Jahr lang die Nummer Zwei hinter Jens Maaß. Noch so eine gepflegte kleine Stichelei. Im Übrigen ist Maaß genauso im Trainerstab der Pfaffen-Schwabenheimer.

Ein kleines Stück Fußball-Geschichte

„Verbindungen gibt es in solchen Spielen immer, dafür liegt man zu nah beieinander“, meint Häuser., „Unsere Vorbereitung haben wir nicht ausgelegt, dass wir genau jetzt im Saft stehen. Was nicht heißt, dass wir das nicht ernst nehmen.“ Müssen sie ja. Derby. Nach Schätzungen fast 300 Zuschauer, volles Haus, mehr dürfen nicht. Es ist nicht nur die Corona-Hygiene-Generalprobe unter Pflichtspiel-Bedingungen (siehe auch das Interview links) – sondern zuerst ein Ding des Prestiges. Und Hackenheim wird naturgemäß der Druck zugeschoben. Alte Klasse, neues Umfeld.

In Karbach wurde der einst auf Drang geschulte Tim Hulsey bald umgepolt. Er wechselte von der Kreativabteilung in defensive Rollen, überbrückte mit Auge das Feld. „Anders gesehen“ habe er das Spiel dort, seine Idee des Fußballs habe das geprägt. Hackenheim soll die Station sein, in der er vollkommen auf den Trainersessel rückt. Runter vom Rasen. Landesliga, „in meiner Amtszeit wäre das wünschenswert“, sagt er, „aber kein Muss“. Dort war der TuS eben noch nicht. Erst einmal winkt eine brutale Staffel an der „Unteren Nahe“. Und ein Hexenkessel in Bosenheim.

FC Sobernheim – Karadeniz Kreuznach

Die Halbmond-Auswahl Gümüshanespors stand mal kurzzeitig vor dem Kollaps. Dann aktivierte sie im Salinental alle Talente der Organisation. Ali Jito stand auf der Matte, ein Bakary Joof. Tore, Tore. Wiederum gilt Burak Tascis Elf als ein Geheimfavorit in der Bezirksliga – nun Pflichtspiel eins in der neuen Ära. Verbandspokal. Mit dem FC Bad Sobernheim wartet ein brandgefährlicher A-Klasse-Neuling. Die aufstrebende Equipe aus der Felkestadt.

Aufrufe: 015.8.2020, 11:00 Uhr
Mario LugeAutor