2024-04-25T14:35:39.956Z

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  Immer am Bildschirm: Henry Mohr informiert derzeit die Vereinsvertreter coronakonform über die Planungen. Foto: Schreenshot mscs
Immer am Bildschirm: Henry Mohr informiert derzeit die Vereinsvertreter coronakonform über die Planungen. Foto: Schreenshot mscs

Playoff-Modus nimmt Formen an

KOL GI SÜD: +++ Die Fußball-Kreisoberligisten haben sich offen für ein neues Spielmodell zur Saison 2021/22 gezeigt. Dieser Playoff-Modus ist auch für die Alsfelder Kreisligen angedacht. +++

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ALSFELD/GIESSEN - Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen - fast schon revolutionär muten die Modelle an, die Henry Mohr und seine Mitarbeiter vom Gießener Kreisfußballausschuss im Hinblick auf die Saison 2021/22 erarbeitet haben. Doch zum einen hat der Kreisfußballwart (KFW) die Lehren aus der zurückliegenden Abbruchrunde gezogen, zum anderen stehen bei allen Überlegungen die Vereine und ihre Fußballerinnen und Fußballer auch weiterhin im Vordergrund. Aus diesem Grund lud der 66-Jährige die Vereinsvertreter wieder zu mehreren Videokonferenzen ein, in denen Mohr und der Ausschuss ihre Ideen präsentierten. Auch Alsfelds Kreisfußballwart Frank Heller war in die Entscheidungsfindung involviert. Die Quintessenz daraus: Spiele sollen unbedingt vor Zuschauern stattfinden, die Aktiven sollen nach einer schon jetzt siebenmonatigen Pause behutsam beginnen, ein "Überspielen" auch während der Runde soll vermieden werden, und ein zeitlicher Puffer für eine mögliche vierte Welle im Herbst ist zwingend erforderlich.
"Wir haben das alles in unsere Überlegungen eingearbeitet. Am wichtigsten war, den Mannschaften ausreichend Zeit für die Vorbereitung zu geben. Zwar steigen viele jetzt schon ein, aber eher mit Spaßtraining. Vor Juli dürfte an eine reguläre Vorbereitung nicht zu denken sein, und acht Wochen muss man den Teams dann schon geben, ehe es losgeht", beschreibt Mohr die Gedankenspiele, die einen Start frühestens am 22. oder 29. August vorsehen. "Ziel muss es sein, eine Saison hinzubekommen, die wieder gewertet werden kann. Auch wenn wir alle hoffen, dass die Pandemie nicht nochmal so durchschlägt wie im letzten Herbst, sind wir die Planungen defensiver angegangen und haben die Anzahl der Spiele deswegen heruntergesetzt." Gedankenspielen, dass die Zahlen im Kreis Gießen und Alsfeld ja gut seien und möglicherweise einen früheren Starttermin erlauben, schob Hans-Peter Wingefeld, stellvertretender Gießener Kreisfußballwart und Klassenleiter, bei der Sitzung "seiner" Kreisoberliga Süd einen Riegel vor. "Das Bestreben des Hessischen Fußball-Verbandes ist es, zeitgleich eine Saison zu beginnen, aber die Lage in den Landkreisen ist aktuell noch höchst unterschiedlich. Daher wird es nicht vor Ende August losgehen, was ich aber auch sehr begrüße", sagte der Rödgener. Doch der im Vergleich zu vielen Vorjahren wesentlich spätere Saisonbeginn bringt die Problematik mit sich, die gewohnten Spielzeiten mit Hin- und Rückrunde kaum durchziehen zu können, ohne zahlreiche "Englische Wochen" einzubauen. Das ist für den Kreisfußballwart aber gleich aus mehreren Gründen keine Option. "Im Amateurfußball arbeiten die Spielerinnen und Spieler, unter der Woche abends zu Auswärtsspielen zu fahren, gestaltet sich daher schwierig. Zudem sind viele Plätze wegen des Trainingsbetriebes belegt. Und es würde genau das passieren, was wir nicht wollen: Es würde eine Unmenge an Spielen auf die Akteure zukommen in kürzester Zeit und damit die große Gefahr einer Überbelastung", beschreibt Mohr.
Deshalb stellte der KFW den Kreisoberliga-Vertretern sein eingangs erwähntes revolutionäres, aber praktisch alternativloses Modell vor. Dieses sieht eine "normale" Hinrunde ("Einfachrunde") vor, in der alle Vereine im Modus "Jeder-gegen-jeden" ein Mal gegeneinander antreten. Nach Abschluss dieser Runde würde die Liga geteilt werden, eine Auf- und eine Abstiegsrunde würden - so es die Pandemie zulässt - folgen. "Die Vorteile liegen auf der Hand. Insgesamt wäre es eine Einsparung von bis zu sechs Spielen pro Team. Wir hätten keine englischen Wochen und genügend Puffer, falls doch nochmal Mannschaften in Quarantäne müssten", beschreibt Mohr, der ergänzt: "Und sollte trotzdem Unvorhergesehenes passieren, hätten wir bereits durch die Einfachrunde eine Bewertungsgrundlage und es könnte Auf- und Absteiger geben." Dass Auf- und Abstiegsrunden zudem wesentlich mehr interessante Spiele bieten, in denen es um etwas geht, wodurch mehr Zuschauer angelockt werden, sieht Gießens KFW als weiteren Pluspunkt des angedachten Modells. Darüber hinaus würde es in der kommenden Saison eine feste Zahl an Absteigern pro Klasse geben, sodass Vereine nicht bange Blicke in höhere Ligen und auf deren Saisonausgang werfen müssten. Zudem teilte Mohr mit, dass der Kreispokal der letzten Saison noch zu Ende gespielt werden soll und dass eventuelle Nachholspiele selbstverständlich auch im Laufe der Woche ausgetragen werden können. Lediglich festen Spieltagen "unter der Woche" erteilten er und Wingefeld eine klare Absage. Nachdem das Modell vorgestellt worden war, konnten und sollten die anwesenden Vereinsvertreter zu Wort kommen und sich äußern. Sie geizten dabei nicht mit Lob, sondern zeigten sich sowohl hocherfreut über den großen Einsatz des Kreisfußballausschusses, als auch der Tatsache, dass die Clubs in die Gedankenspiele mit eingebunden wurden. Auch das Spielmodell an sich kam äußerst gut an. "Lasst uns dem Ganzen eine Chance geben. Und vielleicht tun manche Veränderungen ja auch sehr gut, und wir behalten sie für die Zukunft bei", betonte beispielsweise Jörg Hildebrand von der TSG Wieseck. Am Ende votierten alle Kreisoberliga-Vertreter, darunter auch die der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod, der FSG Homberg/Ober-Ofleiden und des SV Hattendorf, für das vorgestellte Modell, das damit in der Spielzeit 2021/22 Einzug halten dürfte. Ein Modell, das auch für die Alsfelder Kreisligen angedacht ist. Einmal mehr haben Henry Mohr und seine Mitstreiter nachgewiesen, dass in diesen Zeiten nicht alleine der Fußball im Vordergrund steht, sondern mindestens genauso das Wohl der Vereine und die Gesundheit der Akteure.
Aufrufe: 09.6.2021, 19:21 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor