2024-05-02T16:12:49.858Z

Querpass

Platz - Probleme

oder: Die Odyssee des DSC

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„Und jetzt sag bitte nicht, der Platz war Schuld!“ In dieser vorauseilenden Aufforderung, dem Gegenüber die Ausrede aller Ausreden abzunehmen, zeigt sich das Bedürfnis, eine echte Begründung für das eigene Scheitern zu hören. Denn die Argumentationskraft der unzureichenden Bodenverhältnisse ist nur bedingt tragfähig. Aber wenn wir einmal ehrlich in uns hineinhorchen, müssen wir schon schmunzeln und zugeben, dass jedem aktiven Fußballer eben genau jener Satz schon einmal über die Lippen gekommen ist. Warum auch nicht? Denn trotz allen Belächeln - Werdens und Bedauern - Zeigens, das man beim Gegenüber erzeugt, hat auch dieser Satz seine kleine, gute Wahrheit. Letztendlich darf er aber nicht als Entschuldigung taugen, da ein wirklich guter Fußballer auf JEDEM Platz spielen kann. Das ist wie mit schlechtem Wetter. Das gibt es auch nicht. Nur für das Wetter unangemessene Kleidung!

Wer sich diese Ausreden gar nicht leisten kann und auch gar nicht leisten muss, sind die Zweitliga -Kickerinnen von DSC Arminia Bielefeld. Denn ihr Haupt - Verein sorgt auf seine ganz bestimmte Weise dafür, dass die Damen für das wichtige Qualifikationsjahr auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet werden. Da kann man vor Stolz (oder Neid?) schon mal fast platzen.
Man wird es kaum glauben, aber: Mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga 2015 trat etwas ein, womit man bzw. Frau gar nicht gerechnet hatte (aber rechnen musste): Denn mit den strengen Auflagen des DFB war die Frauenabteilung gezwungen, sich eine neue fußballerische Heimat zu suchen, die sie dann auch nach einigem Hin und Her in Quelle fanden. Problem hierbei: Der Platz wird von der „hauseigenen“ Herrenmannschaft und den anschließenden Teams benutzt, sodass an einer dortigen Teilnahme am Trainingsbetrieb nicht zu denken war. Die ehemalige Heimat, der wundervolle Kunstrasenplatz an der Schillerstraße, konnte nur noch bedingt konsultiert werden, da ja die Meisterschaftsspiele auf Rasen ausgetragen werden müssen und nur in Ausnahmefällen ein Kunstrasenplatz als Spielstätte angenommen wird. Also ging die Suche weiter und man wurde in Asemissen fündig, was aber auch nicht das Ende vom Lied sein konnte, da ja auch dieser Verein eigene Teams hat usw. Unabhängig vom Fakt, dass dieser Ort zum Einstudieren und Üben von Spielabläufen strategisch sehr sehr ungünstig liegt, ist mit dieser Wahl auch ein erheblicher (unerwarteter) zeitlicher als auch finanzieller Aufwand verbunden (Spritkosten…), der natürlich in keiner Weise ausgeglichen wird. So begann eine Odyssee um die Trainingsplätze der OWL - Welt, die noch kein Ende gefunden hat.

Denn: der Trainingsplatz in Asemissen musste nach einer intensiven Vorbereitung aufgegeben werden. Es gab genug Grund zur Klage: Zum einen trieben kleine süße tierische Wesen ihr Unwesen und hinterließen große, braune Hügellandschaften als Beweis ihrer Liebe zueinander. Das Werk der Maulwürfe tangierte natürlich massiv das eigene sportliche Treiben, nicht nur, weil mit den gegrabenen Löchern auch eine potenzielle Gefahrenquelle für langwierige Bänderverletzungen gegeben waren. Darüberhinaus fehlte dem Rasen eine eigene Sprengleranlage, sodass nach gut sechs Wochen von einem Rasen nicht mehr die Rede sein konnte. Die Trainingsfläche glich eher einer erdenen Betondecke, die nicht weniger schonungslos mit Gelenken und Bändern verfuhr. Neben all diesen schon mehr eins beeindruckenden Einwänden gesellt sich ein drittes Phänomen hinzu: Aufgrund der fehlenden Abzäunung war das Ende einer Trainingseinheit manchmal gar nicht abzusehen, da die ins AUS geschossenen Bälle mühsam (meistens schon nach Einsetzen der Dunkelheit) zusammengesucht werden musste. Und da ja nun die Fußballerinnen über einige Schusskraft verfügen, blieb es auch nicht aus, dass mit waghalsigen Klettermanövern in angrenzende Wohngebiete, die Bälle zurückgeholt werden mussten und die betroffene Spielerin/nen im gleichen Atemzug mit einer Anzeige der verständnislosen und zugleich mehr als unkooperativen Nachbarn rechnen musste. Mit charmanter Überredungskunst wurde ein solches Vorhaben unterbunden. Das muss Liebe zum Sport (und Verein sein): Endlich wurden die Klagen gehört, aber die Situation verbesserte sich nicht wirklich. Denn nun ging die Odyssee erst richtig los. Mittlerweile kann die Damen - Delegation auf eine stolze Sammlung erkundeter Trainingsplätze zurückblicken, die sie auf alle (Ernst - ) Fälle des Fußballerlebens vorbereitet hat.
Oerlinghausen: Nach langer Suche wurde man dann doch in Oerlinghausen fündig. Weit weg vom Schuss wartete ein großer Platz ganz alleine für die Damenmannschaft. Nur selten wurde diese idyllische Ruhe gestört von ein paar Herren, die sich verlaufen hatten und meinten, die Hälfte des Platzes für ihre Ballkünste einnehmen zu müssen. Solch latente Konfliktherde wurden aber mit einer beherzten Ansprache im Nu gelöscht und es bot sich genügend Raum und Zeit für binnen - differenzierte Trainingseinheiten….
Tierpark Olderdissen: Wenn alle Stricken rissen und die Plätze phasenweise durch Freundschaftsspiele oder andere Traiingsverpflichtungen belegt waren, zeigte Markus Wuckel beim Auffinden einer adäquaten Interims Trainings - Fläche großen Einfallsreichtum. Denn der Tierpark Olderdissen bot eine kleine , aber feine Rasenfläche, auf der man gefühlt zwischen Ziegen und Bisons dem runden Leder hinterherjagen konnte.
Häger: Dank "enger Beziehungen" hatte man die Ehre, den wirklich guten Kunstrasenplatz der Kreisliga A- Männer des SV Häger temporär zu nutzen. Und wenn man genau hingesehen hatte, war der einen oder anderen Spielerin das Fund - Stück eines ledernen Souvenirs nicht vergönnt gewesen, das sich abseits in den Büschen versteckt hielt.
Hartalm: Hört hört - es geschehen noch Wunder! Wenn es mal ganz knüppeldick kam, hatte sogar der Hauptverein ein Einsehen mit den fußballerischen Nomadinnen und bot ihnen mit erweichtem Herzen ein Stück der Hartalm an, auf der ansonsten nur Arminias Jugend trainieren darf. Aufgrund logistischer Fehlplanungen kam es aber auch schon mal vor, dass man auf den Sandkasten neben der Tartanbahn ausweichen musste und dieser Ort ganz spontan zur „weichen Alm“ getauft wurde. An die dort geleisteten Sprungeinheiten wird sich jede Spielerin bestimmt noch lange zurückerinnern können.
Radrennbah: Eine Stätte für sportliche Leibesübungen, die schier unbegrenzte Austobfläche bietet, ist die Radrennbahn, wo sich sonst Hase und Igel Gute Nacht sagen, Zirkusartisten sich die Ehre geben oder andere Schausteller ihre Werke zum Besten geben. Auf den Spuren des Mittelalters wandelnd konnten in Ruhe Passstafetten und Spielzüge eingeübt werden. Manch ablenkungsaffiner Teilnehmer dieser Übungseinheit nutzte die Gelgenheit, die von Pfandflaschen verunreinigten Grünflächen zu beseitigen oder seiner Neugier folgend bei verloren gegangenen Bällen Quidditch - Spieler auszuquetschen, die sich dort ebenso tummelten..


Doch die Suche geht weiter, wie Rosenstolz so passend singen würden….Neuster Coup ist dem Trainerstab der Armirinnen in Vilsendorf geglückt. Ob es das Ende der langen Reise ist, sei dahingestellt….Fakt ist: Wohl kaum ein anderer Zweitligist kann von sich behaupten, so viele unterschiedliche Terrains zu bespielen..Ob das im Sinne der Beteiligten ist, ist hingegen eine andere Frage....

Aufrufe: 014.10.2017, 11:28 Uhr
Nicu BurgheimAutor