2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
3. Juli 2007: Furchtlos und mit vollem Einsatz wirft sich Peter Romeis (ganz links) den Angreifern des Zweitligisten TSV 1860 München entgegen (rechts Antonio di Salvo) und verhindert im Jubiläumsspiel anläßlich des 80. Geburtstags seines SV Etzenricht einen Treffer der Löwen.
3. Juli 2007: Furchtlos und mit vollem Einsatz wirft sich Peter Romeis (ganz links) den Angreifern des Zweitligisten TSV 1860 München entgegen (rechts Antonio di Salvo) und verhindert im Jubiläumsspiel anläßlich des 80. Geburtstags seines SV Etzenricht einen Treffer der Löwen. – Foto: Dagmar Nachtigall

Peter Romeis: Langjährige Identifikationsfigur am Wasserwerk

Viele Jahre lang war eine SpVgg Weiden ohne die Galionsfigur Peter Romeis fast unvorstellbar. Der sympathische, gebürtige Mittelfranke erwarb sich dabei höchste Anerkennung und gehörte bei den Schwarz-Blauen quasi schon zum Inventar.

Ein Schritt zurück in Richtung Normalität war das erste Testspiel-Wochenende der Amateurkicker in unseren Breitengraden, auch wenn sich viele Vereine noch nicht so richtig getraut haben, wieder in den Wettkampfmodus umzuschalten. Doch die gewonnenen Erkenntnisse und die positiven Rückmeldungen von den Teams, die sich schon auf dem grünen Geläuf gemessen haben, wird nach und nach auch die „Zögerer“ ermutigen, die vor dem geplanten Re-Start am ersten Septemberwochenende notwendigen Freundschaftsmatches auszutragen. Wichtig ist und bleibt weiterhin, die Hygienevorschriften einzuhalten, so wie es laut Kreisspielleiter Albert Kellner die Mannschaften am vergangenen Wochenende vorbildlich getan haben.

„Es hat alles gut geklappt, ich habe keine negativen Rückmeldungen bekommen“, sagt Kellner zufrieden. „Die Mannschaften brennen einfach darauf, endlich wieder Fußball spielen zu dürfen“, ergänzt er noch. Wer sich dennoch wegen der langen Liste an Vorschriften und Hygienebestimmungen immer noch zurückhalte, dem möchte der Bayerische Fußballverband helfen. Drei Online-Schulungstermine werden in dieser Woche angeboten, „Zurück auf dem Platz“ gibt dabei die wichtigsten Informationen in puncto Umsetzung der vorgegebenen Regeln. Nachdem der Stoff, über erste Testspiele zu berichten, noch recht „dünn“ ist, fährt FuPa fort mit seinem Rückblick auf die Karriere außergewöhnlicher Fußballer/Trainer in unserem Spielkreis. Nach Trainerikone Reinhold Schlecht haben wir nun einen Mann ins Visier genommen, der sich, als gebürtiger Mittelfranke, durch sein langjähriges Wirken und starke Leistungen am Weidener Wasserwerk zur Galionsfigur entwickelte und auch heute noch immer nicht ohne seine „Lieblingsbeschäftigung“ auskommt.

Schon früh wurde bei seinem Heimatverein, der DJK Sparta Noris Nürnberg, erkannt, dass Peter Romeis (51) über ein außergewöhnliches Talent als Torhüter verfügt. Um ihn nun schon in jungen Jahren entsprechend zu fördern, wechselte er mit elf Jahren an den Valznerweiher zum ruhmreichen Club. Ganze zehn Jahre stand er dort zwischen den Pfosten und gehörte dabei einer Reihe von bayerischen und deutschen Auswahlmannschaften an. Dass sich schließlich der Traum von einer Profikarriere nicht erfüllen ließ, lag an einem bekannten Namen, an dem zu dieser Zeit einfach nicht vorbeizukommen war. Andy Köpke war als Nationalkeeper natürlich gesetzt und auch an der Position als Nummer 2, die Kurt Kowarz inne hatte, gab es nichts zu rütteln. Heute, mit vielen Jahren Abstand zu seiner Zeit beim Club, sinniert Peter Romeis, ob er damals einfach zu wenig Geduld aufgebracht hätte. „Vielleicht wäre meine Chance doch gekommen“, sagt er. So führte ihn der Weg schließlich über die Club-Amateure (Saison 1986/87) zum MTV Ingolstadt in die Bayernliga, wo er von 1990 bis 1992 im Gehäuse stand.

In seinem zweiten Jahr in Oberbayern stieg er mit dem MTV ab, er wechselte nun in die Oberpfalz zur SpVgg Weiden (als Nachfolger von Hans Dotzler), die allerdings sogleich dasselbe Schicksal ereilte. Zu allem Übel erlitt er dort die einzige schwere Verletzung seiner Laufbahn, ein so genanntes „Kompartment-Syndrom“ (Druckerhöhung in einer Muskelgruppe sie führt zu einer Minderdurchblutung und zur Beeinträchtigung der Nervenfunktionen, Bem. d. R.). So verlief sein Einstand in der Max-Reger-Stadt im Herbst 1992 eher unglücklich, wurde er doch zu einer elfwöchigen Pause gezwungen. Im weiteren Verlauf seiner Laufbahn im Trikot der „Schwarz-Blauen“ blieb er von weiteren schicksalbedingten Beeinträchtigungen verschont. Bis zur Saison 2004/2005 stand er zwischen den Pfosten „seiner“ SpVgg in Bayerns höchster Spielklasse, galt dabei als vorbildlicher Sportsmann und wurde auch von der Konkurrenz hoch geachtetet. Herausragende Leistungen und Beständigkeit zeichneten ihn stets aus, bis das schier Unvorstellbare geschah, er entschloss sich, dem Wasserwerk „Ade“ zu sagen.

Heute ist Peter Romeis Torwarttrainer beim SV Etzenricht.
Heute ist Peter Romeis Torwarttrainer beim SV Etzenricht. – Foto: Rudi Walberer


Ein in den Vereinsannalen der SpVgg Weiden einzigartige Epoche ging zu Ende. Peter Romeis, mehr als 13 Jahre die unumstrittene Nummer 1 im „Heiligtum“ der Schwarz-Blauen, verließ den Verein, bei dem er den Vereinsrekord von 427 Pflichtspielen aufstellte. Es schien eigentlich beschlossene Sache zu sein, dass er auch irgendwann seine Karriere am Wasserwerk beenden würde. Doch sein Weg sollte ihn nun zum SV Etzenricht führen, wo er eine neue Herausforderung suchen wolle, so Romeis. Was war geschehen?

Mit Beginn der Saison 2005/06 hatte sich die Situation für „Mister Zuverlässig“ auf einmal grundlegend geändert. Der damalige Trainer Thomas Brunner setzte auf Neuzugang Christian Bergmann, für Peter Romeis blieb nur noch die Ersatzbank. Der war natürlich maßlos enttäuscht, nach 13 Jahren plötzlich nur noch zweite Wahl zu sein und traf deshalb zum Jahreswechsel 2005 auf 2006 die sicherlich schwere Entscheidung, dem Wasserwerkstadion den Rücken zuzuwenden. Denn eine weitere halbe Saison die Ersatzbank zu drücken, nein, das kam für ihn nicht in Frage. Zwei, drei Jahre wollte er schon noch Höchstleistungen bringen, auch „wenn es mit 36 Jahren hier und da schon ein wenig zwickt“ sagte Romeis, der sich in Etzenricht auf ein Wiedersehen mit alten Weggenossen wie Klaus Hermann oder Michael Nordgauer freute. Und beim dortigen Bezirksoberligisten verfolgte der immer ehrgeizige und hoch motivierte Sportler Peter Romeis natürlich gleich große Ziele: „Ich will Erfolge feiern, der Aufstieg in die Landesliga, das wäre schon was." Der Mann, der sich große Verdienste erworben hatte, hatte die SpVgg also verlassen. Viele glaubten allerdings, es sei kein Abschied für immer. Und sie sollten Recht behalten.

Insgesamt drei Jahre hütete Romeis dann das Gehäuse des SVE, der dann auch in die Landesliga aufgestiegen war. 2010 beendete er in „Atzariad“ dann seine Laufbahn als Aktiver, um sich fortan als Co-Trainer des damaligen SV-Coaches Christian Stadler zur Verfügung zu stellen. Und im Sommer 2011 passierte dann das, was die „SpVgg-Insider“ schon vorhergesagt hatten. Peter Romeis kehrte zurück ans Wasserwerk, um auch dort die Funktion des Co-Trainers zu übernehmen. Er war also wieder zuhause in seinem Wohnzimmer und durfte dort gleich Erfolge feiern: Mit den Schwarz-Blauen gelang ihm der Durchmarsch von der Bezirksoberliga bis in die Bayernliga.

Seit Beginn der Saison 2014/2015 hat sich Peter Romeis sportlich nun endgültig in Etzenricht niedergelassen und gibt dort als Torwarttrainer seine unendlich wertvollen Erfahrungen an die Keeper des aktuellen Bezirksligisten weiter. "Es hat sich gelohnt und die schönen Erlebnisse überwiegen bis heute bei weitem", zieht Romeis eine vorläufige Bilanz seiner Karriere, denn die ist vermutlich noch lange nicht zu Ende.

Im folgenden Interview erfährt man unter anderem, dass sich Peter Romeis für die dauernden Regeländerungen im Fußball nur wenig begeistern kann:


Peter, in welchem Alter und wo hast Du deine ersten Schritte" als Fußballer gemacht? War da schon klar, dass Du Torwart wirst?
Mit 9 Jahren begann ich mit dem Fußball bei der DJK Sparta Noris Nürnberg. Dass ich Torwart werden sollte, stand für mich fest, da ich damals schon dem Sepp Maier nacheifern wollte, der mich einfach begeisterte.

Reden wir über Deine Karriere. Was war Deiner Meinung nach das schönste Erlebnis deiner Fußballerlaufbahn?
Es gab während dieser doch langen Zeit eine ganze Reihe von Highlights. Besonders gerne erinnere ich mich an den Aufstieg mit der SpVgg Weiden in die Bayernliga 1995 und an das Sternstundenspiel in Weiden gegen den FC Bayern im Jahr 1999, das wir 1:0 gewannen.

Wer war wohl der beste Kicker, mit dem Du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast?
Ich habe sehr viele gute Fußballer kennengelernt. Im Amateurbereich war für mich der Thomas Rösl (von 2002 bis 2007 bei der SpVgg, aktuell Co-Trainer DJK Ammerthal, Bem. d. Red.) der Beste.

Bei welchem Verein hattest Du als Aktiver deine schönste Zeit?
Schon aufgrund der langen Zeit die SpVgg Weiden.

Wer war in Deiner Jugendzeit Dein fußballerisches Vorbild?
Für mich war der Sepp Maier ein großes Vorbild. Aber auch für den Toni Schumacher schwärmte ich.

Was findest Du am heutigen Fußballgeschäft nervig?
Es geht leider nur noch ums Geld, der wahre Fußball-Charakter bleibt meist auf der Strecke.

Wenn Du zurück schaust, hast Du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?
Ich bereue nichts. Bei all meinen Stationen hatte ich eine schöne Zeit.

War da ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Wie schon einmal erwähnt, der Sieg gegen Bayern im Sternstundenspiel 1999. Ein tolles Erlebnis, nicht nur auf dem Platz, sondern auch im ganzen Umfeld.

Wer, so glaubst Du, war der beste Trainer, den Du je hattest?
Ich denke, da muss ich gleich zwei Trainer nennen. Einmal den Franz Brungs beim MTV Ingolstadt und dann den Reinhold Schlecht bei der SpVgg in Weiden.

Wenn Du überlegst, was war die größte Enttäuschung Deiner Fußballerlaufbahn?
Die größte menschliche Enttäuschung war für mich ohne Zweifel der damalige Weidener Trainer Thomas Brunner, der sich mir gegenüber nicht ehrlich verhalten hat.

Wo hast Du auswärts nie gerne gespielt?
In Niederbayern, in Schalding-Heining, da habe ich nie gerne gespielt, weil ich da fast immer 4 bis 5 Gegentore kassierte.

„Früher war alles besser“ - wie ist Deine Meinung über diese heute gerne aufgestellte Behauptung?
Kann man so nicht sagen, jede Zeit hat was für sich, auch im Fußball. Die Entwicklung bleibt halt nicht stehen, das muss man akzeptieren.

Du bist ja immer noch Torwarttrainer. Gibt es im Profibereich einen Coach, den Du „richtig gut“ findest?
Den Jürgen Klopp finde ich einfach toll. Aber auch Hansi Flick macht in München einen hervorragenden Job.

Immer wieder gibt es Regeländerungen. Was ist wohl aus Deiner Sicht die sinnloseste Regel im Fußball?
Ich finde, man sollte den Fußball so lassen wie er ist und ihn nicht immer neu erfinden wollen.


Zur Person: Peter Romeis wurde am 4. Februar 1969 in Nürnberg geboren. Er ist verheiratet mit seiner Claudia und hat zwei Töchter, Franziska und Sophia. Der Vermögensbetreuer in der Sparkasse Oberpfalz Nord in Weiden nennt als Hobby natürlich den Sport, er genießt es aber auch, sich mit Freunden zu treffen.

Aufrufe: 07.8.2020, 08:00 Uhr
Werner SchaupertAutor