2024-05-16T14:13:28.083Z

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Seit April 2020 Teammanager beim Fußball-Oberligisten Hassia Bingen: Patrick Krick.	Foto: Edgar Daudistel
Seit April 2020 Teammanager beim Fußball-Oberligisten Hassia Bingen: Patrick Krick. Foto: Edgar Daudistel
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Patrick Krick: "Wir sind keine Hasardeure"

Hassia Bingens Teammanager spricht über seine Aufgaben, das Trainerteam und Eintracht Kreuznach

Bingen. Er war Spieler, Spielertrainer, Trainer und Vorstandsmitglied bei Eintracht Bad Kreuznach. Seit April 2020 ist Patrick Krick Teammanager bei Fußball-Oberligist Hassia Bingen. Dem 37-Jährigen liegen die Entwicklungen beider Vereine am Herzen. Im Interview mit dieser Zeitung spricht er über seine Aufgaben bei der Hassia und zieht Vergleiche zwischen beiden Clubs.

Herr Krick, Hassia-Chefcoach Thomas Eberhardt spricht immer vom Trainerteam. Wie definiert sich Ihr Aufgabenbereich bei den Bingern?

Als Thomas mich gefragt hat, ob ich ihm und Patric (Muders, die Red.) helfen möchte, war das erst einmal rein auf das Sportliche bezogen. Ich habe aber kein Problem damit, Klaus Schuster als Sportlichen Leiter zu unterstützen, wenn mir bestimmte Dinge auffallen. Mit der Videoanalyse haben wir eine neue Sache etabliert, durch die ich mich und wir uns alle besser machen. Ich bin mir selbstverständlich nicht zu schade, dem Zeugwart zu helfen oder die Trainer auf dem Platz zu unterstützen. Und es gibt auch Trainingsinhalte, die ich betreue.

Geht es Ihnen in der Videoanalyse um die eigene Mannschaft oder um den Gegner?

Im Vordergrund muss das eigene Team stehen. Natürlich schauen Patric und ich uns auch die Gegner an. Primär ist aber, dass wir uns verbessern wollen, dass wir die einzelnen Spieler besser machen wollen. So handhabe ich es auch im Beruf, besuche viele Weiterbildungen. Jeder kann sich verbessern, auch wenn es manchmal nur in kleinen Schritten geschieht.

Wie klappt denn die Zusammenarbeit im Trainerteam?

Der Austausch funktioniert, wenn sich alle ins Gesicht schauen können. Wir sind ganz selten einer Meinung, finden im Diskurs aber immer einen gemeinsamen Nenner. Das macht uns als Team aus und macht uns stark. Wir alle sind keine Hasardeure, sondern wir stehen mit beiden Füßen im Leben und finden Lösungen auf der sachlichen Ebene.

Wie lautet eigentlich Ihre genaue Aufgabenbezeichnung? Und was ist Ihnen in Bezug auf diese Aufgabe besonders wichtig?

(lacht) Thomas sagt immer Performance Manager. Dabei mache ich das, was ich tue, aus Sportsgeist und der Freude am Fußball. Wenn die Rolle mir nicht mehr entspricht, macht die Arbeit keinen Sinn mehr. Mein persönlicher Anspruch ist es, sportlich im Rahmen der Möglichkeiten das Maximum herauszuholen, auch Dinge zu verändern, um den Gesamtverein nach vorne zu bringen. Was das ist, ergibt sich meistens aus der Situation heraus. Das war übrigens auch bei der Eintracht so.

Womit der Bogen gespannt wäre. Lassen sich die beiden Vereine vergleichen?

Von meinen persönlichen Aufgabengebieten her nicht. Bei der Eintracht war ich für den Aktivenbereich hauptverantwortlich, bei der Hassia ist Thomas der Fixpunkt, der den Hut auf hat. Was die Gesamtvereine betrifft, lassen sich natürlich Parallelen ziehen. Beide haben sich in den letzten Jahren aus einem Tränental herausgearbeitet. Und beide haben – ohne jemandem wehtun zu wollen – sicherlich in der Region hinter Mainz 05 die größte Strahlkraft. Die Eintracht war in der Vergangenheit einen Tick erfolgreicher, der Hassia gehört die Gegenwart.

Wie sehen Sie die Ausrichtung beider Clubs?

Die Hassia ist im Aktiven- und im Jugendbereich, in dem Georg Eifert, Simon Engelbert und all ihre Mitstreiter überragende Arbeit leisten, auf den neuralgischen Punkten breiter aufgestellt. Beide Vereine haben großzügige Präsidenten, die ich sehr schätze und ohne die vieles nicht ginge. Bei der Eintracht sind Klaus Meffert und Kathrin Breivogel die absoluten Stützen. Man neigt schnell dazu, sich überall einzumischen, wenn man viel bewegen will. Und genau darin liegt ein Fehler, denn irgendwann hast du dann niemanden mehr um dich herum, der dir etwas abnimmt. Bei der Hassia sind die Lasten von Oliver Wimmers auf viele Schultern verteilt worden. Wenn die Eintracht das auch schafft, wird sie in den nächsten Jahren eine Liga höher kommen. Die Hassia hat gezeigt: Wenn alle ruhig bleiben, dann klappt das.

Wie verlief denn Ihr Abschied von der Eintracht?

Ich habe definitiv mit niemandem Streit. Wir sind nicht im Bösen auseinander. Im Gegenteil. Und ich kann sagen, dass ich hier wie da viel Spaß und Freude gehabt habe.

Die Hassia hat den Kader mächtig aufgerüstet. Das lässt natürlich eine andere Zielstellung als nur den sicheren Klassenerhalt vermuten...

Zugegeben. Aber der Gesamtverein muss Regionalliga denken, wenn die zum Ziel gemacht würde. Es reicht nicht, wenn Trainer und Spieler das tun. Die Basis muss vorhanden sein, alle müssen mitgenommen werden. Wir tun gut daran, bescheiden zu bleiben.

Apropos, welchem großen Verein halten Sie die Daumen?

Es gibt keine Mannschaft mehr, die ich regelmäßig verfolge. Sympathien habe ich aber schon immer für Eintracht Frankfurt und Mönchengladbach. Ansonsten war ich eher Fan von bestimmten Spielern, etwa Franco Baresi oder Carlos Dunga. Meine einzigen Trikots waren die von Eric Cantona und Jay-Jay Okocha. Wenn ich heute Fan bin, dann von Hassia Bingen.

Das Interview führte Jochen Werner.



Aufrufe: 019.7.2021, 16:00 Uhr
Jochen WernerAutor