2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Die JFG Bayerwald ist der Zusammenschluss von Kirchberg, March und Bischofsmais. Foto: Bernhard Enzesberger
Die JFG Bayerwald ist der Zusammenschluss von Kirchberg, March und Bischofsmais. Foto: Bernhard Enzesberger

Passbetrug im Jugendbereich: »Das war pure Absicht«

FC Rinchnach meldet ohne schriftliche Bestätigung einen Jugendspieler der JFG Bayerwald online ab +++ BFV reagiert mit Strafe +++ "Ein weichgespültes Urteil"

Angesprochen auf diesen Vorfall ist Markus Kurz, 1. Vorsitzender und Jugendleiter des FC Rinchnach, gegenüber FuPa kurz angebunden. "Da ist was schiefgelaufen. Das Urteil ist gesprochen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, weil ich finde, dass dieses Thema für die Presse nicht relevant ist." Ein Blick auf die Hintergründe seiner Wortkargheit macht jedoch deutlich, dass die Vorkommnisse eben doch die Öffentlichkeit was angehen. Immerhin geht es um Passbetrug im Juniorenbereich - alles andere als ein Kavaliersdelikt im Amateurfußball, gerade wenn es um den Nachwuchs geht.

Was war geschehen? FuPa liegen entsprechende Schreiben des BFV-Sportgerichts (28. Juni und 5. Juli), genauer gesagt des Jugendsportgerichtes Niederbayern, vor, die langsam Licht ins Dunkel bringen. In der entsprechenden Mitteilung wird der FC Rinchnach zu einer Geldstrafe im mittleren dreistelligen Bereich verurteilt. Der Grund wird angesichts eines Auszugs aus dem Urteil ersichtlich: "Nach Rücksprache mit der Passabteilung München (Frau Lenz) hatte der antragstellende Verein FC Rinchnach KEINE erforderlichen Unterlagen für den Vereinswechsel vorliegen. Somit ist dies ein grober Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen der Antragstellung Pass Online."


Die Vorgeschichte

Im angesprochenen Schreiben wird das B-Jugend-Spiel zwischen der JFG Bayerwald und dem FC Künzing als Auslöser des Verfahrens angegeben. Es geht also um Passbetrug, in dem ein Spieler dieser Begegnung betroffen ist. FuPa kontaktierte deshalb Marc Louen, Abteilungsleiter der JFG Bayerwald. Und der 50-Jährige aus Bischofsmais, seit knapp 20 Jahren im Jugendbereich engagiert, sorgt endgültig für Aufklärung.

Während eines Spiel der Jugendfördergemeinschaft bei der SG Rinchnach/Kirchdorf sei einer der Spieler der JFG, der eigentlich B-Jugendlicher ist, in diesem Falle aber in der A-Jugend ausgeholfen hat, von einem Funktionär des Gegners hinsichtlich eines Wechsels angesprochen worden. "Der Spieler hat dann, wie er mir erzählt hat, einen Wechsel nicht ausgeschlossen - jedoch um Bedenkzeit gebeten", berichtet Louen.

»Das Verbotene, aber Mögliche zu machen ist die Krönung.«

Obwohl dem FC Rinchnach den Angaben des JFG-Vertreters zufolge keine schriftliche Bestätigung des Spielers und - wie bei einem Minderjährigen verpflichtend - auch der Eltern vorlag, meldeten die "Klousterer" den Bayerwald-Akteur ab. In der Folge war dieser in der Partie gegen Künzing im Onlinebereich des BFV nicht mehr spielberechtigt - und der Fall wurde öffentlich. Die Tatsache an sich, dass welcher Verein auch immer einen Spieler eines anderen Teams abmelden kann, kritisiert Louen auf Schärfste. "Das Verbotene, aber dennoch Mögliche dann auch noch zu machen, ist die Krönung."

Bestimmt, aber keinesfalls emotional, schiebt der Jugend-Funktionär, der während des FuPa-Gespräches stets sachlich bleibt, hinterher: "Für mich war diese Vorgehensweise pure Absicht. Eigentlich ist das Verhältnis beider Vereine gut, aber eine gewisse Rivalität ist einfach da. Und deshalb ist es meiner Meinung nach zu dieser Kurzschlussreaktion gekommen."

»Ein absolut weichgespültes Urteil

Die Bürokratie ist die eine Sache, die Folgen für den betroffenen Nachwuchskicker die andere. Weil der Betroffene abgemeldet worden ist, durfte er folglich nicht gegen Künzing eingesetzt werden, wogegen die JFG Bayerwald sportrechtlich vorgegangen ist. Der BFV hat jedoch einen entsprechenden Einspruch abgewiesen, wie Marc Louen berichtet - mit der offiziellen Begründung: "Es ist nicht vorausgesetzt, dass im Falle eines Einsatzes eines irrtümlich gesperrten Spielers das jeweilige Spiel gewonnen worden wäre". Keine weiteren Worte nötig - und dennoch ergänzt der 50-Jährige: "Ein absolut weichgespültes Urteil."

Obwohl ein fader Beigeschmack bleibt, blickt Marc Louen im Sinne des betroffenen Spielers in die Zukunft anstatt sich an diesem Vorfall aufzuarbeiten. "Das war einfach Sche... doch nun geht es weiter."

Aufrufe: 09.7.2019, 12:20 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor