2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Marcel Eichholz

Osnabrück Stadt und Land: Neustart kreisübergreifend

Spielausschüsse wollen kreisübergreifende Ligen in Stadt und Land etablieren / Pereiro: „Nicht alles schwarz sehen“

Offiziell soll die Fusion der Fußballkreise der Region am 3. Juli erfolgen: Auf Beschluss einer Stimmenmehrheit der Vereine, die sowohl in der Stadt Osnabrück, als auch im Landkreis dafür nötig ist. Nun ergab ein Austausch zur Wiederaufnahme des Spielbetriebes nach Corona, dass ab Sommer direkt gebietsübergreifend in den Kreisligen und Kreisklassen der Männer gekickt werden soll. Pikant dabei: Dafür votierte eine Mehrheit der Klubs in der Region und im Landkreis – nicht aber in der Stadt.

Zum Hintergrund: Ende April hatten beide Kreise in einer Videokonferenz den Vereinen mehrere Modelle für den Spielbetrieb in der neuen Saison 2021/22 vorgestellt. Lars Haucap, Vorsitzender des Spielausschuss im Landkreis, und Angel Pereiro, Fusionsbeauftragter der Stadt, war die breite Beteiligung der Klubs wichtig.

Die Lage ist kompliziert: Die sportliche Qualifikation zu den geplanten Fusionsligen (nur noch zwei statt drei Kreisligen Stadt, Süd, Nord, weniger 1. Kreisklassen) ist von Corona gestoppt worden. Nun sollten die Vereine entscheiden, wann diese neu aufgenommen werden soll (sofort oder erst ab 2022) und wie: In wie bisher getrennten Ligen zwischen Stadt und Land, in denen nur Einfachrunden gespielt werden, oder in teils bereits kombinierten Staffeln. Letzteres böte den Vorteil, dass in kleineren Staffeln (etwa 12 Teams) Hin- und Rückrunden stattfinden könnten.

Nun verkündete Haucap in einer Mail an die Vereine der Region das Ergebnis: 56 Prozent der Klubs wollen die sportliche Qualifikation für die Fusionsligen erst ab 2022 – und 65 Prozent der Klubs wollen ab Sommer bereits in gemischten, kleinen Staffeln mit Teams aus Stadt und Land spielen – so werde nun der Restart erfolgen. 76 Vereine aus Stadt und Land hätten laut Haucap eine Rückmeldung gegeben. „Wir wollten eine Gesamtabstimmung machen, weil wir in der neuen Saison voraussichtlich ein Kreis sein werden“, erklärt Perreiro das grundsätzliche Vorgehen.

Beim tieferen Blick auf die Abstimmung zeigt sich aber ein differenziertes Bild: In der Stadt votierte nur eine Minderheit in diesem Sinne. Nur fünf von 26 Klubs sprachen sich für kleine, gemischte Staffeln aus. Zwölf Vereine votierten für die Beibehaltung der alten Teilung zwischen Stadt- und Land und dafür, in gewohnten Ligen mit einer einfachen Runde ohne Rückspiele zu kicken. Neun Vereine beteiligten sich gar nicht an der zukunftsweisenden Entscheidung. Die nun getroffene Festlegung wird nur von 19 Prozent der Stadtklubs unterstützt.

Kritik kommt vor allem aus Stadtklubs und einzelnen Mannschaften aus den Kreisklassen. Sie befürchten weitere Fahrtwege und weniger Derbys. Diese Sorge versucht Pereiro, den Stadtfußballern zu nehmen: „Es wird keine deutlich weiteren Fahrten geben. Ich werde mich dafür einsetzen, im Sinne der Vereine gute Lösungen zu finden.“ Pereiro verspricht, dass kein Stadtklub bis nach Quakenbrück fahren müsse. Er sieht in der Fusion eine Chance: „Wir sollen nicht alles schwarz sehen. Die neuen Ligen werden attraktiver, weil sie ausgeglichener sind.“

Erste Entwürfe zur Einteilung der verschiedenen Ligen soll es in den nächsten Wochen geben. Pereiro hofft, dass viele Sorgen dann verschwinden, wenn die Vereine sehen würden, dass es keine gravierenden Änderungen gerade hinsichtlich der Fahrtwege gebe. Dennoch gilt es, zahlreiche Sonderinteressen zu berücksichtigen – eine Mammutaufgabe. „Wir werden nochmal mit jedem Verein einzeln sprechen“, sagte Frank Schmidt als Stadtfußball-Obmann.

Kommt das Modell der kleineren, kreisübergreifenden Staffeln, gibt es ab Sommer vier Kreisligen mit je zwölf Mannschaften. Bis dato sind aber nur drei Aufsteiger in die Bezirksliga vorgesehen. „Wir haben beim Bezirk eine Anfrage laufen, dass es vier Aufsteiger gibt“, so Haucap. Weil die Bezirksligisten dann vier Absteiger akzeptieren müssten, gibt er dieser Idee eher wenig Chancen. So würde es wohl Aufstiegsspiele zwischen den Meistern der Kreisligen geben , sollte das Modell wie nun besprochen kommen.

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Meinung zum kreisübergreifenden Neustart im Amateurfußball: Das wird interessant

Von Benjamin Kraus

Die größten Kritiker der Kreisfusion kamen stets aus den Stadt-Kreisklassen. Sie haben gute Argumente: Den Erhalt ihrer ausgeglichenen, attraktiven Ligen mit vielen Derbys, zu denen man stets per Rad oder Bus fahren kann -wichtig für Studenten oder Kicker mit geringeren finanziellen Mitteln. Warum sollten sie ihr kleines Fußball-Reich aufgeben, nur weil die Stadt-Kreisliga sportlich Schlagseite hat und daher aufgelöst werden sollte?

Bis dato haben die Macher im Fusionsprozess keine Antwort darauf geliefert. Fragen zur genauen (Gebiets-)Einteilung neuer Ligen wurden stets abgeblockt. Dass man dafür erst auf alle Mannschaftsmeldungen zur neuen Saison warten müsse, überzeugt nicht angesichts der im Grundsatz fest etablierten Szene in Stadt und Land. Und dass nun erst auf Nachfrage klar wurde, dass es im Stadtkreis keinesfalls eine Mehrheit gibt für gebietsübergreifende kleinere Neustart-Ligen, wird Fusions-Gegner dort auch eher nicht zu Fans des Großkreises machen.

Besser wäre es gewesen, den ersten Schritt zuerst zu tun: Fußball spielen nach der Pandemie, in etablierten Strukturen, danach die Fusion sportlich angehen. Nun könnte das ganze Projekt, für das es sehr gute Argumente gibt, am Veto einer Stadt-Opposition scheitern. Es ist in der Tat viel mehr Aufklärungsarbeit nötig in den nächsten Wochen, damit das nicht passiert.

Aufrufe: 022.5.2021, 14:00 Uhr
Lennart Albers / NOZAutor