2024-05-02T16:12:49.858Z

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Sie gaben ausführlich Auskunft (von rechts): Kapitän Peter Hoyer, Abteilungsleiter Jürgen Werner, TSV-Vorsitzender Boris Hagenhoff und Kassenwartin Sandra Werner-Müller im Gespräch mit EZ-Mitarbeiter Julian Betzl. Foto: JRO
Sie gaben ausführlich Auskunft (von rechts): Kapitän Peter Hoyer, Abteilungsleiter Jürgen Werner, TSV-Vorsitzender Boris Hagenhoff und Kassenwartin Sandra Werner-Müller im Gespräch mit EZ-Mitarbeiter Julian Betzl. Foto: JRO

"Ohne die De-Prato-Gang wären wir niemals so hoch gekommen"

Moosach-Kapitän und Identifikationsfigur Hoyer bei Neuanfang dabei

Das „gallische Dorf“ lechzt nach Ruhe und Frieden. Der TSV Moosach will die Landesliga-Odyssee und ihre Nachwehen abhaken und einen Neuanfang in der A-Klasse starten.

Ein lauer Sommerabend auf der Sportanlage des TSV Moosach. Geräteschuppen und Kabinen sind aufgeräumt, das Vereinsheim sauber rausgewischt und durch die letzten Sonnenstrahlen hindurch, blickt man von der Terrasse aus auf ein penibel gepflegtes Spielfeld. Die Vereinsführung um Boris Hagenhoff, Jürgen Werner, Sandra Werner-Müller, Florian Günder und Peter Hoyer hat in entspannter Atmosphäre jedoch nicht zum Grillabend, sondern einer thematischen Grundreinigung eingeladen.

Sieben unvergleichliche Wochen geprägt von Hysterien, Hass-Kommentaren, blindem Aktionismus, Marathon-Debatten, Schlaflosigkeit und letztlich einem vierstöckigen sportlichen Absturz, haben sich in die fünf Moosacher Gesichtszüge eingekerbt, die auch ein erfrischendes Abendlüftchen nicht einfach so davontragen kann.

„Eigentlich interessiert uns die Vergangenheit nicht mehr“, sagt TSV-Vorstand Hagenhoff einleitend. Für ihn ist die gefühlt unendliche TSV-Odyssee mit der endgültigen Abmeldung der ersten Mannschaft vom 11. Juni abgeschlossen. Er strebe intern nun „völlige Transparenz bei Finanzen und Kooperationen mit anderen Sparten und Vereinen“ an. Den Neuanfang in der A-Klasse „sehe ich als große Chance für den Verein, gerade um in unserer mittlerweile erfolgreichen Jugendarbeit jetzt Vollgas geben zu können.“

Jugendleiter Günder: „Das geht aber nur über Spielgemeinschaften. Unser Ziel ist es, mittelfristig vier, fünf Spieler für die Erste rauszubringen.“ Diese soll dann in der Region Kreisklasse/Kreisliga verortet sein, die innerhalb des Anhangs schon seit längerer Zeit als natürliches Habitat angesehen wurde. Womit die Gesprächsrunde zwangsläufig wieder in der Vergangenheit und bei der Ursachenforschung angekommen ist.

Ging der Durchmarsch von der Kreisklasse in die Landesliga binnen fünf Jahren für den 1400-Seelen Ort zu rasant vonstatten? „Klar war die Euphorie größer, als kleine Problemchen“, sagt Landesliga-Kapitän Hoyer, und Hagenhoff gesteht: „Es gibt wenige in Moosach, die sich so für den Klub ins Zeug gelegt haben, wie Sepp Stimpfle. Ich habe das zehn Jahre als Vorstand mit ihm gemacht, aber in der Zeit des sportlichen Erfolges, war ich vielleicht in gewisser Weise eher seine Marionette.“

Ob und wie Stimpfle die Erfolgsgeschichte des „gallischen Dorfes“ eingekauft und gemanagt hat, wollte lieber keiner so genau wissen. Anfang Mai hatte Stimpfle sich mit seiner Exekutive, dem Trainerduo Markus und Florian De Prato, überworfen und sich in der Ansprache ans Team verzockt. „Das ist von Seiten des alten Vorstands nicht ehrlich abgelaufen“, so Hoyer. „Ohne die De-Prato-Gang wären wir niemals so hoch gekommen“, bedauert Hagenhoff die unrühmliche Trennung ebenso, wie den fehlenden Rückhalt für die geschassten Trainer in den Medien. „Wir wollten uns ja äußern, hatten aber keine offizielle Funktion.“

Sein neu gewähltes Vorstandsteam sah sich letztlich zu spät einer Herkulesaufgabe gegenüber: Binnen 14 Tagen als Absteiger, mit einem „Shitstorm Deluxe“ an den Hacken und vielen Fragezeichen auf der Stirn, aus dem Nichts heraus einen Bezirksliga-Kader zu formen. „Die Zeit war einfach zu kurz“, resümiert Hoyer mitgenommen. „Ich bin zwar enttäuscht, dass es so gelaufen ist, aber ich kann die Abgänge der Jungs auch verstehen.“

Zuletzt verabschiedeten sich Michael Pohn (SC Baldham-Vaterstetten), Tobias Knöcklein (unbekannt), Robert Rohrhirsch (SE Freising), Maxi Brunner (SpVgg Haidhausen), Michael Hainthaler (SV Waldperlach) sowie Ivan Bacak und Mateo Cacic (beide VfB Forstinning).

Identifikationsfigur Hoyer bleibt und startet mit der vormaligen Reserve und Trainer Tobias Seiler dort, wo seine Reise einst begann, in der A-Klasse 6, von vorne. „Ich bin nur froh, wenn diese ganze Geschichte endlich vorbei ist.“ Zustimmendes Kopfnicken in der Runde und ein einheitliches Resümee des Landesliga-Abenteuers: „Schade. Aber Hauptsache, in Moosach kehrt wieder Ruhe ein.“

Aufrufe: 022.6.2018, 11:06 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor