2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview

Nico Heinz: Denker, Lenker und manchmal auch Sänger

Der Kapitän des A-Ligisten SG Malbergweich über den Saisonabbruch, Kurioses aus der Mannschaft und seine größten Fans.

Fußball ist für ihn Leidenschaft pur. Deshalb ist Nico Heinz (27) genauso wie sein für den Luxemburger Erstligisten Victoria Rosport spielender Bruder Timo (29) nach der coronabedingt abgebrochenen Saison auch immer mal wieder auf dem Bolzplatz zu finden. Was ihn von seinem älteren Bruder auf dem Spielfeld unterscheidet, warum sie in und um Malbergweich ein bisschen „crazy“ sind und was es mit einer Wildsau bei der SG auf sich hat, erfahren Sie im Gespräch mit dem aus Neuheilenbach stammenden und mittlerweile in Bitburg-Stahl lebenden Heinz, der als Kapitän einer der Denker und Lenker des Teams ist.

Auf Platz vier haben Sie mit Ihrer Mannschaft die abgebrochene Saison in der A-Klasse beendet. Aufsteiger SV Speicher hat sechs Punkte mehr. Wäre ohne die Corona-Pandemie in den restlichen elf Partien noch ein Angriff auf die Spitze möglich gewesen?

HEINZ Grundsätzlich stehen wir da, wo wir uns bis auf die Abstiegssaison 2017/18 in der A-Klasse auch in den Jahren zuvor aufgehalten haben. Das passt schon. Wir gratulieren Speicher zum Aufstieg. Meiner Meinung nach wäre für die Mannschaften dahinter allerdings noch etwas drin gewesen, es war schließlich noch fast die halbe Saison zu spielen und einige Punkte zu vergeben. Eine für alle passende Lösung zu finden, ist aber in solch einer Ausnahmesituation nicht möglich. Daher hat der Verband hier absolut richtig entschieden.

Wie konnte es vor knapp zwei Jahren überhaupt zum Abstieg kommen?

HEINZ In der Saison passte vieles nicht. Wenn‘s gut lief, hatten wir acht Verletze, zwischenzeitlich aber auch mal 15. Somit konnten wir nicht immer eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz bringen.

Wie haben Sie und Ihre Mannschaftskameraden die wochenlange Corona-Pause überbrückt?

HEINZ Anfangs, als noch von einer Fortsetzung die Rede war, haben wir von unserem Trainer Andreas Klink einen Trainingsplan zur Verfügung gestellt bekommen, der dann auch mit Hilfe von GPS ausgewertet wurde. Als absehbar war, dass es so schnell nichts mehr wird mit dem Kreisligafußball, haben wir das Ganze nicht mehr so intensiv betrieben. Jetzt, nach dem Abbruch, gibt’s einige sehr fleißige Kollegen in der Mannschaft, die die Pause für ihren ersten Halbmarathon genutzt haben oder intensiven Lauftrainingsplänen nachgehen. Ansonsten treffen wir uns auch mal ganz locker zum Fahrradfahren oder auf dem Bolzplatz. Der Fußball fehlt uns sehr – wir spielen ja auch nicht nur für die Tabelle.

Ihr eineinhalb Jahre älterer Bruder Timo ist dem Vernehmen nach auch immer wieder beim Kicken dabei. Er spielt mittlerweile seit vier Jahren für den Luxemburger Erstligisten Victoria Rosport. Sie haben sich mal für eine Runde höherklassig in der Rheinlandliga damals in Badem versucht, kehrten dann aber schon wieder zurück. Warum?

HEINZ Grundsätzlich war es schade, dass wir damals nicht zusammen gespielt haben. Als ich nach Badem kam, ging Timo gerade nach Salmrohr. Es war nicht meine beste Saison, und die Konkurrenz auf meiner Position war sehr hoch, deshalb habe ich den Sprung nicht wirklich geschafft. Nach der Saison hat sich beruflich einiges bei mir verändert. Die Zeit fürs Training war dann nicht mehr so vorhanden. Timo ist aber auf alle Fälle der komplettere Fußballer von uns beiden, gerade hinsichtlich Kopfballspiel und Zweikampfführung kann ich mir einige Scheiben von ihm abschneiden.

Was machen Sie mittlerweile beruflich?

HEINZ Nach meiner Tätigkeit bei einer Unternehmensberatung arbeite ich nun für die Bitburger Holding. Hier investieren wir in nachhaltige/zukunftsfähige Industrieunternehmen und in innovative Start-ups, die wir mit der Bitburger Unternehmensgruppe zusammenbringen.

Zusammenbringen oder -halten ist auch das Thema für die Spielgemeinschaft, in der sie aktiv sind. Fünf Clubs sind in der SG Steinchen – benannt nach Staffelstein, als geographischem Mittelpunkt der Dörfer – vereint. Wie hoch ist die Identifikation?

HEINZ Die Identifikation mit der Spielgemeinschaft ist bei allen Spielern sehr groß – es gab und gibt kaum personelle Abgänge. Als die SG Neidenbach/Malbergweich/Neuheilenbach 2015 noch einmal um Nattenheim und Fließem erweitert wurde, habe ich mich gefragt, ob das sein muss. Schnell habe ich aber gemerkt, dass alles reibungslos klappt und Spieler, genauso wie Vorstände Hand in Hand arbeiten. Es läuft extrem gut – auch in der Jugendspielgemeinschaft, an der außerdem noch der SV Schleid beteiligt ist. Für den Zusammenhalt in unserer Truppe tut auch unser Trainer Andreas Klink einiges.

Zum Beispiel?

HEINZ Bei uns gibt es keinen herkömmlichen Strafenkatalog. Wer etwa zu spät zu Training oder Spiel kommt, muss vor der Mannschaft singen. Das ist manchmal schon ein Festival der Gefühle, wenn einer vor den Jungs was von Bands wie Silbermond zum Besten gibt (lacht).

Die SG schreibt auch sonst lustige Geschichten – Stichwort Wutzi Wutz.

HEINZ Unser Maskottchen und heimlicher Konditionstrainer, der im Internet gerne Kommentare und Stimmungsberichte abgibt (grinst). Dabei gibt es Wutzi nicht nur virtuell oder als Stofftier, sondern auch in echt: Der Vater meines Mitspielers Oliver Christian ist Förster. Und sie haben eine Wildsau mit dem Namen Wutz als Haustier. Als wir mal bei ihnen im Garten saßen, kam nach so etwa 17 Bier die Idee, Wutzi zu unserem Glücksbringer zu machen. Seit dem ist er – zumindest in Stofftierformat – immer dabei.

Noch einmal zurück zu Ihrer Familie, die sehr fußballbegeistert ist. Es gibt Spieler, die stört es, wenn die Eltern immer zuschauen und anschließend noch Tipps geben, was besser laufen könnte.

HEINZ Mein Vater Hermann war ja schon der Jugendtrainer von Timo und mir. Wenn wir und unsere Schwester Katja (bei Bezirksligist DJK Watzerath, d. Red.) spielen, sind er und meine Mutter Brunhilde immer dabei. Früher konnte es schon mal sein, dass ich an einem Freitag mit Badem in Oberwinter gespielt habe und Timo tags darauf mit Salmrohr in Ludwigshafen – jeweils waren unsere Eltern vor Ort. Sie supporten uns extrem. Darüber sind meine Geschwister und ich sehr glücklich.

Interview: Andreas Arens

Aufrufe: 029.5.2020, 11:24 Uhr
Andreas Arens Autor