2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Viktoria Schwalm im Trikot von Turbine Potsdam. 	Archivfoto: dpa
Viktoria Schwalm im Trikot von Turbine Potsdam. Archivfoto: dpa

Neuer Vertrag als zusätzliche Motivation

FRAUEN-BUNDESLIGA: +++ Gebürtige Alsfelderin Viktoria Schwalm will bei Turbine Potsdam vorneweg gehen / Schlüsselbeinbruch ausgeheilt +++

POTSDAM/ALSFELD. Strahlender Sonnenschein und allerbestes Fußballwetter, doch mehr, als privat am eigenen Fitnesszustand zu arbeiten, ist aktuell ob der Corona-Zwangspause für Fußballerinnen und Fußballer landauf, landab nicht drin. In dieser Hinsicht bildet auch Viktoria Schwalm keine Ausnahme. Die 22-Jährige trägt in der FLYERALAM Frauenfußball-Bundesliga schon seit vielen Jahren das Trikot von Turbine Potsdam, und da der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Saison 2019/20 nur unter- und nicht abgebrochen hat, muss sich die Offensivspielerin weiterhin für den Fall der Fortsetzung fit halten. Immerhin kann dies die in Alsfeld geborene Schwalm in der Heimat und im Kreise ihrer Liebsten tun.

„Es standen ja kürzlich auch schon Ausgangssperren im Raum. Wenn ich in Potsdam praktisch nur noch zum Einkaufen aus dem Haus hätte gehen dürfen und nichts sonst hätte machen können, wäre es nicht sehr sinnvoll gewesen, wochenlang dortzubleiben. Deswegen habe ich mit dem Verein abgestimmt, nach Hause zu meiner Familie zu fahren“, berichtet die 22-Jährige, deren Studium der Sozialen Arbeit zudem ebenfalls noch auf unbestimmte Zeit ruht.

Sehr optimistisch, dass die Liga nach der bis Ende April verordneten Pause fortgesetzt kann, ist Schwalm zwar nicht, hält sich aber dennoch strikt an den Trainingsplan, den ihr Turbine-Coach Matthias Rudolph und der Trainerstab für die freie Zeit an die Hand gegeben haben. „Längere Läufe stehen ebenso auf dem Programm wie Sprints oder Krafttraining“, die in Ermangelung eines eigenen Fitnessraums lachend nachschiebt. „Übungen mit dem eigenen Körpergewicht gibt es zahlreiche, und die reichen dafür auch völlig aus.“

Generell lacht die 22-Jährige viel, der Saisonstart im August vergangenen Jahres bot dazu auch allen Grund, denn sowohl bei der 2:3-Auftaktniederlage in Frankfurt als auch beim anschließenden 6:2-Sieg gegen Jena, zu dem Schwalm zwei Treffer beisteuerte, stand sie über die gesamte Spielzeit auf dem Platz. Nach dem Abgang gestandener Spielerinnen wie Svenja Huth oder Felicitas Rauch im vergangenen Sommer kam der aus Willingshausen-Zella stammenden Offensivkraft nämlich eine neue Rolle zu. „Wir haben jetzt ein noch jüngeres Team beisammen, in dem ich natürlich gerne vorneweg gehen möchte. Ich konnte im Sommer endlich mal ohne Probleme trainieren, habe mich körperlich super und fit sowie persönlich gut gefühlt. Doch leider kam der Rückschlag ja dann sehr schnell“, erinnert sich Schwalm zurück.

Denn schon in der nächsten Partie beim 1. FC Köln beendete ein unglücklicher Sturz auf die Schulter ihre persönliche Bundesliga-Vorrunde. Aufgrund des erlittenen Schlüsselbeinbruchs und der daraus resultierenden Operation fiel die gebürtige Alsfelderin bis zum Jahresende aus, und da der Draht in der Schulter dann Anfang des Jahres 2020 dann zudem noch entfernt wurde, folgte eine – wenn auch kurze – weitere Pause, die aber dennoch bereits in die Winter-Vorbereitung fiel. Just im Rückspiel gegen Köln stand Schwalm dann am 16. Februar erstmals wieder für die Turbinen auf dem Spielfeld. „Es war schön, wieder auf dem Platz zu stehen. In den beiden folgenden Spielen gegen Wolfsburg und Essen durfte ich dann sogar schon wieder eine Halbzeit lang spielen, was mich ein wenig überrascht hat, da ich durch den zweiten Eingriff doch einige Einheiten in der Vorbereitung verpasst hatte“, berichtet die 22-Jährige.

Der Rest ist schnell erzählt: Nach der Länderspiel-Pause, in der die Deutsche Nationalmannschaft den Algarve-Cup gewann, folgte die eingangs erwähnte Bundesliga-Pause, die noch geraume Zeit anhalten wird. Doch trotz der langen Verletzungspause und der nur wenigen Minuten, in denen Schwalm ihre Offensivqualitäten auf dem Platz zeigen konnte, gab es dennoch überaus erfreuliche Nachrichten. Mitte Januar verlängerte „Tory“ nämlich ihren Vertrag für zwei weitere Spielzeiten bis 2022 und wäre mit dem Ende ihrer Vertragslaufzeit schon ganze zehn Jahre für die Brandenburgerinnen am Ball. Dementsprechend ist Turbine Potsdam mehr als „nur“ ein Verein für sie. „Potsdam ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich fühle mich hier in der Stadt, aber auch in meinem Club super wohl, es geht zudem sehr familiär zu, was mir absolut gut gefällt“, berichtet Viktoria Schwalm mit hörbarem Stolz und Überzeugung in der Stimme. „Ich weiß, was ich an Turbine habe, und ich denke, der Verein weiß auch, was er an mir hat. Ich fühle mich sehr wertgeschätzt und möchte natürlich gerne auch in der Zukunft eine Führungsrolle übernehmen. Für meine Entwicklung sind die nächsten zwei Jahre zudem sicherlich sehr wichtig, das Wichtigste wäre aber natürlich, verletzungsfrei zu bleiben. Dann würde ich sicherlich zu ausreichend Einsatzzeiten kommen.“

Ob es zu diesen noch im Laufe der aktuellen Saison kommen kann, steht aufgrund der Corona-Krise noch völlig in den Sternen, aber Viktoria Schwalm wäre aufgrund ihrer intensiven Home-Workouts auf jeden Fall bereit. Und ob ihrer kürzlichen Vertragsverlängerung strahlt momentan sicherlich nicht nur die heimatliche Sonne.



Aufrufe: 016.4.2020, 18:00 Uhr
Marc Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor