Denn viele Trainer-Verträge wurden bereits im Winter geschlossen für die Aufnahme der Arbeit ab 1. Juli. Corona war zu jener Zeit noch ein Fremdwort. Nun, sechs Monate später, ist die Situation so, wie es sich niemand vorstellen hätte können. Zwei Coaches, die davon betroffen sind und eigentlich in gut einer Woche ihre neue Trainerstation antreten wollten, sind Manfred Stern (Trainer SpVgg Lam), der zum Landesliga-Konkurrenten TSV Bogen wechselt, und Rüdiger Fuhrmann (bisher SV Etzenricht), der den Bayernligisten ASV Cham übernimmt. Daraus wird aber bei beiden vorerst nichts, wie sie im Gespräch mit unserem Medienhaus wissen lassen.
„Ich glaube, das ist für alle ein Problem, bei denen ein Wechsel ansteht“, ist sich Manfred Stern sicher. Doch Angst müssen die Osserbuam nicht haben, ab 1. Juli ohne ihren Aufstiegstrainer dazustehen, denn der 42-Jährige wird die Saison beim Landesligisten beenden, wie er sagt. Muss er als aktueller Lamer und künftiger Bogener Trainer nun sozusagen für zwei Vereine die Kaderplanungen mitgestalten? „In erster Linie bin ich Trainer bei der SpVgg Lam und voll für sie da, sekundär bin ich beim TSV Bogen.“ Dort sei er zwar miteingebunden, doch mache die Hauptarbeit Trainer und Sportdirektor Helmut Muhr. Stern ist sehr froh darüber, dass ihm sein neuer Arbeitgeber aus der Rautenstadt die Zusage erteilte, in Lam zu bleiben. Der TSV hätte auch seinen Dienstantritt zum 1. Juli einfordern können.
„Ich muss den Verantwortlichen natürlich einen Dank aussprechen, sie haben Verständnis gezeigt, dass ich mich aus Lam gerne mit dem Klassenerhalt verabschieden möchte. Für mich war das eine extrem schwierige Entscheidung, die ich keinem Kollegen wünsche. Letztendlich bin ich aber zu dem Entschluss gekommen, meine aktuelle Truppe und den Verein nicht im Stich zu lassen. Mit den Jungs und den Verantwortlichen arbeite ich seit Jahren hervorragend zusammen und deshalb habe ich es nicht übers Herz gebracht, mich während der unterbrochenen Saison zu verabschieden“, sagt Stern, der sich einen Seitenhieb Richtung BFV nicht verkneifen kann: „Von Verbandsseite hört man immer nur die Argumente, die für eine Saisonfortsetzung sprechen. Mein Beispiel zeigt, welche Probleme das ganze Szenario eigentlich mit sich bringt. Sollte der TSV Bogen aus irgendeinem Grund noch während der Restsaison den Trainer wechseln müssen, kann es sein, dass ich am Ende der Gelackmeierte bin und das Engagement vielleicht gar nicht zustande kommt. In einem Jahr kann nämlich sehr viel passieren und ich bin bestimmt kein Einzelfall.“
Noch härter als Stern hat es Rüdiger Fuhrmann getroffen. Er hätte ab 1. Juli den ASV Cham übernommen als Nachfolger von Andreas Lengsfeld. Doch daraus wird (vorerst) nichts. „Im Moment ist das eine unglaubliche Situation. Ich bin seit über 30 Jahren im Trainergeschäft tätig, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der 59-Jährige.
Denn wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird, bleibt der Trainer des SV Etzenricht ohne Beschäftigung. „Ich habe mich mit dem SV Etzenricht so geeinigt, dass ich am 30. Juni, zu meinem Vertragsende, definitiv Schluss mache und nicht mehr als Trainer zur Verfügung stehe“, sagt er. Im Januar teilte der Trainer des Bezirksligisten mit, dass er nach Cham wechseln wird. Die Rot-Weißen haben mittlerweile signalisiert, dass Aufstiegstrainer Andreas Lengsfeld die erste Bayernligasaison zu Ende bringen wird. So hat Fuhrmann nun bis Juli 2021 Zeit, sich auf seinen neuen Arbeitgeber vorzubereiten. „Natürlich laufen die Planungen für Cham schon“, sagt er.
Für Fuhrmann ist es unverständlich, wie der BFV die Wechselperiode geregelt hat. „Ich sehe das als unbefriedigend an. Am besten wäre gewesen, die Saison abzubrechen.“ Er ist der Meinung, dass es bessere Lösungen gegeben hätte als die des Verbandes. Auf den ASV Cham freut sich Fuhrmann trotz einer langen Wartezeit. Bereits das zweite Mal wird er im nächsten Jahr dann an der Chamer Seitenlinie stehen nach seinem Engagement in den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13. Vor allem die Chamer Jugendarbeit hat es dem designierten Coach angetan.
Fuhrmann will alles daran setzen, dass der ASV Cham zu einer festen Größe in der Bayernliga wird. „Es muss eines unserer Ziele sein, den ASV hier zu etablieren.“ Er sei damals nicht im Bösen gegangen und hatte stets Kontakt gehalten, sagt er zu seinem zweiten Engagement. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe.“ Doch die Vorfreude muss bei Rüdiger Fuhrmann noch ein Jahr anhalten, ehe er beim ASV loslegen kann.