„Ich brauchte einfach den Tapetenwechsel“, sagt er. Denn als all die alten Freunde, mit denen der Lehramtsstudent lange die Babenhausener Kabine teilte, den Verein wechselten, ist es auch für Husemann Zeit, den Bielefelder Club zu verlassen. Kurz überlegt er, das Fußballspielen ganz aufzugeben. Sehr kurz. Denn als das Angebot aus Langenheide kommt, sind die Gedanken an das vorzeitige Karriereende verschwunden. Auch, weil der B-Ligist aus dem Altkreis ihm seine Freiheiten lässt. Der Amateurfußball ist schließlich nicht seine einzige Passion.
Als Fan von Arminia Bielefeld verpasst Husemann kaum ein Spiel. Mehr noch: Eine Saison sorgt er für die Stimmung auf den Rängen. Als »Einpeitscher« steht er auf dem Zaun. Die Fankurve folgt seinem Kommando. „Ich bin da einfach so reingerutscht“, sagt er über den Posten, den er mittlerweile nicht mehr bekleidet. Als „zu zeitintensiv“ beschreibt Husemann die Aufgabe, die ihn quer durch die Republik in sämtliche Zweitliga-Stadien führte. Lieber konzentriert sich der Bielefelder nun auf seine Bachelorarbeit, die er in den nächsten Monaten schreiben will. Arminia-Spiele aber bleiben eine willkommene Abwechslung.
Ebenso das Graffiti-Sprayen. Als vor rund fünf Jahren die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen, kurz BGW, das Studentenwohnheim unterhalb des Ostwestfalendamms »Apfelsinenkiste« tauft, bricht unter den Studenten ein Sturm der Entrüstung aus. Die Bewohner und Nachbarn wollen, dass das Haus mit etwa 100 Appartements wie seit seiner Eröffnung weiter »Orangenkiste« – kurz »O-Kiste« – heißt. Norbert Müller, der ehemalige Chef der BGW, beugt sich dem Druck und beauftragt unter anderem Graffiti-Künstler Husemann ganz offiziell, den Apfelsinenkisten-Schriftzug zu ersetzen.
Es bleibt nicht sein einziges, öffentlichkeitswirksames Projekt. Auch die schwarz-weiß-blaue Wand unterhalb der Südtribüne im Bielefelder Stadion hat der Student mitgestaltet. „Aber das ist Vergangenheit“, sagt Husemann, der heute nur noch „selten und im privaten Rahmen“ zu den Spraydosen greift. Viel lieber schnürt er derzeit seine Fußballschuhe. In Langenheide fühlt sich Husemann nämlich „pudelwohl“. Und auch die bisherigen Ergebnisse stimmen den Torwart zuversichtlich, „dass in dieser Saison für uns durchaus etwas drin ist“. Nach sechs Spieltagen liegen die Kicker von der Langenheider Alm auf Rang drei. „Einen Platz in der oberen Tabellenhälfte trauen wir uns durchaus zu“, sagt Husemann, der nach wenigen Wochen im neuen Club „einen super Gesamteindruck“ gewonnen hat. Ob er nun erneut acht Jahre für den Verein auflaufen wird, ließ er offen. „Aber die Voraussetzungen hierfür stimmen.“