2024-05-02T16:12:49.858Z

Über FuPa

Uwe Langner: Dorfderby war mein Highlight

Die Kameraleute von FuPa Ostwestfalen sind Woche für Woche unterwegs, um Spiele in ganz OWL zu filmen. Sie kennen sich aus - vom holprigsten Rübenacker bis zum schmucken Stadion. In der Corona-Pause stellen wir "unsere Leute hinter der Linse" vor. Sie erzählen von ihren Erlebnissen am Spielfeldrand.

Die schwierigste Aufgabe als Video-Berichterstatter bei FuPa Ostwestfalen besteht darin, keine Emotionen zu zeigen. Schließlich sollte man auch als Video-Reporter neutral sein. Doch wer den Fußball so liebt wie unser Filmer Uwe Langner, der kann manchmal einfach nicht anders. Es ist keine Sympathie für einen Verein, sondern die Liebe zum Fußball schlechthin. In diesem Sinne feierte und hielt Uwe Langner viele Momente im Video fest. Er filmte den David-gegen-Goliath-Sieg des SV Gadderbaum, ließ sich von den Emotionen eines Last-Minute-Ausgleichs im Heidewald mitreißen und war im fairsten Moment der ostwestfälischen Fußballgeschichte live dabei und fast zu Tränen gerührt. Und natürlich das absolute Highlight-Event, wenn zwei kleine beschauliche Dorfvereine gegeneinander spielen und das ganze Dorf am Platz den Verein und den Fußball feiert.

„Same procedure as every year… “

Jedes Jahr aufs Neue sind die Bielefelder Hallenfußballstadtmeisterschaften ein absoluter Zuschauermagnet und für Technikliebhaber ein absolutes Muss im Winter. Natürlich ist unser stets gut gelaunter Filmer Uwe auch bei diesem Highlight jedes Jahr vertreten. Immer mit im Gepäck: Sein Equipment und ein Lächeln. Einen Vorteil bringt er mit. Uwe Langner war früher selbst aktiver Fußballer. Zehn Jahre bei Arminia Bielefeld, bei Fichte Bielefeld und VfB Bielefeld. Aus seiner aktiven Laufbahn kennt er noch einige alte Haudegen und wird deswegen in fast allen Hallen bestens mit Essen und Getränken versorgt. Schließlich ist Hallenfußball das Anstrengendste, was die FuPa Ostwestfalen-Filmer so mitmachen müssen. Vier bis fünf Stunden durchgängig, hochkonzentriert filmen und das meistens ohne Pause. In der Zeit mal einen Schluck Kaffee zu bekommen, ist wie der Himmel auf Erden. Der Legende nach sind manche Videoberichterstatter schon in Hallen verdurstet oder unterzuckert, allerdings nicht Uwe. Schließlich kennt er jeden und jeder kennt ihn.



Der Sieg David gegen Goliath:

Der Pokal schreibt bekanntlich die besten Geschichten. In diesem Fall trifft es erneut zu. B-Ligist SV Gadderbaum spielte im Bielefelder-Kreispokal gegen den Bezirksligisten VfR Wellensiek. Eigentlich eine sichere Nummer für den Favoriten. Tja, falsch gedacht. „Der SV Gadderbaum ging drei Mal in Führung und schaffte es erst, im Elfmeterschießen letztendlich zu gewinnen. Das war Wahnsinn“, erinnert er sich.


Besonders beeindruckt war unser Uwe von dem Trainer der Gadderbaumer, Aykut Aydinel. „Der lief die Linie runter wie seine Jungs. Der Typ macht richtig Stimmung und muss garantiert nach dem Spiel auch duschen“, schwärmt Uwe. Wir halten fest: Aydinel ist der "Simeone der Kreisliga". Nach dem letzten verwandelten Elfmeter kamen die gesamten Gadderbaum-Anhänger zu einem Kreis zusammen und feierten gemeinsam den Sieg. „Wahrscheinlich waren die Jungs in ganz Bielefeld zu hören, so laut wie die waren“, so Uwe.


Wie zu Zweitliga-Zeiten.

Der Heidewald bebte. Beim diesjährigen Oberliga-Derby des FC Gütersloh gegen den SC Wiedenbrück war viel los. Knapp 2.140 Zuschauer füllten das Heidewaldstadion des FCG. Es war das erste Spiel der neuen Oberliga-Saison. Für unseren Filmer Uwe also ein absolutes Topspiel. Allerdings steht man im Heidewald als Filmer auf einem Gerüst. Dieses wirkt wacklig - gefühlt kurz vor Einsturzgefahr. Trotzdem geht unser engagierter Filmer todesmutig dort drauf und filmt. Für den besten Platz zum Filmen geht Uwe schließlich jedes Risiko ein. In der 74. Minute schoss der SC Wiedenbrück durch Ercan Aday das Führungstor. Es sah alles nach einem Sieg für den SCW aus.


Der Schiedsrichter zeigt vier Minuten Nachspielzeit. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle für alle FCG-Fans. Immer wieder versuchen die Gütersloher alles für den Ausgleich. Dann kam die 94. Minute - in der der FCG-Spieler Nick Flock zum 1:1 trifft. „Die Fans sind vor Freude ausgerastet - und die Spieler am Platz auch. Julian Hesse (FC Gütersloh) ging nachdem Spiel zu jedem einzelnen Fan und bedankte sich für die Unterstützung“, erzählt Uwe. Interessanterweise schoss ausgerechnet Nick Flock den Ausgleich. Sein Vater ist beim SC Wiedenbrück Co-Trainer. „Wegen solchen Spielen macht man den Job“, fasst Uwe die ganzen Emotionen des Spiels zusammen.

– Foto: Henrik Martinschledde



Ostwestfalens fairster Fußballmoment

Es immer ein Highlight, wenn Aramäer Gütersloh gegen Assyrer Gütersloh spielen. Knapp 700 Zuschauer bei einem Kreisligaspiel ist nicht gerade alltäglich. Wenn diese beiden aufeinandertreffen, jedoch schon. Das ist quasi die Mutter aller Derbys der Kreisliga A Gütersloh. Also ein Spiel, bei dem es um Alles oder Nichts geht. Beim Stand von 2:2 passierte dann die Kuriosität des Jahrhunderts. Eigentlich wollte Assyrers Omoefe Anthony Eviparker nur den Ball zurück zu Aramäers Torhüter Noel Benjamin Gabriel spielen. Der Ball kam knapp im Sechzehner auf und sprang über Gabriel ins Tor. Schockstarre bei Fans, Spielern und Schiedsrichter Philipp Dräger.

Alle 700 Zuschauer starrten sich an und wussten nicht, was zu los war. Das war ganz kurios“, erinnert sich Langner. Regulär war es ein Tor, aber völlig ungewollt. Keiner jubelte, alle guckten sich nur entsetzt an. Letztendlich musste das Tor zählen. Beim Wiederanpfiff gingen alle Spieler von Assyrer zur Seite und ließen Aramäers Stephan Dalmis allein aufs Tor zu laufen und das 3:3 machen. Fair-Play, wie es im Buche steht. Letztendlich wurde das Spiel bei diesem Stand beendet. Den Gänsehaut-Moment wird Uwe nie wieder vergessen.


Dorffußball mit Bundesliga-Flair

„Wer oder was ist eigentlich Druffel? Ach, ein Ort, okay und wo liegt das?“, fragte Uwe am Telefon, als er den Auftrag für ein absolutes Highlight-Spiel bekam. Im Vorhinein wusste jedoch niemand, was ihn erwarten würde. Eigentlich war es „nur“ ein Gütersloher Kreisliga B-Spiel. Doch das ganze Dorf dreht quasi durch, wenn die SG Druffel gegen die SG Bokel spielt. „Beide Plätze liegen nur gefühlte 500 Meter auseinander vielleicht lag die Faszination auch da drin“, erinnert sich Uwe. Trotz eines vom Tabellenplatz her unspektakulärem Spiels wurde groß aufgefahren. Rahmenprogramm, Bierbude, Banner und vieles mehr. „Der Vorbericht von Druffel war auch schon ein Highlight. Das war schon alles heller Wahnsinn“, so Uwe. Druffel weihte am gleichen Tag auch seine neue Flutlichtanlage ein und zeigte die Funktionstüchtigkeit in einem Video als Teaser für das Spiel.


Im Spiel wurde die Stimmung noch deutlich gesteigert. „Es war wirklich jeder Einwohner aus den beiden Dörfern am Platz, man hätte dort ungestört einbrechen können. Schließlich waren ja alle am Spielfeld, um sich das dörfliche Spektakel anzusehen“, ist Langner immer noch vom Spiel fasziniert. Eigentlich schien alles durchgeplant von Druffel. Nur ein Faktor wurde dabei nicht bedacht, die Dunkelheit. Für die Vorstellung einer neuen Flutlichtanlage musste es normalerweise dunkel sein. Tja, die Anstoßzeit war damals ein wenig zu früh gewählt. Offensichtlich konnte man den Anstoß kaum abwarten. „Wir mussten 20 Minuten später mit der zweiten Halbzeit anfangen, weil es vorher zu hell war für die Flutlichtanlage. Das erschien wirklich alles völlig bekloppt zu sein dort“, erinnert sich Uwe noch. Sein absolutes Highlight in seiner Zeit als Videoberichterstatter. Der Fußball war an diesem Tag fast schon fast nebensächlich. Aber kein Rüffel für Druffel: Es wurde Licht.


Aufrufe: 013.4.2020, 10:25 Uhr
FuPa Autor