2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
– Foto: Andreas Zobe

Ein »Playmaker« im systemrelevanten Beruf

Viele aktive Fußballer sitzen zu Hause im Homeoffice oder können momentan gar nicht arbeiten. Andere wiederum sind momentan mehr gefragt denn je und dabei haben sie nicht einmal ihren geliebten Ausgleich, den Fußball. So auch Instagram-Model und Hobby-Kicker Andrew » The Playmaker« Aygeman.

Andrew » The Playmaker« Agyeman vom TuS 08 Senne und Mourad Anuali vom SV Gadderbaum arbeiten beide in sogenannten systemrelevanten Berufen. Aygeman ist Altenpfleger bei der Diakonie Nordwest in Jöllenbeck und Anouali arbeitet als Operationstechnischer Assistent und hilft momentan auf der Intensivstation aus. Ihr Alltag hat sich nun völlig verändert.

„Der Ausgleich fehlt einem momentan. Das ist gerade die schlimmste Zeit für mich. Ich würde lieber drei Spiele hintereinander absolvieren als einmal Laufen zu gehen“, sagt Andrew Aygeman vom TuS 08 Senne augenzwinkernd. In seinem Job als examinierter Altenpfleger lebt er täglich mit der Gefahr, sich selbst oder die Risikogruppe mit dem Coronavirus anzustecken.


Um 5:50 Uhr muss er bei der Arbeit sein, dann bekommt er eine Liste mit Kunden, die beinhaltet, welche Maßnahmen bei ihnen durchgeführt werden müssen. Von Medikamenten verabreichen, Wundversorgung, Insulin messen und verabreichen bis hin zur Körperhygiene gehört alles dazu. Sein Alltag änderte sich durch Corona nicht unerheblich. Hygienevorschriften sind jetzt noch wichtiger. Mundschutz bei den Kunden ist Pflicht, genauso wie Handschuhe: „Es geht nicht mehr ohne. Am Anfang habe ich es einmal vergessen. Einfach aus Gewohnheit und hab einen Kunden angefasst. Der ist direkt hochgeschreckt. Ich dachte nur, Andrew, du musst aufwachen. Das geht so nicht mehr“, erinnert sich Aygeman.


Anschließend vergaß er es nie wieder. Schließlich ist es für ihn wichtig, auf einer guten Ebene mit seinen Kunden zu kommunizieren. „Es ist ein bisschen wie in dem Film „Ziemlich beste Freunde“. Ich versuche, nicht jeden Kunden wie am Fließband abzufertigen, sondern wie im Film eben eine gute zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen. Zeit für den Menschen und mit ihnen auch mal über andere Themen als die Krankheit zu reden, ist für mich wichtig“, so der leidenschaftliche Kicker. Trotzdem empfindet er die Situation als sehr schwierig, besonders für die älteren Mitmenschen: „Das Virus ist nicht das Schlimmste für die älteren Menschen. Vielen Menschen macht die Isolation sehr zu schaffen. Ein Grundsatz der Pflege lautet: Wir pflegen nicht nur den Körper, sondern auch Geist und Seele. „Momentan können wir aber nur den Körper pflegen“, so der TuS 08 Senne-Kicker.


Nicht nur in der Pflege veränderte die Corona-Pandemie den Alltag. Mourad Anuali vom SV Gadderbaum arbeitet in einem Bielefelder Krankenhaus als Anästhesiepfleger im OP. Momentan hilft er teilweise auf der Intensivstation aus, weil er dort zuvor jahrelang gearbeitet hat. Er ist dann dafür zuständig, beispielsweise die Beatmungsgeräte der Patienten zu überwachen. Stündlich muss er diese Geräte prüfen und deren Daten mit einem Arzt besprechen. Ein Fehler von ihm bedeutet den Tod des Patienten oder lebenslange gesundheitliche Schäden. Eine Verantwortung, die Anuali jahrelang getragen hat. In einer Schicht ist er in der Regel für zwei bis drei Patienten verantwortlich. Wenn die Station stark unterbesetzt sein sollte, können es auch mal vier werden.


Während der Covid-19 Pandemie muss auch er öfter auf der Intensivstation aushelfen und das ist momentan ein ganz anderes Kaliber: „Die Sicherheitsvorkehrungen sind zehn Mal so hoch. Wir behandeln jeden Patienten, als wenn er die Krankheit hat und ein möglicher Infektionsherd sei. Daher sind die Hygienevorschriften zehn Mal so hoch wie normalerweise“, so Anuali. Mundschutz kann nur noch in der Pause abgenommen werden. In der Kantine darf man nur noch mit drei Kollegen sitzen und alles nur auf Abstand. „Es gibt auch einen Sicherheitsdienst am Eingang, der kontrolliert, dass nicht zu viele dort sind und der Abstand eingehalten wird“, so der Kicker des SV Gadderbaum. Für den 35-Jährigen keine leichte Situation. Zwar musste er bisher noch keine extra Überstunden wegen des Coronavirus machen, allerdings ist das Virus in seinem Job bereits allseits präsent.


Ablenkung gibt es da in der heimischen Grünanlage. „Wir haben Gott sei Dank ein kleines Tor im Garten, wo ich mit meinem Sohn ein paar Bälle schießen kann. Laufen gehen kann jeder, aber das schöne Miteinander fehlt einem momentan sehr“, so Anuali. Er selbst musste bereits mit seinem Sohn in Quarantäne. „Eine Erzieherin meines Sohnes hatte Corona und darum mussten wir auch 14 Tage zuhause bleiben. Auch im Krankenhaus sind einige in Quarantäne, weil sie vermeintlich zu einer infizierten Frau Kontakt hatten.“

Aufrufe: 09.5.2020, 10:30 Uhr
Teresa Kröger / FuPaAutor