2024-06-17T07:46:28.129Z

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Rudi Zedi musste in der Kabine deutlich werden.
Rudi Zedi musste in der Kabine deutlich werden. – Foto: Heiko van der Velden

Mit einem Doppelschlag ins Halbfinale

Viertelfinale um den Niederrheinpokal: Regionalligist SV Straelen liegt beim Oberligisten ETB SW Essen lange zurück. Doch in der zweiten Halbzeit drehen Timo Mehlich und Kelvin Lunga in drei Minuten den Spieß um.

Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Regionalligist SV Straelen hat sich am Mittwochabend mit einem 2:1 (0:1)-Erfolg beim Oberligisten ETB Schwarz-Weiß Essen für das Halbfinale um den Niederrheinpokal qualifiziert.

Und hat damit demnächst Heimrecht gegen den Drittligisten MSV Duisburg, falls dieser am kommenden Mittwoch seiner Favoritenrolle beim Oberligisten 1. FC Bocholt gerecht werden sollte.

Allerdings war bei den Grün-Gelben nach 90 spannenden Minuten im traditionsreichen Stadion Uhlenkrug erst einmal kollektives Durchatmen angesagt. Denn die Mannschaft um Interimstrainer Rudi Zedi konnte mit Mühe ein drohendes Pokal-Aus abwenden, das nach der jüngsten 1:4-Niederlage beim KFC Uerdingen unweigerlich ein Krisen-Szenario an der Römerstraße ausgelöst hätte.

Es hat in der Kabine geknallt

In der ersten Halbzeit fand der Favorit kein geeignetes Mittel gegen die Defensivtaktik, die ETB-Trainer Suat Tokat seiner Mannschaft verordnet hatte. Der Oberligist, der sich als Tabellenzehnter noch für die Aufstiegsrunde qualifiziert hat und die restliche Saison ganz entspannt angehen kann, stand in einer dreireihigen Formation in der eigenen Hälfte. Ein missglückter Schussversuch von Torjäger Cagatay Kader (12.) und ein Freistoß von Tobias Peitz (26.), der aus halblinker Position weit am Ziel vorbei flog – das war es auch schon in Sachen Straelener Offensivszenen. Essens Keeper Stefan Jaschin, in der vergangenen Saison noch Bankdrücker an der Römerstraße, hatte in der ersten Halbzeit nichts zu tun.

Und dann passierte ausgerechnet auch noch das, was schon so häufig Pokalspiele zu Gunsten eines Außenseiters entschieden hat. In der 36. Minute rutschte der Ball nach einem Konter über die rechte Seite durch zum Essener Angreifer Marcello Romano, der aus zehn Metern Distanz Straelens Keeper Julius Paris keine Chance ließ. Bis zum Pausenpfiff zeigte sich der SV Straelen konsterniert.

Jetzt war der Zeitpunkt für Rudi Zedi gekommen, seine Stimmbänder zu strapazieren. Während die Essener Spieler und Schiedsrichter Martin Ulankiewicz schon längst wieder auf dem Rasen standen, war der Straelener Interimstrainer in den Stadion-Katakomben immer noch mit seiner Mannschaft beschäftigt. „Nach solch einer Halbzeit musste es einfach in der Kabine auch mal knallen. Im nachhinein bin ich stolz auf die Jungs, dass sie die richtige Reaktion gezeigt haben. In der zweiten Hälfte waren wir plötzlich im Spiel, haben die Zweikämpfe angenommen und diese auch meistens gewonnen“, sagte Zedi nach der Partie.

Den ersten Warnschuss feuerte Gianluca Rizzo in der 54. Minute ab. Stefan Jaschin konnte in dieser Szene mit einer Glanztat den Ausgleich gerade noch verhindern. Zehn Minuten später wehrte er mit sehr viel Mühe einen Peitz-Freistoß zur Ecke ab. Doch es sollte nicht mehr lange dauern, bis der SV Straelen den verdienten Lohn erntete und innerhalb von 180 Sekunden den Spieß komplett umdrehte.

Doppelschlag zum Sieg

In der 69. Minute wurde zunächst einmal der Essener Pokal-Nimbus gebrochen. In den vier Runden zuvor hatten die Schwarz-Weißen keinen einzigen Gegentreffer hinnehmen müssen und dabei unter anderen in Runde drei das Regionalliga-Spitzenteam Rot-Weiß Oberhausen mit 1:0 ausgeschaltet. Doch dann stach ein Joker von der Römerstraße. Timo Mehlich, gerade erst für Kino Delorge in die Partie gekommen, stand nach Vorarbeit von Cagatay Kader goldrichtig und beförderte den Ball zum 1:1 über die Linie. Nicht einmal drei Zeigerumdrehungen später durften die mitgereisten Straelener Anhänger schon wieder jubeln. Diesmal spielte Rechtsaußen Kelvin Lunga einen ganz feinen Doppelpass mit Kader und vollstreckte zum 2:1 für die Gäste – in der 72. Minute stand das Tor zum Halbfinale für den SV Straelen plötzlich sperrangelweit offen.

Und es sollte sich auch nicht mehr schließen, da die Gäste bis zum Schlusspfiff ganz im Stil eines souveränen Favoriten auftraten. Cagatay Kader und Gianluca Rizzo hätten das Ergebnis noch auf standesgemäß stellen können. Letztlich blieb es beim 2:1, das sich der SV Straelen mit einer starken zweiten Hälfte verdient hatte. Zedi: „Unter dem Strich bin ich sehr zufrieden. Ein ganz wichtiger Sieg, der uns sicher auch im Hinblick auf die nächsten Aufgaben in der Meisterschaft hilft.“

Aufrufe: 031.3.2022, 08:45 Uhr
RP / Volker HimmelbergAutor