2024-04-29T14:34:45.518Z

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Amateure und Profis stehen zusammen: Vor dem Anpfiff halten die Spieler von Planig und Mainz 05 gemeinsam ein Transparent im Gedenken an Max Keßler hoch.
Amateure und Profis stehen zusammen: Vor dem Anpfiff halten die Spieler von Planig und Mainz 05 gemeinsam ein Transparent im Gedenken an Max Keßler hoch. – Foto: Mario Luge

Max-Keßler-Gedenkspiel: Für alle ein besonderer Tag

TSG Planig und FSV Mainz 05 gedenken verstorbenem Max Keßler +++ Emotionaler Moment für alle Beteiligten

Bad Kreuznach. Bo Svensson war sichtlich ergriffen. „Wenn man die Freundin mit dem kleinen Sohn sieht, muss man als Familienvater schon eiskalt sein, dass einen dieses traurige Schicksal nicht berührt“, sagte der Cheftrainer des FSV Mainz 05 nach dem 11:0 (7:0)-Testspielerfolg gegen die TSG Planig. Eine Partie, bei der das Ergebnis nur zweitrangig war. Schließlich stand der emotionale Nachmittag in Bad Kreuznach ganz im Zeichen des 2019 verstorbenen TSG-Spielers Max Keßler.

Unter dem Applaus der 500 Zuschauer im ausverkauften Friedrich-Moebus-Stadion trug die Lebensgefährtin von Keßler den Spielball zum Mittelkreis. Im Arm: Der gemeinsame Sohn, mit dem die Freundin schwanger war, als Keßler während einer Begegnung zusammenbrach und auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb.

Die Mitspieler schwenkten beim Einlaufen eine Fahne mit Keßlers Foto, rollten diese anschließend auf der Tartanbahn aus. Kurz vor dem Anpfiff stellten sich beide Teams dann zusammen, hielten ein Plakat mit den Worten „Ruhe in Frieden, Max“ hoch. „Eigentlich hatten wir solche Testspiele gar nicht geplant, aber als wir davon hörten, waren wir sofort bereit dafür“, schilderte Svensson später.

Emotionalster Moment schon vor dem Anpfiff

Emotional wurde es so richtig, da hatten die Mannschaften des 1. FSV Mainz 05 und von der gastgebenden TSG Planig den Rasen im Friedrich-Moebus-Stadion noch gar nicht betreten. Beim Einlaufen wurden die 22 Fußballer und das Schiedsrichtergespann von einem Fahnenträger angeführt, der das Konterfei des Verstorbenen Max Keßler (29) schwenkte. „Für mich absolut der emotionalste Moment“, berichtet Schiedsrichter Scott Smith, der gemeinsam mit Fabienne Michel und Tom Bauer die Partie leitete, vom Weg aus dem Spielertunnel.

„Man hat ganz genau gesehen, wie sehr dieser Moment alle berührt hat“, sagt Smith, der seit 22 Jahren für die TSG Planig pfeift. Viele Jahre lang war auch Max Keßler Stammgast bei den Heimspielen der 05er. Dass sein Lieblingsteam nun ihm zu Ehren extra nach Bad Kreuznach kommt, ist ein starkes Zeichen.

Dass aus sportlicher Sicht bis auf einen Torschuss von der Mittellinie durch Dennis Mastel für die TSGler nichts raussprang, kam wenig überraschend. „Wir haben Mittwoch, Donnerstag und Freitag trainiert“, hat Cihan Ceylan eine ganz andere Erklärung: „Die Beine waren schwer, daran lag es bestimmt“, sagt der 36-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Auch Weitschütze Mastel nahm es locker: „An einem guten Tag mache ich den“, sagt der Stürmer für den, wie für seine Teamkollegen auch, ein Kindheitstraum in Erfüllung ging: „Jeder Amateurfußballer wünscht sich das, es war eine Ehre für uns.“

Auch Max Erhard, ehemaliger Trainer der Planiger Reserve, in der Keßler sonst spielte, spricht von einem Riesenerlebnis: „Es war sehr schön, dass wir diesen Rahmen gefunden haben und so etwas erleben durften.“

Doch auch aufseiten der 05er schrieb die Partie viele Geschichten, war es doch gleich für drei Nullfünfer eine Rückkehr in bekannte Gefilde. So erinnerte sich etwa FSV-Torwarttrainer Stefan Kuhnert noch an Oberliga-Vergleiche mit Eintracht Kreuznach aus den Achtziger-Jahren – damals war die Oberliga immerhin die dritthöchste nationale Spielklasse. „Das waren heiße Duelle mit meinen Freunden Jürgen und Kalle Wilhelm“, blättert „Kuhni“ kurz in den Geschichtsbüchern zurück. Mit dabei sei seinerzeit auch ein weiterer Weggefährte des früheren Keepers gewesen: Guido Schäfer, der sowohl das Mainzer als auch das Bad Kreuznacher Trikot getragen hatte. „Eine tolle Zeit.“

Apropos Trikot: Das hatte bei Babak Keyhanfars letztem Auftritt in Bad Kreuznach noch die blaue Farbe. „Mit dem SV Gonsenheim haben wir in den Neunzigern hier Verbandsliga gespielt“, weiß der Nullfünf-Co-Trainer noch von seiner Ära als Übungsleiter beim Mainzer Stadtteilklub. „Es war immer schön hier und ich komme auch heute gerne hierher zurück.“

Das gleiche Gefühl hat auch der frisch bestätigte Vorsitzende des FSV Mainz 05: Stefan Hofmann war 2005 von Eintracht Kreuznach ins Nachwuchsleistungszentrum nach Mainz in den Trainerstab der U17 gewechselt. Noch heute lächelt er etwas verschmitzt, wenn er an seine unruhige Zeit als Aktiven-Trainer in der Oberliga unter SGE-Klubchef Gojko Loncar zurückdenkt. Damals war übrigens gerade ein Spieler aus der Eintracht-A-Jugend in den Männerbereich gewechselt: Cihan Ceylan, heute Trainer der ersten Mannschaft der TSG Planig. Wie die Zeit vergeht. „Aber hier im Moebusstadion ist eigentlich alles wie früher“, sagt Hofmann mit einem Augenzwinkern. „Tolle Rasenplätze und noch immer kein Flutlicht.“

Als Erfolg wird dagegen das Max-Keßler-Gedenkspiel in die Geschichtsbücher eingehen. „Es war der perfekte Tag, der hätte Max sehr gut gefallen“, sind sich alle Beteiligten einig.

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Aufrufe: 06.7.2021, 14:00 Uhr
Martin Imruck, Tobias Goldbrunner und Mario LugeAutor