2024-06-06T14:35:26.441Z

Allgemeines
– Foto: Klaus Rainer Krieger

Markus Raupach: Teamplayer mit Vorbildfunktion und Alibi-Allergie

Trainer, die man kennt (22): Buchbachs aktueller Coach führte die U19 des Wacker Burghausen mit Punkterekord in die Bundesliga, wurde dann aber wegen Erfolglosigkeit entlassen

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 22. Teil geht es um Markus Raupach (43), der vor seiner Zeit beim TSV Buchbach als Spielertrainer beim FC Dingolfing II und dem ASC Simbach arbeitete und mit der U19 des SV Wacker Burghausen große Erfolge feierte. Bei FuPa spricht der Gymnasiallehrer zudem über die "Hassliebe" zu Schiedsrichter Andreas Hartl.

Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Natürlich sind die Spielzeiten, die mit einem Titelgewinn enden, etwas Besonderes. Daher blicke ich gerne auf die Saison 2012/13 bei der U19 des SV Wacker Burghausen zurück, die geprägt war vom unglaublichen Teamgeist. Am Ende konnten wir nicht nur die Bayerische Meisterschaft und den damit verbundenen Bundesligaaufstieg erringen, sondern auch noch den Bayerischen Verbandspokal gewinnen und uns damit für den DFB-Pokal der Junioren qualifizieren. Nicht unerwähnt darf hier aber auch meine Debütsaison 2005/06 mit den "jungen Wilden" vom FC Dingolfing II in der Bezirksoberliga Niederbayern bleiben. Die vielen tollen Erfahrungen, die ich damals mit der Mannschaft machen durfte, haben meine Leidenschaft für den Trainerjob erst richtig entfacht.


Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?

Erfreulicherweise durfte ich zahlreiche sehr talentierte und auch charakterlich einwandfreie Spieler begleiten, die alle an dieser Stelle Erwähnung finden müssten. Julian Pollersbeck aber spielte bereits in der U19 derart nervenstark - um nicht zu sagen nervenbefreit - wie man das bei Jugendspielern sonst kaum beobachtet. Dies zeichnet ihn auch jetzt im Tor des Hamburger SV in besonderem Maße aus.


Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Die schönsten Spielzeiten habe ich ja bereits eingangs beschrieben. Die vielleicht prägendste Phase erlebte ich aber wohl als Spielertrainer des FC Dingolfing II in der damaligen Bezirksoberliga. Die Mannschaft war damals Bindeglied zwischen der von Thomas Schneider trainierten U19 und der von Sepp Steinberger und später von Wolfgang Beller trainierten Landesligamannschaft. Zu jener Zeit stand ich also fast täglich im fachlichen Austausch mit absoluten Fußballexperten und konnte von allen eine Menge lernen.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Da ist auf jeden Fall Gerhard Huber zu nennen. Mit ihm verbindet mich nach wie vor eine enge Freundschaft, die lange zurückreicht, bis weit vor die gemeinsame Zeit beim ASC Simbach.


Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Trotz meiner überschaubaren Spielerlaufbahn durfte ich die Zeit mit einigen interessanten Trainerpersönlichkeiten verbringen. Von jedem Trainer konnte ich mir dabei etwas abschauen. Robert Heringlehner war mein Trainer beim FC Vilshofen und überzeugte mich durch sein Fachwissen. Beim FC Starnberg hinterließ das professionelle Auftreten von Florian Hinterberger besonderen Eindruck. Und bei der SpVgg Landshut durfte ich Karsten Wettberg erleben, wie gezielt er seine Teams zusammenstellte und formte. Beim ASC Simbach schaffte es Mario Demmelbauer mit seiner akribischen und stets sachlichen Herangehensweise, mich noch im fortgeschrittenen Fußballeralter nachhaltig zu beeindrucken.


Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem eingeschlagenen Weg, schließlich hat er mich bis in die Regionalliga zum TSV Buchbach geführt, wo ich sehr glücklich bin. Allerdings musste ich mich doch auch einmal über mich selbst ärgern. Als U19-Trainer beim SV Wacker bin ich im Laufe eines Bayernligaspiels wegen lautstarken Protestierens von der Bank verwiesen worden. Eine Entschuldigung beim Schiedsrichter nach dem Spiel war mir dann zwar selbstverständlich, dennoch sollte man in so einer Situation ein besseres Vorbild abgeben.


Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Mit der zweiten Mannschaft des FC Dingolfing steckten wir in der Saison 2007/08 im Abstiegskampf der Bezirksoberliga und mussten zum Nachholspiel zum Aufstiegskandidaten nach Waldkirchen reisen. Nach frühem 0:1-Rückstand verweigerte uns Schiedsrichter Andi Hartl einen aus meiner Sicht klaren Elfmeter. Er wirkte beschwichtigend auf meine Mannschaft und mich ein, sagte, er hätte die Situation nicht klar gesehen und stellte einen Pfiff bei der nächsten strittigen Szene in Aussicht. Zu dieser kam es dann leider nicht - im Gegenteil: der spätere Jahn-Torjäger Benni Schmid lief zu Höchstform auf. Wir verloren 0:4 und ich warte seither auf einen Sieg unter der Leitung von Andi Hartl oder zumindest auf einen Pfiff zu meinen Gunsten in einer ähnlich strittigen Szene. Zu meiner Überraschung verstehe ich mich mit Andi aber nach wie vor so gut, dass er mir diese kleine Anekdote hoffentlich nicht übel nimmt. (schmunzelt)


Bei Raupachs Debüt beim TSV Buchbach bekam er es im ersten Spiel der laufenden Saison gegen den FC Augsburg II ausgerechnet mit seinem langjährigen "Widersacher" Andreas Hartl zu tun. Die Partie endete - wie könnte es anders sein - mit einer 1:3-Niederlage.
Bei Raupachs Debüt beim TSV Buchbach bekam er es im ersten Spiel der laufenden Saison gegen den FC Augsburg II ausgerechnet mit seinem langjährigen "Widersacher" Andreas Hartl zu tun. Die Partie endete - wie könnte es anders sein - mit einer 1:3-Niederlage. – Foto: Michael Buchholz


Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Mit solchen Allgemeinsätzen kann ich nicht viel anfangen. Nicht nur der Fußball hat sich enorm weiterentwickelt. Man denke nur an die Trainerausbildung, Talentförderung, die technischen Möglichkeiten und vieles mehr, was mittlerweile im Fußball selbstverständlich ist. Sollte man einzelne positive Aspekte der Vergangenheit trotzdem vermissen, gilt es diese aufzugreifen und in der Weiterentwicklung des Fußballs zu berücksichtigen. Dabei ist jeder Verein gefordert, einen Weg zu finden, der dem eigenen Profil entspricht, anstatt sich hinter einer Phrase zu verstecken.


Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?
Ich sehe mich als Teamplayer. Wenngleich du als Trainer natürlich die Verantwortung für die sportlichen Entscheidungen trägst, ist es mir ein großes Anliegen, dass alle vom gemeinsamen Vorgehen und vom gemeinsamen Plan überzeugt sind und beides mittragen. Dabei arbeite ich nicht nur besonders gerne eng mit dem gesamten Trainerteam zusammenzuarbeiten, sondern versuche auch die Spieler mit ins Boot zu holen. Mir ist wichtig, keinen Spieler vor Aufgaben zu stellen, denen er sich nicht gewachsen fühlt.


Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme bringen?

Auf Alibi-Phrasen wie "Ich muss das Vertrauen des Trainers spüren" reagiere ich allergisch. Dann erhält der Spieler auch einen kurzen Vortrag zu diesem Thema.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Von Torsten Lieberknecht bin ich schwer beeindruckt. Ich durfte mit ihm einen Trainerlehrgang absolvieren und ihm später bei Eintracht Braunschweig über die Schulter schauen. Ohne Frage ist er ein hervorragender Trainer und Fußballfachmann, der stets innovativ arbeitet und meiner Meinung nach in die Bundesliga gehört und dort hoffentlich bald wieder zu sehen ist. Er ist immer authentisch und bodenständig mit einem guten Draht zu den Spielern, Fans und dem gesamten Umfeld. Und dabei verliert er auch nie seine Familie aus den Augen.


Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Das vorzeitige Aus bei der U19 des SV Wacker im November 2013.


Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?

Die Spielertrainerlösung ist und bleibt ein Kompromiss. Wenn das für Verein und Trainer stimmig ist, soll es so sein. Beide Seiten sollten aber auf die Trainerausbildung und die entsprechenden Trainer-Lizenzen Wert legen. Hier wird das handwerkliche Rüstzeug vermittelt, auf dessen Grundlage dann jeder seine Erfahrungen sammeln kann.

Zur Person:
Markus Raupach begann seine Laufbahn als Übungsleiter im August 2005 als Spielertrainer bei der zweiten Mannschaft des FC Dingolfing, die damals in der Bezirksoberliga um Punkte und Tore kämpfte. Nach drei Jahren beendete er seine Tätigkeit in der Isarstadt und übernahm im August 2009 den kriselnden ASC Simbach. Mit einem Kraftakt schaffte der A-Lizenz-Inhaber, der selbst unter anderem beim FC Vilshofen, dem FC Starnberg, der SpVgg Landshut und dem SV Hutthurm kickte, den Klassenerhalt in der BOL.

Nach knapp eineinhalb Jahren verließ er die Innstädter jedoch und folgte dem Lockruf des SV Wacker Burghausen, bei dem er als Coach der U19 fungierte. Mit dem Wacker-Nachwuchs wurde Raupach im Sommer 2013 mit einem neuen Punkterekord Bayerischer Meister und feierte damit den Aufstieg in die Junioren-Bundesliga sowie den Titel im Bayerischen Verbandspokal. Trotz dieser enormen Erfolge musste er dann aber nur ein halbes Jahr später nach elf Niederlagen in elf Spielen in der Süd/Südweststaffel vorzeitig seinen Hut nehmen.

Im Anschluss hospitierte der Pfarrkirchener, der mittlerweile im oberösterreichischen Schärding lebt, bei den Profitrainern Markus Weinzierl und Torsten Lieberknecht, für den er in dessen Zeit bei Eintracht Braunschweig auch als Scout und Gegneranalyst arbeitete. Seit August 2015 leitet er zudem den Fußball-Stützpunkt am Tassilo-Gymnasium in Simbach, an dem er Sport und Mathematik lehrt. Im Juni 2019 kehrte Markus Raupach an die vorderste Front zurück und steht seitdem gemeinsam mit Andreas Bichlmaier beim Regionalligisten TSV Buchbach an der Seitenlinie.

Aufrufe: 024.6.2020, 13:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor