2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Kann mit seiner bisherigen Zeit beim FV Illertissen zufrieden sein: Trainer Marco Küntzel. Er führte die strauchelnde Mannschaft von Tabellenplatz 15 auf den zwölften Rang und schaffte dabei eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage.  Foto: Horst Hörger
Kann mit seiner bisherigen Zeit beim FV Illertissen zufrieden sein: Trainer Marco Küntzel. Er führte die strauchelnde Mannschaft von Tabellenplatz 15 auf den zwölften Rang und schaffte dabei eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage. Foto: Horst Hörger

Lieber im Regen trainieren als in Italien

Illertissens Trainer Marco Küntzel spricht über die Mannschaft, Trainingslager und Neuzugänge

Seit knapp über zwei Monaten ist Marco Küntzel jetzt Trainer beim Regionalligisten FV Illertissen – seiner bislang hochklassigsten Aufgabe im Trainerbereich. Der 42-Jährige übernahm das Team in einer schwierigen Phase und schaffte vor dem letzten Spiel des Jahres gegen Bayern München II am Wochenende (0:2) eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage. Jetzt gönnt er seinen Spielern erst mal eine Pause, ehe es Mitte Januar mit dem Trainingsauftakt weitergeht.

Herr Küntzel, die Winterpause ist da und sie haben ihre ersten zwei Monate als Regionalliga-Trainer zu Ende gebracht. Gemessen an den jüngsten Resultaten dürften Sie recht zufrieden sein mit dem Sprung in die vierte Liga.

Marco Küntzel: Ja sicher. Ich habe ja nie an meinen Fähigkeiten gezweifelt (lacht). Außerdem habe ich auch einiges dafür getan, dass ich den Sprung in die Regionalliga wage und schaffe. Da bin ich dem FV Illertissen dankbar, dass ich hier meine Qualitäten zeigen kann. Klar, das ist keine Garantie für Erfolg. Da gehören noch andere Dinge dazu.

Welche Dinge meinen Sie?

Küntzel: Ich habe ein gutes Trainerteam, das passt super zusammen und es macht riesigen Spaß. Die Spieler ziehen überragend mit und es gibt keinen, über den man sagen könnte, dass er sich gerade ein bisschen hängen lässt. Vielleicht ändert sich das noch, wenn der Alltag eingezogen ist, aber momentan muss ich sagen, dass die Jungs gut dabei sind und super trainieren. Deshalb glaube ich, dass die Zeit hier erfolgreich werden kann.

Mit dem Erfolg war es nicht so weit her in Illertissen, als Sie die Mannschaft im Oktober übernommen haben. Sie stand damals auf Platz 15. Was für ein Team haben sie vorgefunden, wie war die Stimmung?

Küntzel: Ich glaube, dass die Stimmung damals gar nicht so schlecht war. Illertissen war von den vergangenen Jahren verwöhnt und hatte mit dem Abstieg nichts zu tun. Die Stimmung ist auch immer erfolgsabhängig. Doch was ich immer sage: Es gibt nicht immer nur „hoch“. Ich habe jedenfalls eine gute und intakte Mannschaft vorgefunden. Unser Trainerteam musste da nur an kleineren Dingen feilen.

Weshalb ging es dann in dieser Saison trotzdem nicht hoch, sondern vor allem abwärts?

Küntzel: Das lag sicherlich auch daran, dass viele Defensivspieler verletzt waren und immer noch sind. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal in zwei Spielen mit der gleichen Abwehr oder der gleichen Aufstellung gespielt haben. Trotzdem sind wir breit aufgestellt und ich bin glücklich, so eine Mannschaft versammelt zu haben.

Von den vielen Verletzten, die Sie angesprochen haben, sind dann einige zurückgekehrt. Das hat wieder für Stabilität gesorgt.

Küntzel: Mit Sicherheit. Man hat es ja beim Memmingen-Spiel gesehen (2:6, Anm. d. Red.). Da hatten wir defensiv keine Möglichkeit, jemanden nachzuschieben. Und dann kann eben das passieren, was in Memmingen passiert ist. Am Ende der Hinrunde hatten wir die Spieler wieder zur Verfügung.

Aktuell stehen Sie auf dem zwölften Platz und haben von den letzten sechs Partien nur eine verloren. Was hat sich in den vergangenen Wochen in der Mannschaft geändert?

Küntzel: Vor allem in der Defensive hat sich etwas geändert. Besonders, was die Kompaktheit angeht. Die Abstände waren einfach zu groß zwischen Stürmern, Mittelfeldspielern und der Abwehr. Daran haben wir in den vergangenen Wochen sehr intensiv gearbeitet, genau wie an den Offensivaktionen. Ich finde, dass es in die richtige Richtung geht.

Wenn Sie von der richtigen Richtung sprechen, klingt das aber, als sei noch Luft nach oben.

Küntzel: Absolut. Man hat es ja auch gegen Bayern München II gesehen. Klar sind die Bayern individuell besser aufgestellt, aber trotzdem hatten sie erst in der 66. Minute beim 1:0 ihre erste richtige Torgelegenheit. Wir haben das Spiel in diesen drei Minuten (das 2:0 fiel in der 69. Spielminute, Anm. d. Red.) aber hergeschenkt. Das lag nicht nur an der Abwehr, die einen hervorragenden Job gemacht hat. Unser Problem ist momentan noch, dass wir im Spielaufbau einfache Bälle auf dem Weg nach vorne verlieren. Außerdem fehlt uns auf den Außenbahnen noch etwas das Tempo, besonders wenn Burak Coban fehlt, wie zuletzt gegen München.

Ein Grund, um in der Winterpause personell nachzurüsten?

Küntzel: Wir werden uns natürlich zusammensetzen in den nächsten Tagen und alles durchgehen, aber unser Kader ist so groß, dass wir eigentlich zu breit aufgestellt sind – wenn die Verletzten zurück sind. Ich bin auch kein Trainer, der da in Aktionismus verfällt. Im Gegenteil, ich möchte eher den Spielern, die schon da sind, die Möglichkeit geben, ihre guten Leistungen bis zum Saisonende fortzuführen. Ich bin der Meinung, dass man mit dieser Mannschaft die Klasse halten kann.

Sie sagten kürzlich, dass Sie die Winterpause herbeisehnen. Besonders wegen der damaligen Verletztensituation. Was ist denn für die spielfreie Zeit geplant?

Küntzel: Die Jungs sollen sich jetzt erst einmal erholen und die Zeit bis Weihnachten nutzen, um abzuschalten und vom Fußball ganz wegzukommen. Am 14. Januar geht es dann los mit der Vorbereitung, deshalb haben die Spieler von Weihnachten bis zu diesem Tag ein bisschen damit zu tun, fit in die Vorbereitung starten zu können. Ein Trainingslager ist von meiner Seite nicht angedacht.

Warum nicht? Im Ausland gibt es im Winter einige gute Trainingsmöglichkeiten...

Küntzel: Klar, man kann es sich einfach machen und wegfahren, was aber nicht wirklich einfach ist. Die Spieler müssen nebenher arbeiten, weshalb es schwierig ist, alle zusammenzukriegen. Ich bin aber ohnehin nicht der Freund von Trainingslagern. Es nützt mir nichts, wenn ich irgendwo auf tollen Rasenplätzen in Italien, der Türkei oder sonst wo bin und dann geht die Rückrunde auf irgendwelchen Matschplätzen los. Deshalb sollte man sich schon lieber an die Gegebenheiten gewöhnen und sich darauf vorbereiten.

Als Trainer ist es nicht nur Ihre Aufgabe, die Spieler zu verbessern. Gerade für Sie, der frisch in der Regionalliga angekommen ist, gibt es doch sicherlich noch einiges zu lernen.

Küntzel: Absolut. Das ist ja das Schöne daran. Man lernt nie aus. Selbst wenn man als Profi hochklassig gespielt hat, ist es etwas anderes, als Trainer zu arbeiten. Es macht ja auch Spaß, wenn man merkt: in der Bayernliga hat das oder jenes funktioniert und das funktioniert in der Regionalliga aber plötzlich nicht, weil die Qualität ganz anders ist. Dafür muss man Lösungen finden und wenn man auf die Weise dazulernt, ist es natürlich prima.

Sie haben vor Illertissen vor allem in unteren Klassen trainiert, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Kommt die gerade etwas zu kurz?

Küntzel: Das Gute ist ja, dass wir Feierabendfußballer sind. So habe ich immer bis etwa 16 Uhr Zeit, meine Familie zu sehen. Ich bin dann in der Regel so um 21 Uhr wieder zu Hause und dann passt es auch wieder. Also nein, gar nicht. Das passt alles super.

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Aufrufe: 08.12.2018, 13:14 Uhr
Neu-Ulmer Zeitung / Gideon ÖtingerAutor