2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Hätte einen Saisonabbruch bevorzugt: Rainer Leitl, seit Ende Oktober Trainer des Kreisligisten FC Real Kreuth.  Andreas Leder
Hätte einen Saisonabbruch bevorzugt: Rainer Leitl, seit Ende Oktober Trainer des Kreisligisten FC Real Kreuth.  Andreas Leder

Leitl: „Ein bisschen herumspielen und viel Gaudi“

Trainer des FC Real Kreuth im Interview

Genau ein Spiel betreute Reiner Leilt den FC Real Kreuth an der Seitenlinie, dann machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung.

Kreuth – Auch um den FC Real Kreuth ist es ruhig geworden. Nicht nur bremst die Enterbacher selbstredend die aktuelle Situation aus, auch ist das Wirken von Neu-Trainer Reiner Leitl derzeit natürlich recht eingeschränkt. Im Interview mit unserer Zeitung gibt der 60-Jährige unter anderem Einblicke in die schwierige Trainingsgestaltung.

Herr Leitl, in diesen Zeiten vorneweg das Wichtigste: Wie geht’s Ihnen?

Mir geht’s eigentlich soweit gut. Abgesehen von der Situation rund um das Coronavirus ist bei mir alles in Ordnung.

Die Corona-Krise dürfte besonders Sie beim FC Real Kreuth getroffen haben. Schließlich absolvierte Ihre Mannschaft unter Ihrer Leitung – seit Ihrem Amtsantritt Ende Oktober – erst ein Pflichtspiel.

Die Situation ist natürlich nicht befriedigend, weil wir eigentlich eine gute Vorbereitung absolviert hatten. Wir wären für den Start gut gerüstet gewesen, dann kam aber bekanntlich die Corona-Thematik dazwischen. Jedoch können da weder wir noch die anderen etwas dafür.

Auch Ihre Mannschaft hat den Trainingsbetrieb unter strengen Auflagen wieder aufgenommen. Wie läuft das Training derzeit ab?

Die Wiederaufnahme des Trainings ist den Jungs nur schwer zu vermitteln. Man kann keinen Zweikampf machen und keine Spielformen üben. Im Prinzip ist es ein bisschen draußen herumspielen und viel Gaudi. Natürlich kann man gewisse Dinge üben, aber der Trainingsbetrieb ist sehr eingeschränkt. Beispielsweise ist auch kein Flankentraining möglich, weil man keine Kopfbälle machen darf. Im Endeffekt kann man technische Dinge trainieren, aber das wird natürlich irgendwann langweilig.

Leitl: „Es ist schwierig“

Klar ist: Die Trainingssituation ist schwierig, aber kann es auch eine Chance zu sein, gerade auch, um an Dingen zu arbeiten, für die man sonst kaum Zeit findet?

Ja, das ist eigentlich das Gute dabei, dass man sich nicht wie sonst vielleicht nur in einem Training mit speziellen Übungen beschäftigen kann, sondern jetzt in zwei oder drei. Trotzdem ist Übung und Spiel einfach etwas anderes, weil man da eventuell in der Hektik agiert oder sich im Zweikampf befindet. Die technischen Dinge kann man aber vorantreiben, wie etwa Passspiel, lange Bälle und Dribbling. Umsetzen muss man aber es dennoch immer noch im Wettkampf und den haben wir im Moment nicht. Es hilft mir nichts, wenn mein Spieler Hütchen ausspielen kann, und vier Wochen später steht dann plötzlich ein Gegner da. Es ist also schwierig.

Als Sie in Kreuth unterschrieben haben, war das Ziel, sich mittelfristig nach oben zu orientieren. Inwieweit beeinflusst die aktuelle Situation diese Zielsetzung?

Derzeit ist es noch zu früh, um das einschätzen zu können. Der Rückrundenstart wäre für uns als Standortbestimmung schon wichtig gewesen, auch um zu sehen, ob wir das umsetzen können, so wie ich mir das vorstelle. In den Testspielen hat man schon beobachten können, dass das eine oder andere schon funktionieren kann, aber Punkt- und Vorbereitungsspiele sind schon noch zwei verschiedene Paar Schuhe. Im Großen und Ganzen wollen wir oben anklopfen. Aber wie gesagt: Die Standortbestimmung wäre wichtig gewesen, um zu sehen, ob wir schon so weit sind.

Leitl: Abbruch wäre mir lieber gewesen

Ab dem 1. September soll die Saison fortgesetzt werden. Sehen Sie den Zeitpunkt als realistisch an?

Ich kann Ihnen nicht sagen, wie so etwas umsetzbar sein soll. Die Spieler im Amateurbereich haben schließlich ganz andere Voraussetzungen als die in den Profi-Ligen. Wir sind definitiv nicht so ausgestattet, dass wir kontrollieren, Fieber messen oder Ähnliches könnten. Zudem wissen wir auch nicht, was die Spieler am Wochenende machen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und ich hoffe, dass wir aus dieser Situation gut herauskommen. Keiner kann auch sagen, wie sich die Situation mit diesem Virus entwickelt. Zudem gibt es derzeit nur noch zwei Verbände, welche die Saison nicht abgebrochen haben. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, man hätte die aktuelle Spielzeit abgebrochen und im September – wenn es möglich ist – die Saison 2020/21 gestartet.

Sie können auf eine lange Spieler- und Trainerkarriere zurückblicken. Ist die jetzige Situation die Außergewöhnlichste für Sie bisher?

Ja, definitiv. Etwas Vergleichbares habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt, aber ich denke, dass das vielen so geht. Natürlich hat man auch ein wenig Angst, weil es einen selbst ja auch erwischen kann.

Aufrufe: 02.6.2020, 11:12 Uhr
Tegernseer Zeitung / Markus EhamAutor