2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Das letzte von mehr als 200 Toren für den SC Waldgirmes erzielt Leif Langholz (rechts) hier standesgemäß in seinem Abschiedsspiel am vergangenen Samstag gegen Griesheim. 	Foto: Bär
Das letzte von mehr als 200 Toren für den SC Waldgirmes erzielt Leif Langholz (rechts) hier standesgemäß in seinem Abschiedsspiel am vergangenen Samstag gegen Griesheim. Foto: Bär

Leif Langholz kann auf bewegegte Karriere zurückblicken

HESSENLIGA: +++ Nach 12 Jahren beim SC Waldgirmes Karriere beendet / Bulut: „Solch einen Menschen und Sportler gibt es heute selten“ +++

WALDGIRMES. Gelungener und stimmungsvoller kann ein Abschied nicht sein, so wie ihn am vergangenen Samstag Leif Langholz erlebte. Der Vollblutstürmer, seit Rundenbeginn aber nur noch als Trainer-Assistent und wegen seiner mangelnden Fitness als Stand-by-Angreifer auf der Bank des Hessenligisten SC Waldgirmes, kam eine Viertelstunde vor Schluss in die letzte Heimpartie der Runde gegen Viktoria Griesheim und erzielte zwei Minuten vor Schluss noch ein Tor zum 6:1-Erfolg seiner Mannschaft. Kurz zuvor hatte der 33-Jährige schon eine gute Chance vergeben. „Da war mir der Blick noch von den Tränen getrübt“, wies Langholz lachend auf die Szene bei seiner Einwechslung hin, als er von Emotionen überwältigt wurde, weil ihn seine Mitspieler unter Applaus durch ein Spalier auf den Platz laufen ließen und auch die Zuschauer ihre Begeisterung und zugleich ihren Dank für einen beispielhaften Fußballer und Menschen lautstark demonstrierten. „Ich war total gerührt und nachher dankbar für diesen emotionalen Moment“, wollte Langholz diesen Akt zunächst lieber vermeiden, war später aber beeindruckt.

Zwölf Jahre, die besten als Fußballer, verbrachte Langholz beim SC Waldgirmes. „Das war die Möglichkeit, in der Region höchstmöglichen Fußball zu spielen und trotzdem Ausbildung und Privatleben unter einen Hut zu bekommen“, begründet er den damaligen Wechsel in die Lahnaue zum Hessenligisten. Schon dieser Schritt deutete auf die Heimatverbundenheit, aber auch auf den klaren Blick für die Realitäten des Lebens hin, die seinen Weg als Sportler und Mensch zeichneten.

Nach den Anfängen bei der JSG Bonbaden/Laufdorf/Schwalbach wechselte Langholz in der C-Jugend zum FC Burgsolms, wo er schon als Jugendspieler in der Seniorenmannschaft in der Landes- und Bezirksoberliga eingesetzt wurde. Dann folgten zwei Jahre beim Landesligisten Eintracht Wetzlar unter Trainer Peter Cestonaro, und dann 2006 der Wechsel zum SC Waldgirmes. Besonders, als er in 2010 Hessenliga-Torjäger geworden war, war die Verlockung groß, in den Profifußball zu wechseln. Angebote gab es einige. So absolvierte er Probetrainingseinheiten u.a. beim Bundesligisten Mainz 05 und dem Zweitligisten Kickers Offenbach. „Ich hatte Kontakte zu Spielerberatern, aber als ich gemerkt habe, wie die mich wie eine Ware verschachern wollten, habe ich gemerkt, das ist nicht meine Welt“, begründet Langholz den „Verzicht auf möglicherweise das große Geld“ und seinen Verbleib in Waldgirmes.

Und er hat alles unter einen Hut bekommen. Mittlerweile ist der studierte Betriebswirt Leiter der Staatsstelle für Sport, Kultur und Ehrenamt mit Sitz in Wetzlar und kann zudem auf eine erfolgreiche und befriedigende Fußballerlaufbahn zurückblicken. Mit dem Höhepunkt der Hessenmeisterschaft 2009 mit dem SC Waldgirmes, für den er insgesamt über 200 Treffer erzielte. Und Spuren hinterließ. „Leif ist ein Mensch, den es heute immer seltener gibt: loyal, steht dazu was er sagt, alles hat Hand und Fuß. Für ihn gilt: ein Mann ein Wort. Sportlich für mich ein Segen, wir haben uns immer gut verstanden. Er ist als Sportler voll fokusiert auf das was er macht, wenn er etwas macht, dann zu hundert Prozent und richtig“, gerät SC-Trainer Daniyel Bulut geradezu ins Schwärmen. Auch Manfred Klas von der Sportlichen Leitung der Waldgirmeser hat eine hohe Meinung von Langholz: „Leif hat einen großen Stellenwert nicht nur wegen seiner Tore sondern auch wegen seiner Identifikation für den SC. Vor allem, als er 2013 nach unserem Abstieg vorangegangen ist und als Frontmann ganz wichtig für den Neuaufbau war.“

Und warum jetzt der Abschied vom SC und der Fußballszene mit noch relativ jungen 33 Jahren? „Ich war in den letzten Jahren häufig verletzt und hatte es satt, mich immer wieder mit großem Aufwand auf den Fitnesszustand zu bringen, den ich mir vorstelle. Außerdem ist mir die Belastung und der Trott mit Arbeit, Training und Spielen mit zum Teil langen Anfahrten zu viel geworden. Ich freue mich jetzt auf einen Sommer ohne Verpflichtungen und genieße die Freizeit“, will Langholz „am Freitag einen Haken dranmachen.“ Ausschließen, dass er in Zukunft wieder irgendeiner Tätigkeit in Sachen Fußball nachgehen wird, will er nicht. Kann man sich eigentlich auch gar nicht vorstellen.



Aufrufe: 025.5.2018, 08:00 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger)Autor