2024-06-04T08:56:08.599Z

Halle
Erst mal schulen lassen, bevor es los geht	Karikatur: Schwarze-Blanke.
Erst mal schulen lassen, bevor es los geht Karikatur: Schwarze-Blanke.

Latente Unruhe schlägt um

Fehlende Routine auch ein Grund für immer wieder auftretenden Ärger in der Halle

Worms/Alzey. Eigentlich sollte es beim Futsal friedlicher zugehen, als beim normalen Hallenfußball. Grätschen sind grundsätzlich verboten, ab einer gewissen Anzahl von Fouls wird jedes weiter mit einem direkten Freistoß aus zehn Metern ohne Mauer geahndet. Das sollte ebenfalls zu einer faireren Spielweise beitragen. Bei der Futsal-Kreismeisterschaft Alzey-Worms in der Osthofener Wonnegauhalle ist das aber alles im Finale ganz anders gelaufen. Eine Minute vor Abschluss des Finales lagen die Fußballer des TuS Hochheim gegen die Zweite Mannschaft der TSG Pfeddersheim mit 1:2 in Rückstand. Ein vermeintliches Foul eine Pfeddersheimers hätte dem TuS aus Sicht von deren Trainer Andreas Großmann eigentlich einen Freistoß aus zehn Metern einbringen müssen. Doch die Pfeifen der Schiedsrichter bleiben stumm, nicht aber das Mundwerk von zwei TuS-Aktiven, die danach wegen Beleidigung die Rote Karte sehen. Großmann, der das Turnier eigentlich von der Tribüne aus verfolgen wollte (,,Die Jungens sollten das regeln und sich selbst coachen") eilt von der Tribüne, kann Schlimmeres allerdings nicht mehr verhindern. Sein Spieler Dominik Schäfer leistet sich wenige Sekunden später ein völlig unnötiges Frustfoul und fliegt ebenfalls mit Rot vom Feld.

Es war der unschöne Abschluss eines Nachmittags, an dem Großmann ,,bis auf diese letzte Minute richtig stolz auf meine Spieler" war. Doch schon zuvor war in der Halle, wie auch schon eine Woche zuvor bei den Meisterschaften des Kreises Mainz/Bingen eine latente Unruhe zu spüren. Den Grund kennt Ralf Müller, der stellvertretende Kreisfußballwart und Turnierorganisator der Futsalkreismeisterschaft Alzey-Worms. ,,Wir spielen Futsal nur einmal im Jahr, da brauchen wir alle, bis wir reinkommen", und setzt zum passenden Vergleich an: ,,Das ist wie, wenn ich zwei Jahre kein Englisch spreche. Da brauche ich auch Anlauf dafür."

Und so lange dieser Anlauf dauert, so lange gibt es Diskussionen. Und wenn dann die Spieler sowie die Zuschauer noch weniger die Regeln verinnerlicht haben, als es die extra auf Futsal geschulten Unparteiischen, ist Ärger vorprogrammiert. Da sieht auch der Schiedsrichterobmann Kalli Appelmann so: ,,Die Regeln im Futsal sind nicht so einfach. Wir haben zwar Schiedsrichter, die gerne Futsal pfeifen, aber auch denen fehlt bei den wenigen Turnieren die Routine." Ganz zu schweigen von den Spielern, die meist nur an den Turniertagen nach den Futsal-Regeln kicken.

,,Eigentlich müsste man sich vor den Turnieren hinsetzen und alles in Ruhe visuell erklären", fordert Appelmann. Doch er appelliert auch an die Teilnehmer, den Hallenfußball insgesamt als das anzunehmen, was er in Appelmanns Augen sein soll. Ein freudvoller Zeitvertreib, wenn es draußen zu ungemütlich wird. ,,Immer, wenn es um zuviel geht, dann vielleicht noch ein Derby dazukommt, geht die Lockerheit verloren", hat Appelmann beobachtet. Und bei einigen brennen dann leider aus falschem Ehrgeiz die Sicherungen durch.



Aufrufe: 019.1.2016, 07:00 Uhr
Carsten Dietel und Nico BrunettiAutor