2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ein Unfall im Training –  den Echterdinger Winterpausen-Wiedereinsteiger Marc Brodbeck hat es böse erwischt. Foto: Günter E. Bergmann - Photograph
Ein Unfall im Training – den Echterdinger Winterpausen-Wiedereinsteiger Marc Brodbeck hat es böse erwischt. Foto: Günter E. Bergmann - Photograph
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Landesliga: Ein Schockunfall und ein umworbener Torjäger

Die Vorschau mit Fokus auf den SV Bonlanden und TV Echterdingen

+++ SV Bonlanden geht mit Personalsorgen ins Topspiel gegen den TSGV Waldstetten +++ Der TV Echterdingen empfängt N.A.F.I. Stuttgart - und hat vor dem Spiel auch eine Hiobsbotschaft zu verdauen +++

Noch ist es längst nicht so weit. Schließlich sind noch fünf Punktspieltage plus Relegation zu absolvieren. Aber möglich ist dieses Szenario durchaus: die Fußball-Landesliga in der nächsten Saison ohne Filderteam? Es wäre ein Novum in der 41-jährigen Geschichte der Spielklasse – welches einträfe, wenn der SV Bonlanden auf- und der TV Echterdingen absteigt. An diesem Sonntag stehen beide vor Schlüsselpartien, haben aber Personalsorgen. Während die Schwarz-Weißen im Verfolgerduell in Waldstetten gefordert sind, befinden die Gelb-Schwarzen sich gegen den abgestürzten Ex-Titelanwärter NAFI Stuttgart unter Zugzwang.

TSGV Waldstetten – SV Bonlanden

Das Grinsen ist breiter und breiter geworden. Und als am Sonntagabend dann alle anderen Ergebnisse bekannt waren, war beim SV Bonlanden vollends Schenkelklopf-Stimmung erreicht. Die Filderstädter, keine Frage, sind der große Gewinner des vergangenen Spieltags. Nach dem eigenen 3:0-Derbysieg gegen den TV Echterdingen haben anschließend nahezu alle Mitbewerber gepatzt, die noch über realistische Chancen auf den zweiten Tabellenplatz und die damit verbundene Teilnahme an der Aufstiegsrelegation verfügen. „Schön, wenn man solche Ergebnisse präsentiert kriegt“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer. Und so könnte er mit den Seinen nun eigentlich beflügelt in das Topduell in Waldstetten gehen – wäre da nicht eine Sorge. Ausgerechnet vor der entscheidenden Meisterschaftsphase beklagen die Bonlandener ein Personalproblem.

Mike Baradel beruflich verhindert, Ronald Ried privat gebunden. Und Sascha Häcker wegen seiner Knieverletzung eh weiter außer Gefecht. Ersetzen muss Kämmerer damit gleich drei Leistungsträger seiner Abwehr – jenes Mannschaftsteils, der bislang die wohl wichtigste Erfolgsbasis war. Nicht von ungefähr haben die Filderstädter in der Staffel die wenigsten Gegentore aller Teams kassiert, gerade mal 23 in 25 Begegnungen. Aber wird die Festung auch noch in notgedrungener Neubesetzung stehen? Zumindest „unglücklich“ findet Kämmerer die entstandene Situation. In der Innenverteidigung dürfte nun Benjamin Taubald zu seinem ersten Startelfeinsatz seit September kommen – dies, nachdem der 28-Jährige erst vor zwei Wochen wieder ins Training eingestiegen ist. Zuvor weilte er in Folge eine Jobwechsels mehrfach in Berlin und war in Sachen Fußball zwischenzeitlich mehr oder weniger raus.

Doch Bange machen gilt bekanntlich nicht. Ihre im Klassement eroberte Position wollen die Bonlandener auch so festigen, wissend, dass sie einen der dicksten Brocken vor sich haben. Der Gegner ist amtierender Vizemeister und hat in dieser Runde erst zweimal verloren (0:6 gegen Geislingen, 0:1 gegen Hofherrnweiler). „Im vorderen Drittel des Spielfelds haben die das beste Umschaltspiel der Liga. Da müssen wir sehr konzentriert sein“, sagt Kämmerer. Auf dass der Traum vom Durchmarsch in die Verbandsliga weitergehen kann. Wäre jetzt Schluss, träfen die Schwarz-Weißen in der ersten Runde der Relegation am 12. Juni auf den TSV Heimerdingen (Zweiter Staffel 1).

Geht der Torjäger Savic?

Und, wer weiß: vielleicht motivierte ein solches Abschneiden den ein oder anderen im Kader, der aktuell schwankt, ja zum Bleiben. Ein Wackelkandidat ist etwa der Torjäger Srdjan Savic. Der Routinier soll beim Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen Interesse geweckt haben – und vor allem beim Ortsnachbarn TSV Harthausen auf dem Wunschzettel stehen. Dort kickt Savics Kumpel und vorheriger Weggefährte Roko Agatic.

TV Echterdingen – NAFI Stuttgart

Als wäre es mit der Ergebniskrise der vergangenen Wochen (nur ein Punkt aus fünf Spielen) und dem Rutsch in die Abstiegszone nicht genug. Anfang der Woche hat dann auch noch ein Vorfall im Training für bleiche Gesichter beim TV Echterdingen gesorgt. Marc Brodbeck landete nach einem Luftduell unglücklich, verdrehte sich das rechte Knie, und schnell war klar, dass es den Winterpausen-Wiedereinsteiger böse erwischt hat. „Innenband, Kreuzband, Patellasehne – wir müssen befürchten, dass alles kaputt ist“, sagt der Trainer Christopher Eisenhardt. Klar ist: mit dem Schockunfall ist die Saison für Brodbeck vorzeitig beendet, wenn nicht gar die Spielerkarriere. Und Eisenhardt hat für die Endphase der Runde noch eine Option weniger.

Freilich, an der Vorgabe für diesen Sonntag ändert sich dadurch nichts: Drei Punkte müssen her. „Wir wollen und müssen gewinnen“, sagt Eisenhardt. In der Hinrunde hätte das gegen den anstehenden Gegner noch ziemlich gewagt geklungen. Doch haben sich die Vorzeichen geändert. Nach Saisonhälfte eins noch heiß gehandelter Titelanwärter, hat der Bezirksrivale N.A.F.I. Stuttgart seither einen beispiellosen Absturz hingelegt. Im Jahr 2019 haben die Wahl-Zuffenhausener acht ihrer neun Spiele verloren. Weniger, weil diese vormals für ihren Ballzauber bewunderte Mannschaft plötzlich das Kicken verlernt hätte. Aber interne Turbulenzen haben ihr den Saft abgedreht. So sollen seit mehreren Monaten keine Spielergehälter gezahlt worden sein. Das Team dürfte sich im Sommer auflösen – ja, die Zukunft des gesamten Vereins gilt als fraglich. Einer, der zweimalige Landesliga-Torschützenkönig Franco Petruso, ist schon weg.

Zur Not über die Relegation

„Wir werden aber einen Teufel tun, diese Aufgabe zu unterschätzen“, sagt Eisenhardt, der seinerseits auf die Rückkehr von Philipp Widmayer und Sebastian Lenhardt ins Aufgebot hoffen kann. Denkbar, dass beide nach ihren Verletzungspausen gleich wieder spielen. Schließlich gilt es, im erneuten Kampf gegen den Abstieg alle möglichen Mittel auszuschöpfen. Zur Not am Ende auf dem Umweg Relegation. Stand jetzt würden die Echterdinger eben jene am 23. Juni bestreiten – es wäre ein finales Alles-oder-nichts-Spiel gegen den Qualifikanten der Bezirksliga-Zweiten.

Immerhin: dass es heuer nur drei Direktabsteiger gibt und der 13. Platz somit der Relegationsrang sein wird, ist aufgrund der Situation in der übergeordneten Verbandsliga praktisch klar.

Aufrufe: 010.5.2019, 14:30 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor