2024-05-17T14:19:24.476Z

Spielbericht
Im Hauptberuf Künstler: Jürgen Welker stammt aus einer Mannheimer Fußballfamilie, entschied sich aber für die Kunst. In seiner Freizeit trainiert der 59-Jährige seit der Winterpause 2015/16 den TSV Bad Wiessee.  Thomas Plettenberg
Im Hauptberuf Künstler: Jürgen Welker stammt aus einer Mannheimer Fußballfamilie, entschied sich aber für die Kunst. In seiner Freizeit trainiert der 59-Jährige seit der Winterpause 2015/16 den TSV Bad Wiessee.  Thomas Plettenberg

Künstler Jürgen Welker: „Für mich ist Fußball ein guter Ausgleich“

Trainer des TSV Bad Wiessee

Jürgen Welker ist im Hauptberuf Künstler und hat ein Atelier in Tegernsee. Seine Sammler kommen bis aus Hongkong. In seiner Freizeit trainiert er den TSV Bad Wiessee.

Tegernsee – Mit Jürgen Welker könnte man sich stundenlang über Alltägliches, Kunst oder Fußball unterhalten. Der 59-Jährige hat ein Atelier an der Rosenstraße in Tegernsee und verlässt dieses gefühlt nur für den Fußball, denn er trainiert die A-Klassen-Mannschaft des TSV Bad Wiessee, mit der er diesen Sonntag beim SV Warngau gastiert. Betritt man Welkers Arbeitsplatz, so lässt sich seine doppelte Leidenschaft schnell erahnen. Zwischen Dutzenden Leinwänden liegt auf einer braunen Ledercouch ein Fußball. Von morgens um acht bis Mitternacht ist er in seinem Atelier – und das von Montag bis Sonntag. „Für mich ist der Fußball ein guter Ausgleich“, sagt Welker. „Bei der Kunst geht es nur um meine eigene Sicht, und da mache ich keine Kompromisse. Beim Fußball hingegen bin ich immer auf der Suche nach Kompromissen – mit den einzelnen Spielern und der Mannschaft.“

Opa von Jürgen Welker spielte beim SV Waldhof Mannheim

Es ist eine Biografie, die der eines Künstlers würdig ist. Jürgen Welker stammt aus einer Mannheimer Fußballfamilie. Sein Großvater spielte beim SV Waldhof Mannheim. „Von mir haben auch alle eine Fußballerkarriere erwartet“, erzählt Welker. Allerdings spielte sein Körper schon früh nicht mehr mit. „Und dann bin ich eben Künstler geworden. Das war das Einzige, was ich noch gut konnte“, sagt er beiläufig. So absolvierte er ein Kunststudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Professor Markus Lüpertz, der zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart zählt. „Meine Eltern waren natürlich erst mal nicht begeistert“, sagt Welker und lacht.

Jürgen Welker: „Die Kunst hat für mich etwas Manisches“

Nach einigen Jahren in Hohenlinden zog es ihn dann des Berufs seiner Frau wegen an den Tegernsee. Und hier fand Welker seine Leidenschaft für den Fußball wieder und den Weg zum TSV Bad Wiessee. „Als Trainer profitiere ich vom analytischen Denken aus der Kunst.“ Seine Zeichnungen stellen abstrakte Landschaftsmalerei dar. Teilweise finden sich auf einer Leinwand 50 bis 60 Schichten unterschiedlichen Materials, von Sand bis Acrylfarbe. Mittlerweile hat Welker Sammler seiner Bilder in Südtirol, Kalifornien und Hongkong.

„Die Kunst hat für mich etwas Manisches“, sagt Welker, als gerade sein Sohn Jan das Atelier betritt. Dann schwelgen die beiden in Erinnerungen daran, wie Jan als Kind mit seinen Freunden im Atelier Fußball gespielt hat und im besten Fall nichts, im akzeptablen Fall Fenster, im schlechtesten Fall Kunstwerke zerstörte. Heute ist Jürgen Welker Jans Trainer.

emi

Zum Spiel

Am Sonntag ist der TSV Bad Wiessee beim SV Warngau zu Gast. Vergangene Woche fuhren die Warngauer gegen den SV Arget ihren ersten Saisonsieg ein. Dieser fiel mit 3:0 deutlich aus. Auch die Wiesseer sind mittlerweile in der A-Klasse angekommen und seit drei Spielen ungeschlagen. Zuletzt feierten sie einen nicht unbedingt verdienten, aber wichtigen 1:0-Erfolg über den SV Miesbach II.

Aufrufe: 07.9.2019, 15:00 Uhr
Tegernseer Zeitung / Michael EhamAutor