2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Dieter Latzel

Köck-Lehrmeister, Collina-Double und Verhandlungen mit Sambuca

Meine Top-11: Der ehemalige Kötztinger und Deggendorfer Bayernligakicker Thomas Ertl stellt sein persönliches Dreamteam zusammen +++ "Stefan Köck hat sein Trainer-Knowhow damals von mir in unzähligen Fußball-Manager-Stunden erhalten" +++ "Stefan Gegenfurtner war er der faulste Fußballer, den ich je erlebt habe"

Im Laufe einer langen Fußballerkarriere trifft man den einen oder anderen besonderen Menschen, mit dem man gemeinsam auf dem Platz um Punkte kämpft. Wir lassen in der FuPa-Serie "Meine Top-Elf" Spieler zu Wort kommen, die elf Akteure vorstellen, die bei ihnen nachhaltig Eindruck hinterlassen haben - egal ob sportlich oder gesellschaftlich. Heute: Thomas Ertl (33), der früher beim 1. FC Bad Kötzting und der SpVgg GW Deggendorf in der Bayernliga kickte und heute beim oberbayerischen Bezirksligisten TSV Eching aktiv ist.



Tor:
Alexander Strecker (TSV Eching): "Ein positiv Verrückter. Strecksi stand in der Jugend beim FC Bayern im Tor, jetzt steht er nach den Heimspielen im Echinger Sporti hinterm Tresen. Dirigiert die Abwehrreihe von hinten raus wahnsinnig gut, ist körperlich aber leider schon ein Wrack. Im Sommer holte er sich in einem Freundschaftsspiel eine rote Karte ab und pausierte dann erst mal die Vorbereitung ein paar Wochen ;-) In seiner Funktion als Abteilungsleiter gab es bei Gesprächen über einen Wechsel zur Begrüßung erst mal einen Sambuca von ihm für mich :-)"


Abwehr:

Philipp Zacher (SV Deggenau): "Ziggy, the wall. Die Linksverteidiger-Dampflok schlechthin in den Bayernliga-Zeiten in Bad Kötzting. Viele Spieler im Probetraining haben sich an ihm aufgerieben - alle haben versucht, ihn auszudribbeln oder zu tunneln, Philetti hat aber einfach seinen Körper reingestellt und die Spieler sind abgeprallt wie Fliegen auf der Autoscheibe. Sympathischster und nettester Mensch, den ich kenne. Hat immer einen lockeren Spruch drauf und den trockensten Humor überhaupt."


Andreas Artmeier (FC Edenstetten): "Bis zur D-Jugend durfte ich mit dem "Gerald Vanenburg von Edenstetten" zusammenkicken. Hat als Libero das Spiel von hinten diktiert und gelenkt. Mit seiner Übersicht und seinem feinen linken Fuß hätte Arti sicher auch höherklassig spielen können, aber seine Liebe galt schon immer dem FCE. Seine aktive Karriere beendete er relativ früh und fungierte danach unter anderem als Vorstand bei meinem Heimatverein bzw. als Pierluigi Collina-Double."


Martin Kreß (SpVgg Ruhmannsfelden): "Cousin, Kindheits-Nachbar, Trauzeuge, bester Freund. In der frühen Jugend noch Stürmer (weil einfach groß), später umgeschult zum Verteidiger (weil einfach langsam) oder auch mal Torwart bei Kleinfeld-Turnieren, der keinen Siebenmeter hielt. Kein anderer Fußballer schwelgt so in seinen persönlichen Fußballerinnerungen wie er und seine Freunde lässt er regelmäßig daran teilhaben. Und ausgerechnet er schoß Ruhmannsfelden 2015 in die Bayernliga."

Für die SpVgg GW Deggendorf absolvierte Ertl 79 Bayern- und Landesligapartien und erzielte dabei zehn Tore.
Für die SpVgg GW Deggendorf absolvierte Ertl 79 Bayern- und Landesligapartien und erzielte dabei zehn Tore. – Foto: Charly Becherer


Mittelfeld:

Thomas Strohmeier (Karriereende): "Stromae war in meiner ersten Bayernliga-Saison in Bad Kötzting eigentlich mein Konkurrent im linken Mittelfeld. Jedoch war er deutlich mehr Freund als Feind und wir ergänzten uns eher als dass wir konkurrierten. Ein absolut feiner Fußballer und noch feinerer Mensch. Wir schreiben uns heute noch gelegentlich Whatsapp-Nachrichten auf Loddar-Matthäus-(D)Englisch."


Stefan Köck (SV Schalding-Heining): "Köcki war vier Jahre lang mein WG-Partner in Regensburg. Sein Trainer-Knowhow hat er damals von mir in unzähligen Fußball-Manager-Stunden erhalten, die sogar im Auto auf der Fahrt ins Training nach Bad Kötzting stattfanden ;-) Ein richtig feiner Mensch, der einem immer ehrlich die Meinung sagt. Auf dem Platz ging er immer voran und bei den DEG-City All-Stars hat er uns bei diversen Turnieren mehrmals vor dem Ausscheiden gerettet."


Marian Faltermeier (Karriereende): "Falti war der vielleicht beste Spieler, mit dem ich je in einer Mannschaft gespielt habe. Technisch extrem stark, wahnsinnig schnell und mit einem brutalen Zug zum Tor. Leider war die Bayerwald-Mentalität nicht ganz seines und so verabschiedete er sich damals nach eineinhalb Jahren wieder aus Bad Kötzting. Hätte er kein solches Verletzungspech gehabt, wäre er bestimmt im Profibereich gelandet."


Sandro Simmet (DJK Grattersdorf): "Sandro war in unserem 86er-Jahrgang meiner Meinung nach weit und breit der mit Abstand beste Kicker, den es gab. Er war ein richtiger Straßenfußballer, der mit Tempo und wahnsinniger Technik die Gegner zum Narren hielt. Ich kann mich gut erinnern, dass er in jedem Spiel - auch gegen den FC Bayern oder 1860 München - irgendwann den Okocha-Trick auspackte und die Zuschauer und uns Mitspieler selber ausflippen ließ. Leider verlor er diesen Spielwitz nach seinem Wechsel zu Wacker Burghausen und konnte sich auch später in Bad Kötzting nicht durchsetzen."


Sturm:

Markus Gallmaier (SV Schalding-Heining): "Galle habe ich als 17-Jährigen in Deggendorf kennengelernt, als er aus der A-Jugend hochgezogen wurde. Von Anfang an präsentierte er sich selbstbewusst, frech und vor allem stark am Samstagabend im Clip ;-) Leider verhinderten seine Kreuzbandrisse eine steile Karriere, die ich ihm mehr als jedem anderen gegönnt hätte. Eine Sache ärgert mich bis heute: in einem Spiel in Neustadt/Aisch hab ich ihm einen Elfmeter überlassen, statt selbst den Dreierpack zu schnüren - er hat das Ding natürlich versemmelt. Bei den DEG-City All-Stars fällt er nur durch Provokationen und nicht durch Leistung auf - wird dabei aber auch von seinem Trainer ausgebremst... ;-)"


Florian Treske (FV Biberach/Riß): "Matz war in der Jugend in der Bayernliga noch Libero, jedoch schon mit extremem Vorwärtsdrang und Torgefahr ausgestattet. Bei unserer zweiten gemeinsamen Station in Bad Kötzting war er schon als Stürmer unterwegs und das sehr erfolgreich. Mich freut es sehr für ihn, dass er den Weg in den höherklassigen Fußball gepackt hat und ich hätte ihm auch da noch mehr zugetraut. Ein Spiel mit ihm ist mir besonders in Erinnerung geblieben: in der Saison 2007/2008 traf ich in einem Spiel gegen die SpVgg Bayreuth doppelt - jeweils nach Vorlage von ihm. Er selbst steuerte auch noch eine Bude bei, aber wir mussten in der Nachspielzeit noch den 4:4-Ausgleich schlucken. Ab und zu sendet er noch Signale aus seiner schwäbischen Neu-Heimat."


Stefan Gegenfurtner (SpVgg Ruhmannsfelden): "Der Mann mit der schärfsten Innenseite der Welt. Guga konnte nicht wirklich mit dem Vollspann schießen, dafür versenkte er den Ball aus 25 Metern ohne Probleme mit der Innenseite. Als Kind spielte er zwar für den "befeindeten" SV Edenstetten-Egg, jedoch kreuzten sich unserer Wege später sehr erfolgreich in Ruhmannsfelden. Leider war er der faulste Fußballer, den ich je erlebt habe. Wie er Tom Seidl oft verflucht hat, habe ich heute noch in den Ohren. Seine Karriere beendete der Exil-Berliner schon früh und wandte sich anderen Sportarten (Eishockey) und Tätigkeiten (Ebay Groß- und Kleinhandel) zu."

– Foto: Alfred Brumbauer


Trainer:

Thomas Seidl (SpVgg GW Deggendorf): "Tom coachte mich damals in der Jugend-Bayernliga. Er hat uns und mich enorm gefordert und gefördert und zu dem Spieler gemacht, der ich zumindest mit Anfang 20 war ;-) Rückblickend bewundere ich, mit welcher Akribie und welchem Willen er uns damals in seinen Anfang-, Mitte-Zwanzigern trainiert hat, während andere in dem Alter ganz andere Dinge im Kopf hatten. Nie vergessen werde ich auch, wie er uns in der Wintervorbereitung bei den Läufen immer mit seinem Auto oder dem Vereinsbus angetrieben und kontrolliert hat."


Barbaros Yalcin (Türk Gücü Deggendorf): "Baby trainierte uns in der Bayernliga-Saison 2012/2013. Leider war die Saison nicht von Erfolg gekrönt und wir mussten am Ende absteigen. Trotzdem bin ich sehr froh, ihn damals kennengelernt zu haben. Ich habe seither keinen Trainer erlebt, der mit solcher Leidenschaft und solchem Herzblut arbeitet. Auch wenn er polarisiert - er ist ein toller Mensch und hat das Herz am rechten Fleck."


Zur Person:
Der aus dem FC Edenstetten hervorgegangene Thomas Ertl kam über die SpVgg Plattling 2001 in die B-Jugend der SpVgg Ruhmannsfelden, die gerade in die Bayernliga aufgestiegen war. Bei den Lerchenfeldkickern verbrachte der technisch versierte Linksfuß seine restliche Jugendzeit und verdiente sich dann auch seine ersten Sporen im Herrenbereich. Mit etlichen Toren, vor allem vom Elfmeterpunkt, hatte er auch großen Anteil an der Bezirksliga-Meisterschaft im Jahr 2006, ehe er dann den Wechsel zum Bayernligisten 1. FC Bad Kötzting vollzog. Bei den Badstädtern avancierte er auf Anhieb zum Stammspieler und absolvierte in den folgenden vier Spielzeiten 129 Bayernligapartien.

Danach wechselte Ertl zur SpVgg GW Deggendorf, mit der er 2012 die Qualifikation für die neu eingeführte zweigleisige Bayernliga schaffte. Ab Sommer 2013 musste der angehende Lehrer wegen seines Referendariats kürzer treten und schnürte nur noch selten die Stiefel. 2017 gab er dann beim oberbayerischen A-Klassisten SGE Eichenfeld-Freising sein Comeback und marschierte mit dem Klub bis in die Kreisliga durch. Seit vergangenem Sommer steht der mittlerweile zum Innenverteidiger umfunktionierte Ertl in Diensten des Bezirksligisten TSV Eching.

Mit der SGE Eichenfeld-Freising stieg Ertl (links oben) von der A-Klasse bis in die Kreisliga auf.
Mit der SGE Eichenfeld-Freising stieg Ertl (links oben) von der A-Klasse bis in die Kreisliga auf. – Foto: Alfred Brumbauer

Aufrufe: 05.7.2020, 17:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor