2024-05-17T14:19:24.476Z

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Abdullah Keseroglu ist Trainer des SV Eintracht Hohkeppel.
Abdullah Keseroglu ist Trainer des SV Eintracht Hohkeppel. – Foto: SVE

Keseroglu: "Mehr Möglichkeiten bedeuten nicht automatisch Erfolg"

Landesliga, Staffel 1: Abdullah Keseroglu, Trainer des SV Eintracht Hohkeppel, spricht im Interview über die bisherige Saison, die finanziellen Möglichkeiten und die Ziele des Vereins.

Der SV Eintracht Hohkeppel ist als Aufstiegsfavorit in die Landesliga, Staffel 1, gestartet, belegt nach der Hinrunde aber "nur" Rang vier. Trainer Abdullah Keseroglu spricht im Interview mit FuPa Mittelrhein unter anderem über den bisherigen Saisonverlauf sowie die zahlreichen Winter-Neuzugänge und äußert sich auch zum Vorurteil, dass es bei Hohkeppel durch die finanziellen Mittel mehr oder weniger von selbst läuft.

Ihr seid mit dem Ziel in die Saison gestartet, aufzusteigen. Nach der Hinrunde seid ihr Vierter. Wie schätzt du euren Saisonverlauf bisher ein?
Abdullah Keseroglu:
Wir haben in der Hinrunde einige Punkte liegen lassen, die so nicht eingeplant waren. Wir haben einfach keine so konstante Hinrunde gespielt, wie wir es vorhatten, sowohl von der Leistung als auch von der Punkteausbeute her. Am ersten Spieltag sind wir schon schlecht reingestartet mit dem Spiel zuhause gegen Wachtberg, wo wir nur Unentschieden spielen. Danach hatten wir zwei souveräne Spiele und dann eine unerwartete Niederlage in Wiehl. Danach gab es Höhen und Tiefen. Es gab bisher, bis auf das Spiel gegen Porz, kein Spiel, das wir verdient verloren haben. Aber am Ende geht es um die Punkte und die haben wir einfach nicht konstant genug geholt. Auch in Phasen, in denen unsere Leistung mal schwächer ist, müssen wir einfach punkten, das ist unser Anspruch. Es hat keiner damit gerechnet, dass Wiehl und Schlebusch so konstant sind, sie haben echt gute Arbeit geleistet. Deswegen ist es Stand heute so, dass noch alles offen ist, wir uns in der Rückrunde natürlich viel erhoffen und jetzt voll angreifen.

Wie schätzt du die Mannschaften ein, die in der Tabelle vor euch stehen – werden sie sich dort halten können und euch bis zum Schluss das Leben schwermachen?
Keseroglu: Also erstmal können sie mit breiter Brust in die Rückrunde starten, sie sind alle vor uns. Dazu gibt es noch Merten, die jetzt oben rangekommen sind, sodass jetzt vier, fünf Mannschaften oben dran sind. Die Ausgangslage ist so, dass Wiehl auf dem ersten Tabellenplatz steht und das Stand jetzt auch verdient. Wir müssen jetzt angreifen. Das ist keine einfache Aufgabe, aber auch deshalb haben wir uns noch einmal verstärkt. Das haben wir nicht getan, damit wir um die goldene Ananas spielen, sondern wir wollen ganz oben sein am Ende der Saison. Deswegen werden wir jetzt Vollgas geben. Bei einer Mannschaft wie Schlebusch, wo Stefan (Müller, Anm. d. Red.) als Trainer einen großen Anteil hatte am Erfolg, muss man jetzt sehen, wie sie mit dem Trainerwechsel umgeht. Porz mit Jonas (Wendt, Anm. d. Red.) ist natürlich nach wie vor eine Mannschaft, die viel über den Kampf kommt und eine gute Mentalität hat. Dann ist da mit Wiehl eine junge Mannschaft – wie kommen die aus der Winterpause, fallen sie nochmal in ein Loch? Das werden wir alles sehen. Aber wir müssen auf uns schauen. Wir werden jetzt in der Vorbereitung hart arbeiten und ich glaube, es liegt nach wie vor nur an uns, was am Ende passiert.

Erhoffst du dir von den Neuzugängen, dass sie für die Konstanz sorgen können, die bisher gefehlt hat?
Keseroglu: Zunächst einmal bin ich keiner, der Ausreden sucht – wir hätten auch in der Hinrunde mit dem Kader mehr Punkte holen müssen, das ist Fakt. Dennoch wollten wir den Kader nochmal in der Breite, aber auch qualitativ, verstärken und das haben wir getan. Die Spieler, die dazugekommen sind, sind alles keine Spieler für die Bank, sondern welche, die den Anspruch haben, in der ersten Elf zu stehen. Sie haben den Konkurrenzkampf nochmal extrem verschärft. Wir sind jetzt auf jeder Position doppelt sehr gut besetzt. Das hilft jedem einzelnen und darauf freuen wir uns jetzt.

Ihr habt in der Hinrunde gegen die anderen vier Mannschaften aus der Top fünf nur einen Punkt geholt. Wird es in der Rückrunde besonders darauf ankommen, die direkten Duelle zu gewinnen?
Keseroglu: Du musst natürlich die Spiele gegen die direkten Konkurrenten gewinnen. Aber wenn man zum Beispiel Bayern München und Dortmund sieht: Dortmund hat oft in einer Saison beide Spiele gegen Bayern gewonnen, Bayern ist aber trotzdem Meister geworden. Wir müssen am Ende so viele Punkte holen, damit wir vor diesen Mannschaften sind und es ist mir egal, gegen wen. Deswegen müssen wir die anderen Spiele genauso ernst nehmen und gewinnen. Wir wollen kein Spiel mehr verlieren und es spielt für mich wie gesagt keine Rolle, ob es dann Porz oder Wachtberg ist.

Jonas Wendt, Trainer der SpVg Porz, sagte vor kurzem sinngemäß, es sei einfach, mit Hohkeppel aufzusteigen (hier geht es zur Aussage). Wie denkst du darüber, wenn, zum Beispiel durch eine solche Aussage, der Verein und auch deine Arbeit auf die finanziellen Mittel reduziert werden?
Keseroglu: Jonas Wendt greift damit nicht nur mich an, sondern alle Vereine, die größere Möglichkeiten haben. Aber egal ob in der Bundesliga oder im Amateurbereich: Nur, weil Vereine mehr Möglichkeiten haben, heißt es nicht automatisch, dass sie auch Erfolg haben. Wer mich kennt, und der Jonas kennt mich auch, der weiß, dass ich sein sehr akribischer Trainer bin. Ich freue mich über die Möglichkeiten in Hohkeppel, Hakan Ekmen (Vorstandsvorsitzender, Anm. d. Red.) ermöglicht uns viel im Verein. Wir arbeiten sehr viel und sehr hart. Ich investierte sehr viel für den Fußball, weil ich den Fußball sehr liebe, weil ich noch große Ziele habe und wir auch große Ziele mit Hohkeppel haben. Jonas Wendt mit seinem Satz – das muss er wissen, aber ich denke, dass er es auch gut einordnen kann, dass es nicht so ist. Dass er nicht so zufrieden ist mit der Situation, dass sein bester Spieler im Winter zu uns gewechselt ist (Tugay Düzelten, Anm. d. Red.), kann ich natürlich total verstehen. Aber alles andere muss man trotzdem seriös betrachten. Wer mich kennt, der weiß, wie wir in Hohkeppel arbeiten, das hat nicht nur mit Geld zu tun; wir machen auch viel daraus.

Du hast die großen Ziele des Vereins bereits angesprochen, zudem hast du kürzlich deinen Vertrag bis 2025 verlängert. Wo soll es in den kommenden Jahren hingehen?
Keseroglu: Unser kurzfristiges Ziel ist natürlich der Aufstieg in die Mittelrheinliga. Schon bevor ich kam gab es den Plan, ein guter Mittelrheinligist zu werden und wir wollten mittelfristig dann auch an die Tür zu Regionalliga klopfen. Wir sind voll im Soll, wir sind in meinem ersten Jahr direkt aufgestiegen und wären vielleicht auch vergangenes Jahr erneut aufgestiegen, da waren wir sehr gut unterwegs, aber da wurde die Saison annulliert. Jetzt sind wir oben dran. Selbst, wenn wir es dieses Jahr nicht schaffen, werden wir nächstes Jahr wieder angreifen, aber unser Ziel ist es erstmal, alles zu versuchen, um dieses Jahr aufzusteigen. Wenn wir in der Mittelrheinliga irgendwann ankommen, wollen wir uns zwei, eventuell drei Jahre Zeit geben, um an die Tür zur Regionalliga anzuklopfen. Wie gesagt: Wenn du finanziell gut aufgestellt bist, heißt das nicht automatisch, dass du Erfolg hast. Wir hauen auch nicht unnötig Geld raus, wir versuchen schon, eine Mannschaft zu formen, in der wir keine große Fluktuation haben. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass wir uns im Winter nochmal auf acht, neun Positionen verändern. Wir wollen die Mannschaft größtenteils halten und mit Transfers punktuell verstärken, um in drei bis fünf Jahren in der Regionalliga anzukommen. Aber da muss noch viel passieren im Verein, in der Infrastruktur müssen wir uns noch besser aufstellen. Wir sind auf einem sehr guten Weg.

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Aufrufe: 021.1.2022, 12:00 Uhr
Stefan JanssenAutor