Keiner weiß, wie es weitergeht

Weingartner ist geschäftsführender Gesellschafter von IBS, einem Unternehmen in Thierhaupten, das sich mit Hochwasserschutz einen Namen gemacht hat. Seit Oktober 2009 steht der Geschäftsmann an der Spitze des Ballspielclubs, nachdem er zuvor als Sponsor in Erscheinung getreten war. Er installierte zugleich eine neue Führungsmannschaft, die er vordergründig aus Mitarbeitern seines Unternehmens rekrutierte.

Weingartners stellvertretender Vorsitzender Markus Hinkelmann, langjähriger BCA-Kapitän, arbeitet ebenso bei IBS wie Spieler Christian Doll, der sich um die Finanzen des Vereins kümmert. Angestellt ist dort auch der Spielertrainer der Reservemannschaft, Florian Fischer. Er bekundet, bis zum Saisonende die Kreisliga-Mannschaft zu betreuen. Weitere Schnittmengen zwischen Verein und Unternehmen ergeben sich daraus, dass Weingartner in der Vergangenheit etlichen BCA-Kickern einen Job in seiner Firma vermittelte.

Übergangen fühlt sich in dieser Konstruktion des Vorstands des Öfteren Schachabteilungsleiter Heinz Neumaier. Seit jeher besteht zwischen Weingartner und Neumaier ein angespanntes Verhältnis. Neumaier bemängelt, dass seit über drei Jahren kein Vertreter des Gesamtvereins bei einer seiner Abteilungsversammlungen erschienen ist, Weingartner hatte einst auf einer Hauptversammlung entgegnet, er sei nicht wegen der Schachspieler Vorsitzender des BC Aichach.

Neumaier sitzt im Ausschuss des Vereins. Eingeweiht war er aber nicht in Weingartners Pläne mit dem BCA. „Er hätte uns informieren sollen“, so Neumaier. Von den jüngsten Entwicklungen erfuhr er aus den Medien. An die letzte Vorstandssitzung kann er sich nicht erinnern. „Ich weiß nicht, wie es jetzt bei uns weitergeht“, sagt Neumaier.

Er macht sich Sorgen um die Finanzen. Ende Januar erhält er in der Regel vom Gesamtverein den Jahreszuschuss. Von den 1200 Euro werden der Spielbetrieb und Verbandsabgaben an den Bayerischen Landessportverband (BLSV) bezahlt. „Wir brauchen das Geld für die Jugend“, sagt Neumaier.

Außerdem muss jeder Verein bis zum 31. Januar beim BLSV seinen Anteil für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) entrichten. Das ist notwendig, damit die Sportler versichert sind. Im Fall des BC Aichach, mit seinen rund 500 Mitgliedern, wären dies rund 1900 Euro. Zahlt der Verein nicht, erhöht sich der Betrag.

Weingartner hat gerade mit seinem Unternehmen zu kämpfen. Er sah sich gezwungen, die Zahlungen einzustellen, weil er einerseits mit seiner Firma ein Liquiditätsproblem hat, andererseits, weil er Steuern für die Fußballer nachzahlen musste. Aufwandsentschädigungen könnten nicht mehr abgerechnet werden, heißt es.

Dass sich der Thierhauptener intensiv um sein Unternehmen kümmern muss, trägt zum Leidwesen des Vereins bei, dem ehrenamtliche Basis von langjährigen Mitgliedern zu fehlen scheint. Das System Weingartner funktioniert nicht mehr, weil es ausschließlich auf Fußballinteresse gründet. Bedeutend dürfte die nächste Jahreshauptversammlung sein. Einen Termin dafür gibt es noch nicht.
Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann warnt stets davor, alles von einer Person abhängig zu machen. „Auf Dauer kann das einen Verein in Schwierigkeiten bringen“, erklärt das Stadtoberhaupt. Wie es jetzt beim BCA gekommen ist, das bedauert Habermann.

Personell verändert hat sich die Fußballabteilung bereits. Jakob Lapperger hat seinen Posten als Sportlicher Leiter geräumt. Der ehemalige Trainer hat sich um die Organisation des Spielbetriebs gekümmert. Patrick Gilg, Sprecher von IBS, erklärt aber, dies habe mit Lappergers Arbeit zu tun und nichts mit der Situation im Verein.