2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Große Enttäuschung nach dem Schlusspfiff in Karlsruhe: Mindestens eine Saison lang wird der Club mit seiner A-Jugend nicht in der Bundesliga spielen. (F: GES)
Große Enttäuschung nach dem Schlusspfiff in Karlsruhe: Mindestens eine Saison lang wird der Club mit seiner A-Jugend nicht in der Bundesliga spielen. (F: GES)

Kein neues Wunder vom Wildpark

Im Duell gegen den Abstieg unterliegt die Club-U19 und muss in die Bayernliga

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Die U19 des 1. FC Nürnberg hat einen starken Schlussspurt in der Jugend-Bundesliga hingelegt. Nach 19 Punkten aus zehn Spielen müssen sie trotzdem traurig absteigen.

Die größten Momente hängen sie sich beim Karlsruher SC an die Wand des Vereinsheims. Oliver Kahn sieht man dort, Sergej Kirjakow, Thomas Häßler oder Mehmet Scholl. Ein Bild über dem Ausgang erinnert an das Wunder vom Wildpark, dem 7:0-Sieg über Valencia im November 1993. Es waren glorreiche Zeiten. In den letzten Jahren gab es nicht mehr viel aufzuhängen. Am Samstag feierte Karlsruhe zwar mal wieder, es war aber im Vergleich zum Europapokal 1993 nur ein schwacher Trost: der Aufstieg aus der dritten Liga, wenn man so will die Rückkehr aus der Versenkung.

Hakan Calhanoglu war noch gar nicht geboren, als der KSC die Spanier im Wildparkstadion zerlegte. Der Deutsch-Türke erblickte erst im Februar 1994 das Licht der Welt, entwickelte sich aber in der Jugend der Badener rasch zu einem der größten Talente des deutschen Fußballs. 16 Tore erzielte der 19-Jährige in dieser Drittligasaison, er hatte großen Anteil am Aufstieg, an den gestern auf dem Vereinsgelände lediglich noch die mit blau-weißen Luftschlangen randgefüllten Müllcontainer erinnerten.

Calhanoglu durfte am Abend trotzdem nicht mitfeiern, er sollte 17 Stunden später noch einmal mithelfen, dass die A-Junioren, für die er noch spielberechtigt ist, nicht absteigen. Der Spielplan und das Schicksal wollten es so, dass am letzten Spieltag ausgerechnet der 1. FC Nürnberg zu Gast war. Der galt zur Vorrunde bereits als Absteiger: 13 Spieltage oder sechs Monate benötigte der Club, ehe er erstmals gewann, sechs Punkte holte die Mannschaft aus 16 Spielen. Zwei Trainer mussten gehen und erst unter Rainer Zietsch und Michael Bischoff, die als Trainer einsprangen, entwickelte die Mannschaft urplötzlich Teamgeist. „Wir haben nur noch Endspiele“, sagte Zietsch, zehn Wochenenden später hatte der Club 19 Punkte erkämpft, war von Sieg zu Sieg geeilt — plötzlich fehlte nur noch einer zum kleinen Wunder, gestern beim KSC.

Hakan Calhanoglu hatte der Club immerhin zwei Spieler mit ein wenig Bundesligaerfahrung entgegenzusetzen: Niklas Stark, der grippegeschwächt bis zur 65. Minute nur auf der Bank saß, und Noah Korczowski, der mit seinem Tor in der Nachspielzeit vor sieben Tagen dieses letzte Endspiel erst möglich gemacht hatte. Die Anfangsphase gehörte den Gastgebern, dann kam der Club: Pascal Köpke verzog knapp, Maximilian Dittgen traf mit einem Freistoß nur die Latte, Yannick Nonnweiler köpfte haarscharf vorbei. Calhanoglu war vor allem durch eine Gelbe Karte aufgefallen; er hatte nach einer Schiedsrichterentscheidung verärgert den Ball weggeschlagen.

Nach dem Wechsel wurden die Club-Beine schnell müde, Karlsruhe traf im Nachschuss zum 1:0 (58.) — das bedeutete den Endstand, weil die Gäste kaum mehr Druck entwickeln konnten. Es waren, hatte man den Eindruck, einfach zu viele Endspiele für die jungen Clubburschen geworden. „Natürlich war es nach dem Gegentor schwer noch daran zu glauben“, sagte Niklas Stark traurig. Auch Rainer Zietsch hatte an der „sehr, sehr bitteren Niederlage“ zu knabbern. Nun sei der Wiederaufstieg „Pflicht“, viele Spieler hätten versprochen, weiter für den Club zu spielen, selbst in der Bayernliga.

Hakan Calhanoglu hingegen wird bald wieder gegen den Club spielen, in der Bundesliga. Er wechselte bereits vor dieser Saison für 2,5 Millionen Euro zum Hamburger SV. Nun wird er gehen. Es ist wahrscheinlich, dass sie vorher noch ein Bild von ihm machen. Fürs Vereinsheim.

Aufrufe: 013.5.2013, 13:56 Uhr
Christoph Benesch (NN)Autor