2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Seit fünf Jahren leitet Günter Gerling das Nachwuchs-Leistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth. "Das tut weh", Offensivjuwel Ingo Feser (rechts) verlässt die Kleeblatt-Junioren Richtung Schalke. F: Sp
Seit fünf Jahren leitet Günter Gerling das Nachwuchs-Leistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth. "Das tut weh", Offensivjuwel Ingo Feser (rechts) verlässt die Kleeblatt-Junioren Richtung Schalke. F: Sp

Fürths Nachwuchs-Chef gibt sich selbstkritisch

Günter Gerling: "Diesmal hat sich kein Junger aufgedrängt"

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Günter Gerling ist Vizeprä­sident der SpVgg Greuther Fürth und zugleich Leiter des Nachwuchs-Leis­tungszentrums (NLZ). Im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung (NZ) zog er für die Kleeblatt­ Nachwuchsarbeit Bilanz über die zu Ende gegangene Spielzeit.

Herr Gerling, wenn Sie zurück­blicken – wie hat sich die wenig erfreuliche Saison der Profis auf das NLZ ausgewirkt?

Günter Gerling: Wir konnten klarer kalkulieren und viele personellen Entscheidungen treffen, weil man als Erstligist den einen oder anderen Euro mehr hat. Von daher hat sich die Bundesligasaison schon positiv ausgewirkt, wir konnten doch einige Dinge auf die Beine stellen, die wir sonst vielleicht nicht so schnell geschafft hätten. Wir haben die Pla­nungen, die wir vor drei Jahren ange­stellt haben, personell und bei der Infrastruktur voll erfüllt. Aber ob wir das geschafft hätten, wenn wir nicht in der ersten Liga gespielt hät­ten, wage ich zu bezweifeln.

Wenn Sie das Personal anspre­chen – gerade im Trainerbereich sind es mehr hauptamtliche Kräfte als vor drei Jahren.

Gerling: Ja. Wir waren im NLZ insge­samt zu acht, als ich vor fünf Jahren für Wolfgang Gräf eingesprungen bin. Was in diesen fünf Jahren pas­siert ist, ist sensationell. Was wir an Investitionen, an Struktur, an Klar­heit innerhalb dieser Sache gekriegt haben, das ist sensationell.

Wie viele hauptamtliche Trainer sind es jetzt?

Gerling: Da ist unser Sportlicher Lei­ter Mario Himsl, dazu „U17“-Coach Achim Beierlorzer seit diesem Jahr. Unser „U14“-Trainer Michael König arbeitet Vollzeit, hat aber auch noch andere Aufgaben wie die Camps und die Fußballschule. Dazu kommen Jür­gen Brandl als Juniorenleiter, Ingo John als Organisationsleiter und wei­tere Mitarbeiter in der Verwaltung. Aber das ist auch nötig.

Mit der Situation im Profibereich hingen auch einige nicht geplante Per­sonalwechsel zusammen, die vor allem die „U23“ betrafen, die mit Kon­rad Fünfstück, Ludwig Preis und Mario Himsl drei Trainer hatte ...

Gerling: Ich denke, wenn man mit einer jungen Mannschaft und drei Trainern in einer Saison ordentlich im Mittelfeld steht, ist das in Ord­nung. Man kann überall das Positive und das Negative sehen, doch ich meine, man sollte immer das Positive herausziehen. Das Positive ist, dass die Spieler mit diesen drei verschiede­nen Typen klargekommen sind. Es ist ja durchaus gut für die Entwicklung, dass man sich bei drei unterschied­lichen Charakteren durchsetzen musste – das hatten die Spieler gut im Griff. Was ich mir gewünscht hät­te, wäre, dass der eine oder andere sich ein bisschen besser entwickelt und mehr aufgedrängt hätte, gerade mit Blick auf die neue Saison. Für die neue Spielzeit wünsche ich mir, dass man ab jetzt schon sagt: Da ist einer, den wollen wir hochschieben. Man muss auch mal sagen, dass die Leute, die wir nach oben gebracht haben, jetzt nicht mehr da sind: Edgar Prib, Johannes Geis, Sercan Sararer, Felix Klaus.

Die Letzten, die es geschafft haben, waren Klaus und Ilir Azemi.

Gerling: Geis auch, der ist der Jüngste. Da hätte ich es gern gesehen, dass sich der eine oder andere aufdrängt. Das muss das Ziel sein für dieses Jahr. Ich hoffe, dass sich in der nächsten Saison der eine oder andere so aufdrängt, dass es selbstverständlich ist, ihn nach oben zu nehmen, vielleicht sogar schon im Laufe der Saison. Mir ist letztlich der Tabellenplatz egal, auch wenn wir natürlich nicht absteigen wollen.

Zuletzt hat sich aber in der „U23“ oder bei den A-Junioren nie­mand aufgedrängt.

Gerling: Da muss man nachfragen, woran es hapert, dass sie sich nicht aufgedrängt haben. Da muss man die Spieler auch ein wenig verteidigen. Ich glaube nicht, dass die anderen (Vereine, Anm.d.Red.) so viele bes­sere Spieler haben. Das stellt man immer wieder fest, wenn man einen Spie­ler von einem anderen Leistungszentrum her­holt. In den letzten drei Jahren hat sich keiner, den wir von einem anderen Leistungszentrum be­kommen haben, durchgesetzt, war keiner besser als unsere Spieler. Das ist der einzige Kritikpunkt, dass wir es nicht geschafft haben, einen Spie­ler so zu powern wie davor Azemi. In der B-Jugend sind einige viel­versprechende Talente... Gerling: Wir haben nicht so viele in den Mannschaften wie andere Ver­eine. Aber wir haben in jeder Alters­stufe Minimum drei, bei denen ich denke, dass es einer von ihnen schaf­fen kann. Wenn es von dreien einer schafft, haben wir super gearbeitet.

Da muss es richtig wehtun, wenn ein Talent wie Ingo Feser aus der „U17“ nach Schalke wechselt?!

Gerling: Das tut weh, aber da muss man sagen, das war eine Aktion des Beraters. Wir hatten noch eine Ver­einbarung über zwei Jahre mit Ingo Feser, dass er bei uns spielt. Doch das interessiert weder den Berater noch Schalke. Ich habe immer viel von Ingo gehalten, aber letztlich soll man Reisende nicht aufhalten.

Sie haben Achim Beierlorzer an­gesprochen, der gerade seinen Fuß­ball- Lehrer macht. Wer hat bei Ihnen noch diese Lizenz?

Gerling: Mario Himsl und unser „U19“-Trainer Janos Radoki sowie oben Frank Kramer. Es gibt ganz klare Vorschriften von DFB und DFL: Wir müssen als Zweitligist einen Fußball-Lehrer haben im Nach­wuchsbereich, als Erstligist zwei.

Inzwischen ist auch das Internat in Betrieb – wie lange schon?

Gerling: Seit einem Jahr. Am Anfang war der Betrieb sehr schwierig, auch personell, doch inzwischen hat es sich gut eingelaufen. Es immer schwierig, wenn man Spieler von zu Hause wegholt. Da hat es der Club natürlich leichter mit der Bertolt-Brecht-Schule. Wir haben aber in der Nähe keine vergleichbare Möglich­keit. Also machen wir es selbst, haben die pädagogische Leitung extern vergeben, an das Unterneh­men Elan, eine Tochterfirma der Stadt Fürth. Da haben wir gewisser­maßen einen Pädagogen eingekauft, was sich aber gut gefügt hat, weil Ste­fan Schmidt bei uns auch „U11“-Trainer ist. Das passt ganz gut. Er ist der pädagogische Leiter, ist 20 Stun­den im Haus und für Hausaufgaben, Gespräche, den gesamten pädagogi­schen Bereich zuständig.

Aufrufe: 025.6.2013, 10:24 Uhr
Philipp Roser (Nürnberger Zeitung)Autor