2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Foto: System/ Stock.Adobe
Foto: System/ Stock.Adobe

Jetzt "genießen" wir die Pause

Nachspielzeit mit Markus Rehbein +++ Trainer der SG Monzingen/Meddersheim über Corona, die bisherige Saison, Flugkopfball-Training auf dem Hartplatz und die vorgezogene Winterpause +++ "Es geht schon länger darum, dass wir einfach nur unseren Sport ausüben dürfen"

In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Markus Rehbein. Mit der SG Monzingen/Meddersheim beendet der 56-Jährige das Spieljahr 2021 auf dem vierten Tabellenplatz der A-Klasse Bad Kreuznach West. Die Teilnahme an der Aufstiegsrunde ist den Kombinierten bereits sicher. Lediglich das Nachholspiel gegen den TuS Waldböckelheim steht im Februar noch an. Was der Trainer zum Saisonverlauf sagt und wie Markus Rehbein die Entwicklung rund um die Corona-Pandemie einschätzt, hat er im Interview mit FuPa erklärt.

Markus, seit vergangener Woche steht fest: der Fußballkreis geht geschlossen in die Winterpause. Die richtige Entscheidung?

Absolut und ich muss ehrlich gestehen, dass ich schon die Spiele davor überlegt habe, ob das, was wir da machen, so wichtig ist. Ich gehe schon länger nicht mehr in die Kabine, wir machen alle Besprechungen draußen. Es sind mittlerweile zwar alle bei uns Geimpft, dennoch hat man irgendwie ein ungutes Gefühl. Der Sport an sich ist ja nicht der Treiber, sondern das Miteinander vor und nach dem Spiel in der Kabine. Dass man nun die Kontakte reduzieren will, ist völlig verständlich. Vor allem wenn ich höre, dass die Intensivstationen am Limit sind. Letztendlich ist uns nichts anderes übrig geblieben und dass wir jetzt unterbrechen, ist besser als abbrechen.

Gibt es nicht ein seltsames Bild ab, dass der Profibereich weiterspielt?

Nein, denn das ist eine andere Sportart. Da geht es schließlich um viel, viel Geld. Was macht dagegen den Amateurfußball aus? Der lebt doch davon, nach dem Spiel auch mit dem Gegner zusammenzusitzen, ein Bier zu trinken oder etwas zu essen. Das lebt einfach viel mehr vom persönlichen Kontakt und dem Austausch. Doch das alles konnte man zuletzt nicht wirklich frei und unbeschwert tun, erst recht nicht genießen – vor allem bei den Witterungen. Wir hoffen jetzt einfach, dass diese Pause zum richtigen Zeitpunkt kommt und es nächstes Jahr vielleicht dauerhaft den Spielbetrieb sichert.

Wie hast du die Zeit seit dem Re-Start im März erlebt?

Zunächst mal war es enorm wichtig, wieder ein anderes Gesprächsthema als Corona zu haben. Egal wo man hinkommt, konnte man sich dem Ganzen ja nicht mehr entziehen. Ich habe es jedenfalls immer sehr genossen, wieder auf dem Trainingsplatz zu stehen und den Spielern ging es genauso. Auf andere Gedanken kommen, die Gemeinschaft und zusammen Spaß zu haben, das ist genau das, was mich auch nach gefühlten 100 Jahren immer noch antreibt. Es war so schön, sich wieder zu sehen, dummes Zeug zu babbeln und ganz unbeschwert seinem liebsten Hobby nachzugehen. Das hat sich bis zuletzt durchgezogen. Um den Rasen zu schonen, haben wir auf dem Hartplatz trainiert, einem wahren Schlammloch. Dort haben wir Flanken gemacht und Flugkopfbälle.

Und das machen die Jungs mit?

Klar, die wollten gar nicht mehr aufhören. (lacht) Das ist doch der Vorteil von uns Männern, wir dürfen ewig Kinder bleiben. Aber die ganze Einstellung der Jungs, auch in der Vorbereitung, zeigt mir, dass wir doch noch einige Kerle dabei haben, die ticken wie ich.

Trainiert ihr denn noch weiter, seit die Winterpause beschlossene Sache ist?

Nein, das würde für mich auch überhaupt keinen Sinn machen, weil es die Maßnahmen konterkarieren würde. Wir waren uns alle einig, dass dann auch richtig Schluss ist. Alles andere geht meiner Meinung nach auch vollkommen am Sinn und Zweck der Kontaktbeschränkungen vorbei.

Ist ansonsten noch etwas geplant? Es geht ja Stramm in Richtung Weihnachten...

Aktuell haben wir noch eine Weihnachtsfeier geplant, unter 2G und alles an der frischen Luft. Wir wollen eine Wanderung machen und dann den Abend rund um eine Feuerstelle am Klubheim ausklingen lassen. Dazu kam aus der Mannschaft, dass sich alle freiwillig testen lassen, damit wir das alles auch unbeschwert genießen können. Wenn es nicht möglich sein sollte, werden wir definitiv drauf verzichten, aber noch haben wir die Hoffnung, dass es geht.

Lass uns aber auch über das Sportliche sprechen. Wie fällt dein Fazit hierzu aus?

Bis es mit der Runde losging, haben wir einen langen, langen Anlauf gehabt. Wir haben sicher zu den ersten gehört, die im März angefangen und eigentlich fast durchgezogen haben bis zum Rundenbeginn. Vielleicht war die Vorbereitung und der Spannungsbogen etwas zu lange. Begonnen hat alles mit dem fast schon obligatorischen Pokal-Aus in Oberhausen (Anmerkung der Redaktion: 2:4). Da steigern wir uns, denn letztes Jahr haben wir noch 0:4 verloren. (lacht) Danach verlieren wir gegen unglaublich stabile Sobernheimer, machen gegen Disibodenberg unser bestes Saisonspiel, aber leider zu wenig Tore und beißen uns gegen die stabile Defensive des FSV Rehborn die Zähne aus. Da hatten wir eine halbe Chance, mehr nicht. Dann stehst du plötzlich mit drei Niederlagen da, obwohl dich vor der Runde alle in den Himmel gehoben haben. Unser großes Problem war einfach Kontinuität aufzubauen.

Das ist euch danach aber gut gelungen. Vier Punkte nehmt ihr sicher mit in die Aufstiegsrunde. Im Nachholspiel gegen Waldböckelheim können es noch sieben werden. Wie sieht eure Zielsetzung aus?

Da sind wir auch sehr froh drüber. Natürlich haben auch wir Ziele und vergessen diese auch nicht, aber wie sagt man so schön: das Spiel wird erschwert durch die Anwesenheit des Gegners. Klar wollen wir vorne mitspielen, aber fürs Erste sind wir froh, wenn wir wieder dürfen und es Spaß macht. Wenn man sich die Liga anschaut, sieht man auch, dass durchaus noch was geht. Aber noch interessiert mich das nicht. Klar wollen wir gewinnen, aber es geht schon länger darum, dass wir einfach nur unseren Sport ausüben dürfen. Für mich ist das Spiel wichtiger als die Wertung.

Auf was freust du dich am meisten?

Ganz klar, darauf, dass wir wieder spielen dürfen. Wenn es dann wieder losgeht, freue ich mich auf den Vergleich mit den Kreuznacher Mannschaften. Die haben wir nun ja teilweise schon zwei Jahre nicht mehr gesehen. So schön die Derbys bei uns sind, aber in Kreuznach kenne ich sehr viele Menschen, die ich einfach gerne mal wieder sehen würde.

Was hältst du von dem Play-off-Modus?

Ich finde die Aufteilung gar nicht so schlecht. Da muss man auch einfach mal eine Lanze für die Funktionäre brechen. Wir alle wollen, dass am Ende eine Wertung zustande kommt und aktuell sieht es ja so aus, als könnte der Plan auch aufgehen. Da haben die Entscheider einen guten Job gemacht. Noch sind ziemlich viele Unbekannte in der Rechnung, unter anderem das Wetter.

Wie sieht euer Fahrplan nun aus?

Wenn wir dürfen, werden wir Mitte, Ende Januar wieder mit dem Training anfangen. Durch die Nachholspiele ist ja alles etwa um 14 Tage vorgezogen und wird etwas intensiver. Aber bei der Terminierung sind wir ja flexibel. Jetzt genießen wir die Pause, beobachten die Situation und sind weiter guter Dinge, dass wir bald wieder Fußball spielen dürfen.

Aufrufe: 09.12.2021, 19:00 Uhr
Martin ImruckAutor