2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Bayreuts Ivan Knezevic traf sich mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview.
Bayreuts Ivan Knezevic traf sich mit FuPa-Reporter Dieter Rebel zum Interview. – Foto: Dieter Rebel

Ivan, der Ehrgeizige

Bayreuths Torjäger und Vize-Kapitän Ivan Knezevic im Interview mit Dieter Rebel über die starke Form der Altstadt - und, wie sollte es auch anders sein, über die Corona-Situation.

Ivan, der Schreckliche - in Anbetracht seines Vornamens und seiner Torjägerqualität, mit denen er in des Gegners Strafraum Angst und Schrecken verbreitet, scheint diese geflügelte Bezeichnung auf ihn zutreffen. Auf den zweiten Blick wird ihm diese Charakterisierung aber doch nicht ganz gerecht. Denn Ivan Knezevic von der Spvgg Bayreuth ist mehr als nur ein Strafraummonster, wie im Interview mit FuPa-Reporter Dieter Rebel deutlich wird. Der 27-Jährige ist eher "Ivan, der Ehrgeizige"...

Ivan, welche Fähigkeiten muss Dein idealer Sturmpartner mitbringen?
Ich brauche jemanden, der etwas robuster ist und Bälle festmachen kann - allein schon wegen meiner geringen Körpergröße und -masse. Meine Aufgabe ist es dann, die Anspiele weiter zu verwerten. Entweder mit einem Torschuss oder dem finalen Pass.

Zu Saisonbeginn noch hast Du mit Christoph Fenninger in vorderster Reihe gestürmt, nun flankieren Dich die beiden Ex-Profis Markus Ziereis und Alexander Nollenberg. Inwiefern hat sich dadurch Deine Spielweise und die Statik des Bayreuther Spieles insgesamt verändert?
Bei beiden sieht man einfach die brutale Erfahrung, die sie haben - mit Markus Ziereis bin ich übrigens 2013 im Sechziger-Trikot fast aufgestiegen. Hinzu kommt ihre immense Qualität. Insgesamt haben wir nun einen breiten Kader. Wir können Ausfälle kompensieren und nachlegen, wenn es sein muss. Der Konkurrenzkampf sorgt dafür, dass jeder noch einmal mehr geben muss.

Ist die Offensive der Altstadt nun besser oder schlechter als zu Saisonbeginn?
Ein Maderer, ein Ziereis, ein Nollenberg - diese Namen stehen für Qualität. Und deshalb sind wir besser als zuvor.

Die Rolle von Trainer Timo Rost



Ist die neue Sturmreihe der einzige Grund für die starken Auftritte von Bayreuth nach dem Re-Start?
Nicht nur, aber auch. Wir sind ein eingespieltes Team, das es verinnerlicht hat, dass Verteidigung bereits ganz vorne losgeht. Wir haben nicht nur in der Offensive eine brutale Qualität, sondern auch in der Defensive - und im Tor. Den aktuellen Erfolg also nur an der Sturmreihe festzumachen, wäre ungerecht den anderen gegenüber. Wir haben einen Spielstil entwickelt, der es zulässt, dass wir uns relativ einfach auf den Gegner einstellen können.

Wichtig ist ja auch das menschliche Miteinander, um Erfolg zu haben.
So ist es. Obwohl das Team schwerpunktmäßig aus Bayreuthern und Nürnbergern besteht, hatten wir noch nie eine Grüppchenbildung. Wir sind ein Haufen. Wir unternehmen, soweit es Corona zulässt, viel miteinander. Die Gemeinschaft ist da. Und über den Trainer brauchen wir gar nicht reden...

So schlimm?
Nein, nein (schmunzelt). Jeder kennt Timo Rost und seine Stärken. Er hält alles zusammen. Es stimmt nicht nur seine Trainerleistung, er hat auch das gewisse Gespür. Er weiß, wer charakterlich zu uns passt und erkennt zwischenmenschliche Probleme bereits im Ansatz und schafft sie aus der Welt.



Die Spvgg ist gut drauf, das steht fest und wurde zuletzt durch den Sieg über Nürnberg II bestätigt. Doch auch die übrigen Mitglieder der Top 4 scheinen gut in Form. Ist das aktuelle Titelrennen so, wie Du es Dir vorstellst - oder hättest Du Dir eher Langeweile gewünscht, mit Bayreuth einsam an der Spitze?
Ganz ehrlich: Was die Gegner machen, ist uns egal. Wir schauen nur auf uns selbst. Und wir wissen, dass wir zurecht da oben stehen - vielleicht sogar noch ein, zwei Plätze weiter vorne. Die Ergebnisse nach dem Re-Start bestätigen meine Einschätzung, die ich schon zu Saisonbeginn hatte.

Doppelt interessant: Alle Teams an der Tabellenspitze der Regionalliga Bayern stammen aus Franken. Derbys sind also nicht nur Derbys, sondern auch Spitzenspiele - das ist doch noch einmal das I-Tüpfelchen.
Ja. Und die Mannschaften aus Franken legen sich dafür auch ordentlich ins Zeug, wenn man alleine die Transfertätigkeiten dieser Teams während der Corona-Pause betrachtet. Sie wissen also, was die Stunde geschlagen hat und wollen mit aller Macht vorne dabei bleiben. Mich freut diese Konstellation, ich bin ja gebürtiger Aschaffenburger. Die Viktoria hat es verdient, aktuell ganz oben zu stehen. Aber: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Wie bitter ist der neuerliche Lockdown und der damit verbundene zweite Abbruch der laufenden Spielzeit?
Sehr, sehr bitter. Das soll aber jetzt nicht heißen, dass ich das Virus nicht ernstnehme. Aber wir sind aktuell einfach gut in Form, richtig im Flow, weshalb ich gerne weitergespielt hätte.

Knapp 30 Tore erzielte der 27-Jährige bisher für Bayreuth, seitdem er 2017 in die Altstadt gewechselt ist.
Knapp 30 Tore erzielte der 27-Jährige bisher für Bayreuth, seitdem er 2017 in die Altstadt gewechselt ist. – Foto: Imago Images


Kannst Du es denn verstehen, dass der Ball - angesichts der dramatisch steigenden Corona-Zahlen - wiederum ruht?
Natürlich. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Fühlst Du Dich in Bayreuth komplett wohl und möchtest länger bleiben - oder bremsen Dich die Corona-Entwicklungen in Deinem Karriereplan aus?
Ich fühle mich pudelwohl hier. Nachdem ich im Januar hier meine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen habe, konzentriere ich mich aktuell nur auf Fußball. Auch wenn ich mir am Anfang nicht gedacht hätte, dass es so kommt - aber ich bin sehr froh, hier zu sein. Ich will so hoch wie möglich spielen - und am Liebsten natürlich mit Bayreuth. Es wäre gigantisch, sollten wir es in die 3. Liga schaffen.

Wenn der Fußball weg wäre, wäre Dir dann komplett langweilig - oder hast Du einen alternativen Lebensentwurf?
Hm, das ist eine gute Frage, über deren Antwort ich schon oft nachgedacht habe. Würde ich nicht Fußball spielen, wäre ich mit meinem Vater wohl in der Musik gelandet. Mein Papa ist Musiker, hat u.a. mit einem kroatischen Volkssänger getourt. Vielleicht wäre ich da aktiv - oder ich hätte einen langweiligen Bürojob, der mich ausfüllt (lacht).

Wie wichtig ist Dir Fußball?
Während der Corona-Pause hat mir Fußball unglaublich gefehlt. Ich könnte es mir nicht vorstellen, ohne Fußball zu leben.

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft und ganz wichtig: Gesund bleiben

Aufrufe: 029.10.2020, 09:50 Uhr
Dieter RebelAutor