Herr Heien, wie lief denn Ihr letzter Auftritt?
FLORIAN HEIEN Es war ein schönes Finale. Beide Mannschaften haben sich sehr gut präsentiert und sich hauptsächlich aufs Spielerische konzentriert. Es war eine sehr ruhige und fair geführte Begegnung. Schade nur, dass wegen der Corona-Bestimmungen lediglich 300 Zuschauer dabei sein konnten.
Nach 14 Jahren ist jetzt also Schluss. Wie war das Gefühl, das letzte Mal auf dem Platz zu stehen?
HEIEN Während des Spiels habe ich überhaupt nicht daran gedacht. Danach war ich schon wehmütig. Ich hatte auf dem Platz immer Spaß. Wenn ich jetzt nur noch als Zuschauer dabei bin, werde ich das Pfeifen sicherlich vermissen. Das Niederrhein-Pokal-Endspiel war ein runder Abschluss für mich.
Wird’s definitiv keine Rückkehr geben, vielleicht in unteren Ligen?
HEIEN Stand jetzt ist das nicht mein Plan. Aber ich werde dem Kreis Moers erhalten bleiben, Schiedsrichter-Schulungen organisieren und halten. Und ich werde als Beobachter in der Landesliga zur Verfügung stehen.
Was waren die Beweggründe, schon mit Anfang 30 die Karriere zu beenden?
HEIEN Ich habe die letzten fünf Spielzeiten nicht mehr ohne Verletzungen gepfiffen. Einmal habe ich mir sogar das Außenband gerissen und bin drei Monate ausgefallen. Wenn man irgendwann Sorgen hat, die 90 Minuten ohne Verletzung zu überstehen, dann bleibt der Spaß auf der Strecke. Hinzu kommen berufliche und private Aspekt. Da hat sich der Fokus eben etwas verschoben.
Wie werden Sie die Wochenenden denn nun verbringen?
HEIEN Ganz ohne Fußball werde ich sicherlich nicht sein, da ich als Beobachter weitermache. Aber ich bin jetzt viel flexibler, um mich auch mal mit Freunden oder der Familie zu treffen.
Auf welche Highlights blicken Sie zurück?
HEIEN Das ist schwierig zu sagen, denn ich hatte sehr viele schöne Momente und Spiele. Gerade die Einsätze bei den Regionalligisten in Aachen, Oberhausen, Essen, Rödinghausen und Verl waren ganz besonders. Von den Zuschauerzahlen stachen die Spiele bei Rot-Weiss Essen immer hervor. Überall wurde ich mit meinen Assistenten sehr herzlich empfangen, so dass wir immer einen angenehmen Tag hatten. Auch die Reisen nach Bremen, Berlin oder Mainz in der A-Jugend-Bundesliga oder die Partien mit den heutigen Profis wie Leroy Sane oder Danny da Costa bleiben mir in guter Erinnerung.
Wie viele Platzverweise haben Sie in der Karriere verteilt?
HEIEN Das kann ich gar nicht genau sagen, da ich nie eine Statistik geführt habe. Laut Transfermarkt.de sind es zwischen 2009 und 2020 zehn Rote Karten und acht Gelb-Rote Karten gewesen.
Welcher Spieler oder Trainer hat Sie am meisten auf die Palme gebracht?
HEIEN Das möchte ich lieber andersrum beantworten. Ich habe stets gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn man während des Spiels mal anderer Meinung war und diskutiert hat, konnten man sich nach dem Abpfiff immer in die Augen gucken und die unterschiedlichen Meinungen austauschen, so dass man nie im Groll auseinander ging.
Hat sich die Schiedsrichterei in den vergangenen Jahren verändert?
HEIEN Gerade in den oberen Ligen hat sich aus meiner Sicht nur wenig verändert. Aber vom Hörensagen ist der Umgangston in den unteren Ligen wohl rauer geworden. Innerhalb des Schiedsrichter-Kreises Moers haben wir einen guten Zusammenhalt und Teamgedanken. Lediglich die Gemeinschaft, nach den Spielen noch zusammen zu sitzen und entspannt ein Bierchen zu trinken, gibt es nicht so wie früher, da wir in den höheren Ligen aus ganz NRW kommen und viele dann noch weite Strecken wieder nach Hause fahren müssen. Die Betreuung bei manchen Vereinen hat etwas nachgelassen.
Info: 69 Einsätze in der Regionalliga
Karriere Florian Heien bestand im März 2006 seine Schiri-Prüfung. Nach den Einsätzen auf Kreisebene stieg er 2008 in die Landesliga auf. Von 2009 bis jetzt leitete der Referee 69 Partien in der Regionalliga, 35 Oberliga-Begegnungen und 37 Spiele in der Jugend-Bundesliga.
Schiri werden Zu Beginn der Herbstferien führt der Kreis Moers wieder einen Anwärterlehrgang durch. Interessenten können sich bei Fabian Spitzer per E-Mail (fabianspitzer96@gmx.de) anmelden.