2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Marcel Eichholz

"Ich hat­te sehr vie­le schö­ne Mo­men­te"

Der ge­bür­ti­ge Xan­te­ner Florian Heien hat nach dem Nie­der­rhein-Po­kal-Fi­na­le in Es­sen sei­ne Schi­ri-Kar­rie­re be­en­det.

Es war ein Ab­schieds­spiel auf gro­ßer Büh­ne für den Re­fe­ree aus Xan­ten. Schieds­rich­ter Flo­ri­an Hei­en lei­te­te das Fi­na­le im Nie­der­rhein­po­kal zwi­schen Rot-Weiss Es­sen und dem 1. FC Kle­ve. Für den 30-Jäh­ri­gen, der seit 2002 Mit­glied beim SSV Lüt­tin­gen ist, war’s der letz­te Ein­satz als Un­par­tei­ischer.

Herr Hei­en, wie lief denn Ihr letz­ter Auf­tritt?

FLO­RI­AN HEI­EN Es war ein schö­nes Fi­na­le. Bei­de Mann­schaf­ten ha­ben sich sehr gut prä­sen­tiert und sich hauptsäch­lich aufs Spie­le­ri­sche kon­zen­triert. Es war ei­ne sehr ru­hi­ge und fair ge­führ­te Be­geg­nung. Scha­de nur, dass we­gen der Co­ro­na-Be­stim­mun­gen le­dig­lich 300 Zu­schau­er da­bei sein konn­ten.

Nach 14 Jah­ren ist jetzt al­so Schluss. Wie war das Ge­fühl, das letz­te Mal auf dem Platz zu ste­hen?

HEI­EN Wäh­rend des Spiels ha­be ich über­haupt nicht dar­an ge­dacht. Da­nach war ich schon weh­mü­tig. Ich hat­te auf dem Platz im­mer Spaß. Wenn ich jetzt nur noch als Zu­schau­er da­bei bin, wer­de ich das Pfei­fen si­cher­lich ver­mis­sen. Das Nie­der­rhein-Po­kal-End­spiel war ein run­der Ab­schluss für mich.

Wird’s de­fi­ni­tiv kei­ne Rück­kehr ge­ben, viel­leicht in un­te­ren Li­gen?

HEI­EN Stand jetzt ist das nicht mein Plan. Aber ich wer­de dem Kreis Mo­ers er­hal­ten blei­ben, Schieds­rich­ter-Schu­lun­gen or­ga­ni­sie­ren und hal­ten. Und ich wer­de als Be­ob­ach­ter in der Lan­des­li­ga zur Ver­fü­gung ste­hen.

Was wa­ren die Be­weg­grün­de, schon mit An­fang 30 die Kar­rie­re zu be­en­den?

HEI­EN Ich ha­be die letz­ten fünf Spiel­zei­ten nicht mehr oh­ne Ver­let­zun­gen ge­pfif­fen. Ein­mal ha­be ich mir so­gar das Au­ßen­band ge­ris­sen und bin drei Mo­na­te aus­ge­fal­len. Wenn man ir­gend­wann Sor­gen hat, die 90 Mi­nu­ten oh­ne Ver­let­zung zu über­ste­hen, dann bleibt der Spaß auf der Stre­cke. Hin­zu kom­men be­ruf­li­che und pri­va­te As­pekt. Da hat sich der Fo­kus eben et­was ver­scho­ben.

Wie wer­den Sie die Wo­chen­en­den denn nun ver­brin­gen?

HEI­EN Ganz oh­ne Fuß­ball wer­de ich si­cher­lich nicht sein, da ich als Be­ob­ach­ter wei­ter­ma­che. Aber ich bin jetzt viel fle­xi­bler, um mich auch mal mit Freun­den oder der Fa­mi­lie zu tref­fen.

Auf wel­che High­lights bli­cken Sie zu­rück?

HEI­EN Das ist schwie­rig zu sa­gen, denn ich hat­te sehr vie­le schö­ne Mo­men­te und Spie­le. Ge­ra­de die Ein­sät­ze bei den Re­gio­nal­li­gis­ten in Aa­chen, Ober­hau­sen, Es­sen, Rö­ding­hau­sen und Verl wa­ren ganz be­son­ders. Von den Zu­schau­er­zah­len sta­chen die Spie­le bei Rot-Weiss Es­sen im­mer her­vor. Über­all wur­de ich mit mei­nen As­sis­ten­ten sehr herz­lich emp­fan­gen, so dass wir im­mer ei­nen an­ge­neh­men Tag hat­ten. Auch die Rei­sen nach Bre­men, Ber­lin oder Mainz in der A-Ju­gend-Bun­des­li­ga oder die Par­ti­en mit den heu­ti­gen Pro­fis wie Le­roy Sa­ne oder Dan­ny da Cos­ta blei­ben mir in gu­ter Er­in­ne­rung.

Wie vie­le Platz­ver­wei­se ha­ben Sie in der Kar­rie­re ver­teilt?

HEI­EN Das kann ich gar nicht ge­nau sa­gen, da ich nie ei­ne Sta­tis­tik ge­führt ha­be. Laut Trans­fer­markt.de sind es zwi­schen 2009 und 2020 zehn Ro­te Kar­ten und acht Gelb-Ro­te Kar­ten ge­we­sen.

Wel­cher Spie­ler oder Trai­ner hat Sie am meis­ten auf die Pal­me ge­bracht?

HEI­EN Das möch­te ich lie­ber an­ders­rum be­ant­wor­ten. Ich ha­be stets gu­te Er­fah­run­gen ge­macht. Auch wenn man wäh­rend des Spiels mal an­de­rer Mei­nung war und dis­ku­tiert hat, konn­ten man sich nach dem Ab­pfiff im­mer in die Au­gen gu­cken und die un­ter­schied­li­chen Mei­nun­gen aus­tau­schen, so dass man nie im Groll aus­ein­an­der ­ging.

Hat sich die Schieds­rich­te­rei in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­än­dert?

HEI­EN Ge­ra­de in den obe­ren Li­gen hat sich aus mei­ner Sicht nur we­nig ver­än­dert. Aber vom Hö­ren­sa­gen ist der Um­gangs­ton in den un­te­ren Li­gen wohl rau­er ge­wor­den. In­ner­halb des Schieds­rich­ter-Krei­ses Mo­ers ha­ben wir ei­nen gu­ten Zu­sam­men­halt und Team­ge­dan­ken. Le­dig­lich die Ge­mein­schaft, nach den Spie­len noch zu­sam­men­ zu ­sit­zen und ent­spannt ein Bier­chen zu trin­ken, gibt es nicht so wie frü­her, da wir in den hö­he­ren Li­gen aus ganz NRW kom­men und vie­le dann noch wei­te Stre­cken wie­der nach Hau­se fah­ren müs­sen. Die Be­treu­ung bei man­chen Ver­ei­nen hat et­was nach­ge­las­sen.

In­fo: 69 Ein­sät­ze in der Re­gio­nal­li­ga

Kar­rie­re Flo­ri­an Hei­en be­stand im März 2006 sei­ne Schi­ri-Prü­fung. Nach den Ein­sät­zen auf Kreis­ebe­ne stieg er 2008 in die Lan­des­li­ga auf. Von 2009 bis jetzt lei­te­te der Re­fe­ree 69 Par­ti­en in der Re­gio­nal­li­ga, 35 Ober­li­ga-Be­geg­nun­gen und 37 Spie­le in der Ju­gend-Bun­des­li­ga.

Schi­ri wer­den Zu Be­ginn der Herbst­fe­ri­en führt der Kreis Mo­ers wie­der ei­nen An­wärter­lehr­gang durch. In­ter­es­sen­ten kön­nen sich bei Fa­bi­an Spit­zer per E-Mail (fa­bi­an­spit­zer96@​gmx.​de) an­mel­den.

Aufrufe: 026.8.2020, 20:00 Uhr
RP / André EginkAutor