2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
F: Wenzel
F: Wenzel

„Ich bin in Brakel angekommen“

Alexander Hengst (24) Mittelfeldspieler des Landesligisten Spvg. 20 Brakel, trifft heute Abend im Pokalfinale auf seinen Ex-Klub FC Blau-Weiß Weser

Herr Hengst, Sie stehen sich zum ersten Mal als Spieler der Spvg. 20 Brakel mit dem FC Blau-Weiß Weser gegenüber. Wie intensiv haben Sie Ihren Ex-Verein in den vergangenen zwei Jahren verfolgt?
Alexander Hengst: Ich lese natürlich immer wieder die Berichte und unterhalte mich mal mit dem einen oder anderen Spieler. Aber aktuell beschäftige ich mich nur mit Brakel. Dennoch bin ich erstaunt darüber, dass diese von vielen schon vor der Saison abgeschriebene Mannschaft es so souverän in der Bezirksliga gemeistert hat.

Gibt es Dinge, die Sie besonders vermissen?
Hengst: Weser war eigentlich für mich ein idealer und harmonischer Verein. Dann ist aber mit Dennis Hustadt ein ganz entscheidender Faktor weggebrochen. Ich habe ihm, was den Fußball angeht, so ziemlich alles zu verdanken. Dennis hat dafür gesorgt, dass aus mir, einem teils arroganten Jugendspieler, ein Führungsspieler wurde.

Gab es auch andere Punkte, die nicht mehr gepasst haben?
Hengst: Mit den Abgängen von dem Trainer, dem Vorsitzenden Michael Knipping und dem Obmann Ralf Wortmann hat sich der Klub stark verändert und man verliert den direkten Kontakt. Ich denke gerne zurück, vermisse aber relativ wenig, da ich jetzt in einem ganz hervorragenden Verein spiele.

Ein Verein, der in dieser Spielzeit den achten Platz belegt hat. Wie haben Sie die 30 Landesligaspiele erlebt?
Hengst: Das war eigentlich meine erste richtige Saison, da ich vorher oft nur Ergänzungsspieler war. Jetzt habe ich nur zwei Spiele verpasst, habe größtenteils über die volle Distanz gespielt und sogar das Team ein paar Mal als Kapitän aufs Feld geführt. Daher bin ich ganz zufrieden, wenngleich auch immer noch Luft nach oben ist.

Sie dürften den großen Sprung von der Bezirksliga in die Landesliga jetzt endgültig gemeistert haben. Wie haben Sie diesen großen Unterschied wahrgenommen?
Hengst: Das war schon gewaltig als ich nach Brakel gekommen bin. Nach meinem ersten Spiel in Mastholte dachte ich: ‚Okay, es war schön hier, aber es ist nichts für mich‘. Das Tempo und das körperlich geprägte Spiel sind nicht mit der Bezirksliga zu vergleichen. Jeder Fehler endet meist in einem Gegentor. Aber die Mannschaft und auch der Trainer haben mir sehr geholfen und es wurde immer besser. Jetzt habe ich das Gefühl, als würde ich hier schon viele Jahre spielen.

Sehen Sie sich als „Teilzeit-Kapitän“ auch in einer besonderen Rolle?
Hengst: Es ist für mich eine Ehre, wenn ich so ein Team auf den Platz führen darf. Ich versuche immer als Vorbild vorweg zu gehen und stelle mich immer in den Dienst der Mannschaft. Wichtig ist, dass gerade wir ‚älteren‘ Spieler die Last auf uns aufteilen und den jungen Spielern ihre Zeit geben. Ich mache gerne die meisten Kilometer auf dem Platz, damit sich andere Spieler aufs Toreschießen konzentrieren können.

Das hat Sie auch schon bei Weser ausgezeichnet. Was macht Ihren Ex-Klub aktuell so stark?
Hengst: Weser ist extrem schwierig einzuschätzen. In wichtigen Spielen brennt jeder für den anderen und haut alles raus – die Moral ist beim FC Weser besonders. Und wenn das nicht passt, dann haben sie mit Max Pape einen richtig guten Keeper.

Auf was kommt es also heute Abend an?
Hengst: Wenn wir unser Spiel spielen, dann wird es der FC Weser sehr schwer haben uns zu schlagen. Wenn wir ihnen aber zu viele Freiräume geben und nicht richtig bei der Sache sind, können sie uns vor große Probleme stellen.

Gab es schon Sticheleien oder Wetten mit ehemaligen Mitspielern?
Hengst: Nein. Aber von einem 5:1 als Wunschergebnis von Weser habe ich jetzt immer mal wieder gehört. (lacht)

Es gibt es bestimmt auch einen Wunschspieler von Weser, den Sie gerne mal im Brakeler Trikot sehen würden...
Hengst: Das ist ganz klar Basti Voss. Leider ist er meist irgendwo in der Welt unterwegs und selten in der Heimat. Aber er ist sowohl persönlich als auch sportlich wirklich ein ganz feiner Mensch. Ich würde mich freuen, wenn er heute im Pokalfinale mit dabei sein kann.

Wenn ein Wechsel von Voss schon schwierig ist, denken Sie dann nicht an eine Rückkehr?
Hengst: Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Ich bin in Brakel angekommen, spiele dort viel und genieße die Wertschätzung des Teams – das brauche ich, um mich wohlzufühlen. Wenn es nach mir geht, dann bleibe ich noch ein paar Jahre in Brakel.
Aufrufe: 030.5.2018, 09:34 Uhr
Rene WenzelAutor