2024-05-17T14:19:24.476Z

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Tadellos: Auf dem Hartplatz in Oberbiel haben die Tore die nahezu perfekte Größe.	Foto: Fabio Schmidt
Tadellos: Auf dem Hartplatz in Oberbiel haben die Tore die nahezu perfekte Größe. Foto: Fabio Schmidt

Heimvorteil der etwas anderen Art

KURIOSES: +++ Zollstock raus und nachgemessen: So hoch sind die Fußballtore im Kreis / In Quembach fehlen 15 Zentimeter +++

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Wetzlar. Haufenweise Statistiken gehören zum modernen Fußball wie Popcorn zum Kinobesuch. Neben den gelaufenen Kilometern oder der Anzahl der Eckbälle ist es dem aufmerksamen Fan beispielsweise auch möglich, die Pfosten- oder Lattenschüsse der Lieblingsmannschaft einzusehen. Mit 16 Aluminiumtreffern war der FC Bayern München in der abgelaufenen Bundesligasaison wie keine andere Mannschaft vom Pech verfolgt. Fortuna Düsseldorf scheiterte derweil nur zwei Mal am Gebälk.

Laut den Spielregeln des Weltfußballverbands Fifa muss der Abstand zwischen den Innenkanten der beiden Pfosten exakt 7,32 Meter betragen, was aufgrund der stabilen Konstruktion des Gehäuses automatisch gegeben ist. Interessanter wird es hier: Denn die Unterkante der Latte soll genau 2,44 Meter vom Boden entfernt sein. Ein fehlender Zentimeter kann im kommerziellen Fußballgeschäft über viele Millionen Euro entscheiden, weshalb die Abstände ständig überprüft werden. Doch wie genau halten die heimischen Vereine diese international geltende Norm in der Praxis ein? Wir haben auf sechs Hart- und Rasenplätzen Maß angelegt, auf denen noch keine Rolltore im Einsatz sind, und zu teils kuriosen Ergebnissen gekommen.

Hartplatz Nauborn – zur Norm fehlt nicht viel: Der bei der Konkurrenz ungeliebte Nauborner Hartplatz ist aufgrund des kleinen Spielfeldes im Wetzlarer Kreis ein echtes Unikat. Ein Eckball wird hier nur wenige Meter hinter der Strafraumgrenze ausgeführt. So ungewöhnlich die Maße des Feldes auch sein mögen – beide Tore wurden ordentlich justiert. Hüben wie drüben messen wir am rechten Pfosten exakt 2,44 Meter. Kaum ein Stürmer und wohl auch kein Torwart wird merken, dass die Höhe auf der linken Seite drei Zentimeter weniger beträgt. Ein vielversprechender Anfang unserer Tour.

Rasenplatz Oberbiel – es gibt wenig zu beklagen: Nach einem – Achtung, schlechter Wortwitz – torlosen Auftritt bei Spartak Wetzlar und dem TuS Naunheim ging es auf dem Rasenplatz in Oberbiel weiter. Hier leistet der Platzwart offenbar ganze Arbeit. Nicht nur der Rasen befindet sich in einem exzellenten Zustand, auch bei der Justierung der Tore nimmt es der Kreisoberligist ernst. In der Mitte des ersten Tores hängt die Latte bei 2,40 Metern zwar etwas durch, dafür messen wir sowohl auf der rechten als auch der linken Seite genau 2,44 Meter. Ähnliche Maße weist auch das gegenüberliegende Gehäuse auf, wo der linke Pfosten einen einzigen Zentimeter zu tief justiert wurde.

Hartplatz Oberbiel – der graue Grund überrascht: Wir sind begeistert, weshalb wir im Anschluss auch die zweite Spielwiese der Oberbieler SG begutachten. Wobei der graue Hartplatz mehr an einen großen Parkplatz, als an ein Fußballfeld erinnert. Doch wer zu früh urteilt, wird häufig überrascht: Zwar fehlt auf der einen Seite der ein oder andere Zentimeter, dafür messen wir auf der anderen Seite am rechten Pfosten die magische 2,44er-Marke. Auf beiden Plätzen erweisen sich die Solmser damit als Vorbilder der sauber justierten Tore.

Rasenplatz Bonbaden – hier und da fehlt ein Zentimeter: Wir kehren zurück in die A-Liga und begutachten das weite Grün in Bonbaden. Die Sonne strahlt an diesem Tag auf den schön gelegenen Platz, auf dem sonst die SG Altenkirchen/Bonbaden/Neukirchen auf Punktejagd geht.

Distanzschüsse sind nur auf einer Seite sinnvoll

Die Maße des ersten Tores ähneln den Platzverhältnissen: nicht perfekt, aber annehmbar. Während wir am rechten Pfosten zwar mit 2,48 Metern einen Unterschied von vier Zentimetern messen, sind die Maße am linken Pfosten und in der Mitte nah an den Regularien. Trotz der weiten Entfernung fällt uns ein Unterschied zum gegenüberliegenden Kasten auf. In so einem Fall nutzt jedoch das geschulte Auge ohne das Maßband nichts. Tatsächlich – 2,41 Meter am rechten Pfosten! Satte sieben Zentimeter Unterschied im Vergleich zur anderen Seite. Die Gäste sollten sich vor dem nächsten Auswärtsspiel in Bonbaden also genau überlegen, auf welcher Seite ein Distanzschuss mehr Sinn ergibt.

Hartplatz Niederquembach – kleine Ausreißer auf der Asche: Zum Abschluss führt es uns im Doppelpack nach Schöffengrund. Zunächst der Hartplatz in Niederquembach, der aufgrund seiner Lage auch liebevoll das „Dach der Welt“ genannt wird. Kaum die rote Asche betreten, juckt es in den Beinen und die Lust wird groß, ein Leder über den Platz zu jagen. Beide Tore haben Ausreißer – auf Seite eins liegt der rechte Pfosten fünf Zentimeter zu hoch, auf Seite zwei rund drei Zentimeter zu tief. Ein ähnliches Ergebnis wie in Bonbaden.

Rasenplatz Oberquembach – das „Beste“ kommt zum Schluss: Unsere Odyssee endet im benachbarten Oberquembach. Der unebene Rasen lässt zunächst nicht viel versprechen. Wir legen Maß an und werden vom Gegenteil überrascht: exakt 2,44 Meter am rechten Pfosten. Mit bedröppelter Miene grübeln wir über das vermeintlich unspektakuläre Ende, ohne zu ahnen, was uns Sekunden später auf der anderen Seite erwarten wird. Schon beim Probestehen fällt auf, wie kinderleicht wir die Latte berühren können. Das Maßband bestätigt unseren Eindruck. Am linken Pfosten fehlen satte 15 Zentimeter zu den vorgegebenen Regularien – der Tagessieg geht also nicht in die Kreis-, sondern klar und deutlich in die Kreisoberliga. Der Kapitän berechnet den kleinen Heimvorteil bei der nächsten Seitenwahl mit ein. So oder so: Wir freuen uns über ein spektakuläres Ende einer ungewöhnlichen Tour.



Aufrufe: 023.4.2020, 08:00 Uhr
Timo König und Fabio SchmidtAutor