2024-05-15T11:26:56.817Z

Kommentar
Zurück aus der langen Winterpause: FuPa-Kolumnist und "Liveticker-König" Daniel Hansmeier grätscht ab sofort wieder rein.
Zurück aus der langen Winterpause: FuPa-Kolumnist und "Liveticker-König" Daniel Hansmeier grätscht ab sofort wieder rein.

Hansi grätscht rein: "Ich haue wieder in die Tasten"

Über Schnitzelbrötchen in Oelde, die Krise des BVB und den Zustand des deutschen Fußballs

Kinder, Kinder. Lang ist’s her, dass ich euch mal ein paar Zeilen meines geistigen Reichtums beziehungsweise meiner geistigen Armut (das dürft ihr selbst entscheiden) zum Besten gegeben habe. Ende November, um genau zu sein, wurde letztmals gegrätscht. Aber wenn selbst ein Landesliga-Tabellenführer aus Tengern in Person von Lukas Gregorczyk am Sonntag zu mir sagt „Ey Hansi, grätsch ma rein!“, dann sollte ich mal wieder in die Tasten hauen. Auch wenn ich dadurch bereits nahezu alle Konsonanten aufgebraucht habe.

Seit November ist natürlich sehr viel passiert. Eine lange Hallensaison liegt hinter uns, inklusive Bockwürstchen und Kuchen, teurem Kaffee aus Plastikbechern und dem ewig schönen Charme und Geruch von Turnhallen aus den 70ern. Mein Highlight des Winters: Die Schnitzelbrötchen in Oelde. Das Ding konnte so viel, es hätte fast aus Eidinghausen-Werste sein können.

Und was macht die Bundesliga so? Ach ja. Der große BVB, der in der Hinrunde noch alles in Grund und Boden überrannt und gespielt hat, ist mittlerweile ein wenig ins Wanken geraten. Der FC Bayern ist nah dran. Aber so sehr sich darüber die Fans aus Sonstwohausen freuen und über den BVB lustig machen: Genau das wollen wir doch - eine spannende Bundesliga. Ich bleibe aber dabei: Die Bayern werden die Geschichte auf ihre ureigene Art irgendwann im April schon längst geregelt haben.

Wenn Schalke den Bus vor dem Tor parkt

Und dann wäre da noch die Champions League. Innerhalb von sieben Tagen spielten die deutschen Vertreter allesamt gegen englische Mannschaften. Oder das, was davon übriggeblieben bist. Der Hype um englische Talente ist bekanntlich in diesem Winter auch in München angekommen. Während dort aber beharrlich auf den Transfer eines Ergänzungsspielers gehofft wurde, machte es Schalke besser und verpflichtete einen Ergänzungs-Ergänzungsspieler. Noch schlimmer als der Blick auf die Insel ist die Tatsache, dass es im gleichen Alter kaum deutsche Spieler gibt, die im Fokus von Topteams aus Europa stehen. Leroy Sané hat den Sprung vor einigen Jahren nach England gewagt und ist zum echten Topspieler gereift. Zusammen mit einem Timo Werner, einem Julian Brandt und vielleicht auch einem Kai Havertz kann er die neue Säule der deutschen Nationalelf bilden. Aber ihr merkt beim Lesen vielleicht schon selbst, dass die letzten drei Namen bei weitem nicht den Status von Leroy haben.

Bei den Spielen gegen die Teams von der Insel hatten unsere drei Mannschaften insgesamt gerade einmal elf deutsche Spieler in der jeweiligen Startformation (Bayern 4, Dortmund 2, Schalke 5). Und noch erschreckender ist die Art und Weise, wie Schalke, das immerhin fünf Deutsche in der Startelf hatte, dann noch spielte: Destruktiv ohne Ende. Mit einem gefühlten 6-4-0 System, einem „park the bus“ per excellence. Wenn sich ein Pep Guardiola über die Spielweise des Gegners im Achtelfinale der Champions-League aufregt, sagt dies leider auch viel über den Zustand des deutschen Fußballs aus. Wir haben den Anschluss an die Weltspitze im Nachwuchsbereich nach den Höhenflügen, die 2010 begannen und 2014 den verdienten Lohn bescherten, ein wenig verloren. Die Franzosen haben uns überholt, die Engländer eigentlich auch bereits.

Auch Brasilianer und Holländer mussten leiden

Doch Wellentäler sind durchaus normal. Da müssen mitunter selbst Brasilianer durch. Oder fragt mal die Holländer, was zwischen 2010 (Vizeweltmeister) und 2018 (nicht qualifiziert) so alles schief lief. Bevor ich aber hier noch den Abgesang auf das DFB-Abendland mache, gebe ich euch Hoffnung: Wir sind immer noch ein verdammt gutes Fußballer-Land. In der U21 gibt's nicht wenige etablierte Bundesligaspieler. Rechnen wir Kimmich, Sané, Werner oder Tah noch dazu, sieht es doch ganz gut aus.

Und wagt ruhig mal einen Blick auf die überkreislichen Mannschaften in Eurer Nachbarschaft. Da spielen viele verdammt gut ausgebildete Jungs mit. Natürlich wird ein Angreifer der A-Jugend vom SC Wiedenbrück wohl kaum unsere Sturmhoffnung für die Heim-EM 2024. Aber wenn diese Jungs hier schon einen so guten Eindruck machen – wie gut sind denn dann erst die Nachwuchsspieler der Bundesligisten? Es bleibt nur zu hoffen, dass die Jungs nach der A-Jugend genügend Wettkampfpraxis bekommen. Und wenn der Weg in Dortmund durch die Jadon Sanchos dieser Welt versperrt ist, dann bekommt er diese halt in Bielefeld - und vor allem in Paderborn.

In diesem Sinne: Liebe Kinder, geht’s raus und spielt´s Fußball!

Und Lukas, ich hoffe dir hat die Grätscherei gefallen. Lass dir die Bratwurst als Tabellenführer weiterhin schmecken!

Aufrufe: 028.2.2019, 11:30 Uhr
Daniel HansmeierAutor