2024-04-29T14:34:45.518Z

Kommentar
FuPa-Kolumnist und "Liveticker-König" Daniel Hansmeier grätscht ab sofort wieder rein.
FuPa-Kolumnist und "Liveticker-König" Daniel Hansmeier grätscht ab sofort wieder rein.

Hansi grätscht rein: „Respekt, bitte!!!"

Daniel Hansmeier appelliert in seiner neuesten Kolumne an ein respektvolleres Miteinander

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Es ist Ruhrpottderby-Samstag, zirka 15:35 Uhr. Aufgrund einiger Rauchbomben im Dortmunder Block verzögert sich der Anpfiff. Ich sitze im Garten eines befreundeten Schalkers, inmitten von – wie sich später herausstellt – fünf bis sechs weiteren Blauen. Als bekanntlich einziger mit schwarz-gelbem Sachverstand. Weshalb ich euch so die ersten Zeilen der ersten Grätsche nach Saisonstart lesen lasse? Ich werdet es am Ende merken.

Das Wochenende bleibt leider nicht in Erinnerung dank eines grandiosen und packenden Derbys, wie einst das 4:4. Fußballdeutschland redet auch nicht über die sensationellen Freiburger. Und auch Fußballostwestfalen interessiert die doppelte Tabellenführung des SC Verl und der Sportfreunde aus Rödinghausen in der Regionalliga genauso wenig wie die anhaltende Siegesserie des Projektes aus Espelkamp. Grund hierfür ist leider wieder ein Wochenende, an dem das Motto bei einigen Akteuren wohl „Hauptsache richtig auf die Fresse hauen!“ lautete.

In der Kreisliga Detmold wurde ein Spiel abgebrochen. Der Fall des bewusstlos geschlagenen Schiedsrichters aus Hessen ist euch bereits durch diverse Medien hinlänglich bekannt. Den Hut ziehen muss man hier vor dem Verein des Täters, der seine Mannschaft mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb zurückgezogen hat. Sicherlich ein Schritt, den nicht jeder von uns als Verantwortlicher ebenso machen würden – auch wenn er nach Aussagen des Vereins bei FuPa getätigt wurde, um „auf der sicheren Seite zu sein“.

Dass diese leider anhaltende Gewalt im Amateurfußball ein Spiegelbild der aktuellen Gesellschaft ist, ist hier immer der leicht beschriebene und oft fallende Satz. Gut, ich habe ihn endlich auch gebracht und werde mich ab November also ein Schreiberschmierfing der vier elendigen Buchstabenzeitung wiederfinden. Wir lesen uns also auf der boulevardistischen Seite der Pressemacht.
Zurück aber zur Gesellschaft.

Wir sollten uns doch alle mal wieder darauf besinnen, dass es am Ende des Tages nur ein Spiel ist. Und ein Spiel braucht einen Spielleiter, den wir allesamt - Spieler, Trainer und auch Zuschauer - mit Respekt und Fairness begegnen müssen. Ohne Schiedsrichter kein Anpfiff, kein Sieg, kein Aufstieg, keine Party. Der kürzlich veröffentlichte offene Brief des DFB-Präsidenten an alle Schiedsrichter ist ein erster Schritt in die richtige Richtung seitens unseres Fußballoberhaupts. Den Worten sollte der DFB im Zweifel nur dann auch von oben herab Taten folgen lassen. Und das beginnt dann in der Bundesliga, wenn Spieler bei strittigen Entscheidungen wild geworden auf den Schiedsrichter zurennen. In anderen Sportarten ist der Schiedsrichter eine absolute Respektsperson, wo es Feldverweise und Sperren hageln würde, wenn man sich dort gegenüber dem Unparteiischen so daneben benimmt, wie manch ein Fußballer hierzulande. Selten brachten Rudelbildungen oder selbst einfache Diskussionen eine Meinungsänderung nach einem Pfiff.

Fußball ist immer noch eines der wenigen Dinge, die im Großen und Ganzen die Welt noch sehr einfach miteinander verbindet. Dies sehen wir oft genug an so vielen kleinen Beispielen. Sei es die geteilte traurige Reaktion ob des Karriereendes eines Bastian Schweinsteigers, ein virales Video über einen kleinen Fan dessen Vater das Trikot des Lieblingsspielers fängt und vom tränenüberfluteten Sohn umarmt wird oder einfach ein unfassbares Tor aus Südamerika. Fußball verbindet einfach.

Und das nicht einmal, wenn man als einziger Dortmunder mit Schalkern gemütlich im Garten sitzt, das Derby schaut und dabei gemeinsam ein paar Bierchen und Nüsschen-Schnaps trinken kann. Beim VfL Holsen verletzte sich ein Spieler am Wochenende im Spiel schwer am Arm. In Tengern erwischte es den Torwart. Beide mussten auf dem Platz von Sanitätern behandeln und ins Krankenhaus gebracht werden. Beide fehlen entsprechend ihren Teams sehr lange. Die Genesungswünsche an beide auf den Facebook- und Instagram-Kanälen der beiden Teams reichen weit über den eigenen Fußballkreis hinaus. Gleiches ist auch bei der Anteilnahme zur plötzlichen Abschiebung von Richie Frimpong von der SG Oesterweg - oder auch aktuell im Umkreis des Schiedsrichters aus Hessen zu beobachten. Bleibt zu hoffen, dass wir in OWL diesen Respekt auch auf dem Platz zeigen können.

In diesem Sinne. Seid respektvoll zum Gegner, zum Schiri, zum Zuschauer und zum Verband. Und lasst euch nach dem Spiel die gemeinsame Bratwurst schmecken.

Aufrufe: 01.11.2019, 07:00 Uhr
Daniel HansmeierAutor