2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Thomas Reichlmayr: "Ich habe zu Arbnor gesagt: Wir gewinnen heute. Und wir steigen auf. Für dich. Für deine Schwester Armela." Foto: Sportfoto Zink
Thomas Reichlmayr: "Ich habe zu Arbnor gesagt: Wir gewinnen heute. Und wir steigen auf. Für dich. Für deine Schwester Armela." Foto: Sportfoto Zink

"Habe zu Arbnor Segashi gesagt: Wir steigen auf. Für Armela"

FC Pipinsried-Keeper Thomas Reichlmayr im Interview

Frust und Euphorie liegen im Fußball nah beieinander. Thomas Reichlmayr hat in seiner Karriere unzählige Situationen erlebt, an denen Torhüter zerbrechen. "Es gibt Momente, die lassen dich nicht los. Die verfolgen dich ewig“, sagt der Keeper des FC Pipinsried.

Doch Reichlmayr hat gelernt, mit diesen Situationen umzugehen. „Es ist wichtig, dass ein Torwart einen Patzer abhakt“, sagt der Regionalliga-Torwart. Im Interview spricht er über die wichtigsten Momente seiner Karriere und den Abstiegskampf mit dem FC Pipinsried.

Am Wochenende hast du nach einer Notbremse die Rote Karte kassiert. Beschäftigt dich der Fehler noch?

Es kam ein Rückpass auf mein Tor, der leider viel zu kurz war. Ich musste handeln und bin eine Zehntelsekunde zu spät an den Ball gekommen. Es war nicht mein Fehler. Damit hat sich die Sache für mich erledigt. Da gab es ganz andere Situationen in meiner Karriere, an die ich mich erinnere.

Zum Beispiel das Tor von Albano Gashi vom FC Ingolstadt II?

Oh man, ja! Das war nur noch zum Weinen. Ich kenne Albano sehr gut. Er ist ein geiler Typ und ein richtig geiler Kicker, mit dem ich selbst bei Ingolstadt gespielt habe. Und dann trifft der vom Anstoßpunkt gegen mich. Wahnsinn.

Gab es auch positive Momente in deiner Karriere?

Ich durfte unter Bayern-Coach Jupp Heynckes trainieren. Ich stand mit Luca Toni und Franck Ribéry auf dem Feld. Aber der Aufstieg mit dem FC Pipinsried hat alles getoppt.

Weil es im Relegationsspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth II für dich um mehr ging, als Fußball?

Genau. Mein Mitspieler Arbnor Segashi hat beim Münchner Amoklauf seine Schwester verloren. Wir hatten vor der Tat nichts miteinander zu tun. Aber ich wollte nach diesem schrecklichen Vorfall für ihn da sein. Heute sind wir beste Freunde. Das Erlebnis hat uns als Mannschaft unglaublich zusammen geschweißt. Vor dem entscheidenden Spiel habe ich zu Arbnor gesagt: 'Wir gewinnen heute. Und wir steigen auf. Für dich. Für deine Schwester Armela.' Beim Spiel haben seine Eltern zugeschaut. Als fest stand, dass wir den Aufstieg gepackt haben, hat es bei mir alle Sicherungen rausgehauen. Ich habe Arbnor umarmt. Wir haben geheult, wie Kinder. Dieses Erlebnis ist nicht zu überbieten.

Nach dem Aufstieg steckt ihr jetzt im Abstiegskampf. Was macht dich so sicher, dass Ihr die Klasse halten könnt?

Wir sind eine Mannschaft, die extrem fahrlässig mit Chancen umgeht, die uns geboten werden. Das war bereits in der vergangenen Saison so. Aber wenn es darauf ankommt, sind wir da. Dann wachsen wir über uns hinaus. Das hat man im Spiel gegen Bayern gesehen. Unsere Truppe hat einen unfassbaren Teamgeist. Die Qualität ist da. Wir müssen die PS nur auf die Straße bringen. Noch ist die Handbremse gezogen.

Neue SERIE - Momente für die Ewigkeit: Das beste Erlebnis der Karriere

Thomas Reichlmayr ist einer von vielen Spielern, die in der neuen Serie von Fussball Vorort über die besten Momente ihrer Karriere sprechen. Wenn Ihr einen Vorschlag für ein Interview oder Portrait habt, meldet euch bitte unter info@fussball-vorort.de

Bereits erschienen sind:

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Aufrufe: 029.3.2018, 11:44 Uhr
Christoph Seidl - Münchner MerkurAutor