2024-04-29T14:34:45.518Z

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Die Saison endete mit einem Kompromiss, der die meisten befriedete.
Die Saison endete mit einem Kompromiss, der die meisten befriedete. – Foto: Volkhard Patten

Gut gespielt, SWFV!

Amateurfußball-Saison endet fairstmöglich. Härtefall Heidesheim bleibt allerdings ein Makel. Und was ist eigentlich ein Corona-Titel wert?

MAINZ. Die Meldung des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV), wer aufsteigt und wer nicht, kam per PDF-Datei – verbreitet per Mail oder Whatsapp. Die bürokratischste Entscheidung im Aufstiegskampf aller Zeiten. Einerseits ist sie damit zwar die emotionsloseste aller Aufstiegsmöglichkeiten, dafür aber auch die einzigartigste. Denn die Titel Corona-Aufsteiger oder gar Corona-Meister sind welche für die Ewigkeit!

Transparentes Krisenmanagement

Was aber hat dieses krass außergewöhnliche Saisonfinale im Amateurfußball, in dem Entscheidungen fielen, ohne dass auch nur ein einziger Ball rollte, gebracht? Vor allem die Gewissheit, dass Fairplay auch außerhalb des Spielfelds möglich ist. Die Abstimmung zur Saisonwertung hatte ein Risiko geborgen: Nämlich dass Klubs, für die die Saison weder Fisch noch Fleisch war, andere ihrer Aufstiegschancen berauben. Dass nun die überwältigende Mehrheit die Wertung der Saison abnickte und damit den anderen die Erfolge gönnte, zeugt von Sportsgeist und Anerkennung der erbrachten Leistungen. Sauber!
Dass Auf- und Abstiegskandidaten überhaupt so lange auf eine Entscheidung warten mussten, lag daran, dass der SWFV den demokratischsten aller Wege ging. Eine Abstimmung unter den Vereinen folgte der nächsten. Das dauerte, weil sie organisiert und ausgewertet werden mussten. Das Prozedere strapazierte manchen Geduldsfaden, war aber sehr viel besser, als wenn die Verbandsführung autokratisch von oben herab entschieden hätte. So oft und gerne auf die Funktionäre eingedroschen wird: Das Corona-Krisenmanagement der SWFV-Strippenzieher war rückblickend transparent und basisnah. Respekt!

Ein Makel bleibt

Ein kleiner Makel bleibt allerdings: Denn der Verband hat die einmalige Gelegenheit verpasst, lupenrein, ohne einen einzigen Verlierer aus der schwierigen Lage herauszukommen. Die TSG Heidesheim ist das einzige Team im Umkreis, das unter der Quotienten-Regel leidet. 0,08 Punkte im Schnitt pro Spiel streifte die TSG am Aufstieg in die A-Klasse vorbei. Das ist enorm bitter und ein absoluter Härtefall, den man durchaus auch als solchen hätte behandeln können. Denn wenn man schon außergewöhnliche Maßnahmen in außergewöhnlichen Zeiten ergreift, warum dann zusätzlich nicht auch noch eine solche? Wehgetan hätte ein einziger zusätzlicher Aufsteiger mehr in ganz Mainz-Bingen zumindest keinem. Auch über zwei Spiele mehr in der kommenden Saison hätte sich wohl kein A-Ligist pikiert. So aber bleibt ein kleiner Flecken Schmutz auf der ansonsten sehr sauberen Entscheidung. Schade!

Ein Kompromiss ohne Verlierer?

Und was bleibt jetzt von dieser sportlich unvollendeten Saison? Klar ist: Sie endete mit einem Kompromiss, der die meisten befriedete. Aber auch mit maximal gedämpfter Freude, selbst bei den Aufsteigern. Keine Herzschlagfinals an letzten Spieltagen, keine hochgradig spannenden Entscheidungs- oder Aufstiegsspiele, keine Bierduschen, keine Tränen. All diese Momente hätte es in diesen Tagen Ende Mai/Anfang Juni gegeben. Sie hätten Bilder produziert, Schlagzeilen und Erinnerungen. Momente, für die Fußballer diesen Sport so lieben. So aber hinterlässt die Saison bei allen Kickern ein emotionales Loch. Vor allem deshalb bleibt zu hoffen, dass der Corona-Titel 2020, so außergewöhnlich er sein mag, einmalig bleibt.

Aufrufe: 010.6.2020, 20:00 Uhr
Nils SaleckerAutor