2024-04-30T13:48:59.170Z

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„Gude Musti, schön, dass du wieder da bist“

Nachspielzeit mit Mustafa Aktan +++ Spieler des SV Presberg über Hartplätze und warum er sich das alles noch antut

Presberg. Seine Spielerlaufbahn begann Mustafa Aktan 1992/1993, wann sie endet, steht jedoch noch in den Sternen, denn auch mit 46 Jahren spielt er für den SV Presberg in der Kreisoberliga Rheingau-Taunus. Dies ist nicht sein erstes Engagement bei den Presbergern, allein seit der Saison 2012/2013 (Beginn unserer Statistiken) war Aktan viermal für den SV aktiv. Neben Presberg, wo er einst mit dem Ex-Profi Mahir Sahin das Double feierte, spielte Aktan bereits unter anderem (der Platz reicht nicht aus, um alle seine Stationen aufzuzählen) für den SV Wehen und die TSG Wörsdorf, mit der er in die Oberliga aufstieg und dort ein Jahr sein Team als Kapitän auf den Platz führte. Im Interview spricht Aktan über die laufende Saison mit dem SV, Hartplätze, wie er mit 46 noch KOL spielt und, warum er sich das alles überhaupt noch antut.

FuPa: Hallo Mustafa, am Wochenende habt ihr das Kellerduell gegen Hallgarten knapp mit 1:2 verloren, wie kam es dazu und wie sehr schmerzt die Niederlage im Abstiegskampf?

Mustafa Aktan: Die Hallgartener haben kadertechnisch vor dem Spiel aus dem letzten Loch gepfiffen, da waren wir von den Einzelspielern her besser bestückt. Sie sind aber als Team aufgetreten, das war ihr großes Plus. Wir haben bereits nach 20 Minuten drei berechtigte gelbe Karten wegen Meckerns gesehen. Durch diese Undiszipliniertheiten von einigen Spielern haben wir uns selbst geschwächt, denn wir hatten das Spiel eigentlich ganz gut im Griff. Dann kassieren wir nach einem Absprachefehler in der Abwehr auch noch das 1:0 per Elfmeter. Zehn Minuten nach der Pause fangen wir uns, wieder durch einen Fehler, das 2:0. Den Anschlusstreffer erzielen wir dann zu spät, da war nicht mehr genug Zeit, um noch auszugleichen. Wenn der Kampf und die Einstellung fehlen, dann hast du auch gegen sportlich schwächere Mannschaften Probleme. Das zieht sich bei uns durch die gesamte Saison und ist meiner Meinung nach auf die grandios schlechte Trainingsbeteiligung zurückzuführen. Die liegt bei uns über die gesamte Saison gesehen bei circa 40 Prozent und das nicht nur berufsbedingt, da kommen auch eine ganze Menge Ausreden. Und um auf die Frage zurückzukommen, diese Niederlage schmerzt natürlich sehr, weil Hallgarten damit an uns vorbeigezogen ist in der Tabelle.

FuPa: Am Wochenende findet das nächste Kellerduell zuhause gegen Breithardt statt. Wie stehen die Vorzeichen auf diese Partie und wie groß ist der Heimvorteil auf eurem Ascheplatz noch?

Mustafa Aktan: Wir stehen nach der Niederlage gegen Hallgarten nochmal mehr unter Zugzwang und müssen diese Undiszipliniertheiten unbedingt abstellen, sonst bekommen wir wieder Probleme. Wir haben gegen die Reserve von Eltville (1:1; Anm. d. Red.) und gegen Wallrabenstein (0:4; Anm. d. Red.) gezeigt, dass wenn wir uns nur aufs Sportliche konzentrieren, immer Punkte gewinnen können. Das Problem ist, wir haben bei uns keine einfachen Charaktere und verlieren zu oft den Fokus auf das Wesentliche auf dem Platz. Der Hartplatz ist auf jeden Fall noch ein Vorteil, in dem Sinne, dass der ja auch nicht besser wird, wir ihn aber gewohnt sind. Wenn dann 18- oder 19-jährige Kicker zu uns kommen, die nur Kunstrasenplätze kennen, denken die, die spielen auf Asphalt und haben gar keine Lust mehr auf das Spiel.

FuPa: Du bist inzwischen auch schon 46 Jahre jung, warum tust du dir und deinen Gelenken den Hartplatz noch an?

Mustafa Aktan: Der Platz ist für mich zweitrangig, ob ich auf Kunstrasen oder Hartplatz spiele, ist für mich egal. Ich mag es neue Vereine kennenzulernen und mich mit den Vereinen zu identifizieren. Ich bin ja viel rumgekommen in meiner Laufbahn und ich höre oft, wenn ich alte Weggefährten treffe: „Gude Musti, schön, dass du wieder da bist.“ Das ist einfach ein schönes Gefühl, weil ich merke, ich habe was Positives hinterlassen, an das sich die Leute gerne erinnern, sportlich, wie auch menschlich, wobei das Menschliche für mich noch mehr zählt. Außerdem macht mir natürlich das Fußballspielen an sich immer noch viel Spaß.

FuPa: Wie geht es mit dem SV weiter, euer Vorsitzender Axel Kaiser erklärte letztens, dass wenn ihr innerhalb von drei Jahren keinen Kunstrasen habt, dass ihr dann nicht mehr die Möglichkeit habt den Spielbetrieb so aufrechtzuerhalten wie bisher. Teilst du diese Einschätzung?

Mustafa Aktan: Leider ja, denn mit dem Hartplatz kannst du natürlich keine neuen Spieler mehr zu dir locken. Früher sind über private Beziehungen einige Spieler nach Presberg gekommen, aber heute überlegen sie sich es schon zweimal, ob sie auf dem Platz hier spielen wollen. Da brauchst du schon eine ganze Menge Überzeugungskraft.

FuPa: Unsere Statistik bei FuPa reicht nur bis ins Jahr 2012 zurück, allein in dieser Zeit hast du vier Mal für Presberg gespielt. Warum immer wieder Presberg? Was verbindet dich mit dem Verein?

Mustafa Aktan: Von Anfang an habe ich mich mit den Leuten hier gut verstanden. Das erste Mal als ich hierhin gewechselt bin, hat mich Fernando Zarate angesprochen. Er fragte, ob ich mir nicht vorstellen könnte mit Helmut Preisler, Sasa Prodanovic und auch Mahir Sahin, dem Ex-05er, der damals Spielertrainer war, zusammenzuspielen. Diese Konstellation hat super funktioniert, wir sind damals sogar Meister und Pokalsieger geworden. Dann kam ich 2013 selbst als Spielertrainer wieder, was leider in die Hose ging, aber menschlich hat es hier immer gut gepasst, deswegen bin ich immer wieder zurückgekommen. Diesen Sommer hat mich dann Axel Kaiser angerufen und gefragt, ob ich nochmal aushelfen könnte, als zwölfter, dreizehnter Mann im Kader. Nach der Corona-Pause hatte ich einfach wieder Lust auf Fußball, auch auf ein bisschen mehr und dann habe ich mir gesagt: „Aja komm, zwei Ligen gehst du nochmal hoch, die Jungs, den Verein und die Leute kennst du, also warum nicht?“

FuPa: Du spielst jetzt mit Presberg in der Kreisoberliga, wie schaffst du das fitnessmäßig noch und wie lange hast du noch vor zu spielen?

Mustafa Aktan: Ich merke natürlich, dass ich länger zum Regenerieren brauche. Die Regenerationszeit nach einem Spiel ist nicht mehr Montagabend abgeschlossen, sondern eher Mittwoch. Auch habe ich das Glück, dass ich bisher von schweren Verletzungen verschont geblieben bin. Zudem regelt auch die Erfahrung auf dem Platz einiges. Ich gehe nicht mehr die Wege wie früher, sondern ahne voraus, wo der Ball hinkommen könnte. Ich nutze meine Erfahrung und Instinkte, um mich auf dem Platz auszuruhen und laufe nicht kreuz und quer. Solange mein Körper noch mitspielt, habe ich noch vor zu spielen, ob bei Presberg oder in einer Seniorenrunde weiß ich noch nicht. Ich habe für das eine Jahr hier in Presberg zugesagt, das ziehe ich auch bis zum Ende durch und danach sprechen der Verein und ich mal in Ruhe über meine Zukunft.

FuPa: Du warst bei Presberg in der Saison 2013/2014 bereits Trainer, kannst du dir vorstellen, den Trainerjob irgendwann einmal dauerhaft bei einem Verein zu machen?

Mustafa Aktan: Da habe ich null Ambitionen das zu machen. Das wird auf keinen Fall passieren, das habe ich einmal gemacht, aber gemerkt, dass ich dafür nicht die Nerven habe. Auf dem Platz trage ich gerne die Verantwortung, aber als hauptverantwortlicher Trainings zu leiten und den Jungs hinterherzurennen, damit sie ins Training kommen und mir irgendwelche Ausreden anhören zu müssen, darauf habe ich keine Lust.

Aufrufe: 07.10.2021, 06:00 Uhr
Tim StammAutor