2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
– Foto: Clemens Budde

Grün-weiße Jugend wird's schon richten

KLB GI: +++ VfR ist im Jahr des 100-jährigen Bestehens nach erfolgreichen Jahrzehnten in B-Liga angekommen, hat Aufwärtstrend aber fest im Blick +++

GIESSEN (vrn). Es war das Jahr 1920, als in Lich der Verein für Rasenballspiele gegründet wurde. 1938 konnte mit dem A-Liga-Gewinn der erste Vereinstitel gefeiert werden. 1949 kam ein weiterer Erfolg hinzu. Doch die wahrscheinlich weitreichendste A-Klassen-Meisterschaft gewann der VfR im Jahr 1980. Der damit einhergehende Aufstieg läutete die erfolgreichste Zeit der Vereins-Geschichte ein. 1982 folgte die Meisterschaft in der Bezirksliga (heute Gruppenliga) und somit der Aufstieg in die Landesliga Mitte (heute Verbandsliga). Hier spielten die Licher insgesamt 16 Jahre, empfingen unter anderem mehrere Male Borussia Dortmund zu Freundschaftsspielen. Das Spektakel lockte Tausende Fußballbegeisterte auf das Gelände an der Fasanerie, das nach dem Umzug von der Bessinger Straße zur Heimstatt wurde.

Selbst nachdem 1998 der Abstieg in die Bezirksoberliga anstand, wurde in Lich noch viele weitere Jahre erfolgreich Fußball gespielt. 2004 konnte nach 1957 und 1990 das dritte Mal der Kreispokal gewonnen werden. Nachdem die Grün-Weißen 2004 und 2006 jeweils in die Bezirksliga (heute Kreisoberliga) abgestiegen waren, und hier bis 2019 spielten, erfolgte schließlich der Abstieg in die KLA. „Der Kader hat damals in der Kreisoberliga lange zusammengespielt. Es sind dann immer wieder Neuzugänge dazugekommen, mit denen es mal nicht so gut geklappt hat. Manchmal funktioniert es einfach und manchmal werden auch kleine Fehler in der Kaderzusammenstellung gemacht“, versucht Markus Strauch, seit drei Jahren Präsidium Sport beim VfR, den Abstieg zu erklären.

In der Saison 2019/20 kam es dann noch schlimmer: Lich musste aufgrund personeller Engpässe seine erste Mannschaft aus dem A-Liga-Betrieb zurückziehen. Ein weiterer Abstieg stand fest. Und im Jubiläumsjahr ist der Traditionsverein in den Niederungen der B-Klasse versunken. Doch ganz so düster, wie sich diese Zeilen lesen mögen, sieht die Lage an der Fasanerie nicht aus. Mit 33 Punkten aus elf Partien und einem Torverhältnis von 39:5 Treffern, ist das Team von Philipp Heinemann konkurrenzlos in dieser Liga. Daher peilen Spieler und Verantwortliche den schnellen Wiederaufstieg an.

Auch wenn die Historie des Traditionsvereins nicht nur von sportlichen Hochs geprägt ist, zieht sich eine Konstante kontinuierlich durch die Licher Fußball-Annalen: Auf die Jugendarbeit wird ein besonderes Augenmerk gerichtet. Ein gewisser Benjamin Lense (Jahrgang 1978), den viele noch aus dem Panini-Sammelalbum kennen, reifte unter anderem beim VfR zum Bundesligaprofi heran. Und auch in den aktuellen schwierigen Zeiten setzt der Verein auf die traditionsgemäß gute Jugendarbeit. „Die Junioren sind unsere Zukunft und da kommen starke Jungs hervor, auf die wir mit dem aktuellen Kader setzen wollen“, verdeutlicht Heinemann. Und Strauch, der seit fünf Jahren als Jugendleiter in Lich tätig ist, ergänzt. „Wir sind gut aufgestellt und auf einem guten Weg. Es kommen immer vier bis fünf Jungs in den Seniorenbereich dazu. Wir wollen mit den eigenen Spielern die Mannschaft stärken und die Jugendabteilung immer weiter entwickeln.“ Der Verein setzt somit auf Qualität und Kontinuität aus dem eigenen Beritt. Das ist in Zeiten schwindenden Fußball-Nachwuchses keine Selbstverständlichkeit. Bei den Grün-Weißen sind indes alle Altersklassen von der G- bis zur A-Jugend aktuell besetzt, letztere sogar mit zwei Mannschaften. Dabei spielen die B- und A-Junioren jeweils um den Titel in ihrer Liga mit. Somit stellt sich die Frage, ob nicht das Interesse nach jungen und gut ausgebildeten Kickern aus Lich groß sei? „Wir versuchen natürlich, den Großteil unserer Jugendspieler zu halten. Es sind nicht unbedingt Teams wie Wieseck oder Gießen, die uns ansprechen, sondern vor allem die Heuchelheimer aus der Gruppenliga. Wir wollen den Jungs bei uns einfach ein familiäres Umfeld bieten, ihnen ermöglichen, dass sie mit ihren Kumpels zusammenspielen können und ihnen eine gute Ausbildungsmöglichkeit geben“, erklärt Strauch.

Selbst wenn beim VfR Lich die goldenen Zeiten vergangen sind, herrscht wieder viel Zuversicht im Verein. Auch deshalb, weil Strauch, Heinemann und Co. auf eine solide Jugendarbeit aufbauen können und viel Herzblut in den Verein stecken: „Markus Strauch und das Team im Vorstand leisten tolle Arbeit, versuchen alles möglich zu machen und sind nicht müde geworden nach den letzten Jahren“, so Heinemann.

Manchmal geht‘s bergauf, manchmal geht‘s bergab. Und manchmal geht‘s auch mal scheinbar ungebremst nach unten. In loser Folge berichten wir an dieser Stelle unter dem Label „Auf dem Weg nach unten“ über Fußball-Vereine mit gutem Ruf und Tradition, die darum kämpfen, wieder alte (Leistungs)-Höhen zu erreichen.

Aufrufe: 012.1.2021, 21:01 Uhr
Gießener AnzeigerAutor