2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
– Foto: Stefan Diehl

Große Vorfreude auf das Finale im Kreispokal

Tim Ronecker (TSV Wiesental) und Christopher Holzer (FC Forst) im großen Trainerinterview vor dem Endspiel

Vor dem Ligastart am Sonntag ermitteln der TSV Wiesental und der FC Forst am Tag zuvor den Sieger des Kreispokals 2019/20. Nach vielen Monaten der Pause brennen beide Mannschaften auf die Partie. Wir haben uns vorab mit den Trainern Tim Ronecker (TSV) und Christopher Holzer (FCF) unterhalten.

Hinter uns liegen bemerkenswerte Monate. Seit einigen Wochen rollt nun wieder der Ball. Wie groß ist die Vorfreude auf das Finale?

Christopher Holzer: Die Vorfreude im ganzen Verein – insbesondere in der ersten Mannschaft – ist spürbar. Wir freuen uns auf dieses Highlight.

Tim Ronecker: Die Vorfreude ist riesig und wir sind sehr dankbar, dass wir das Finale bei uns ausrichten können und dürfen. Die vergangenen Monate haben aber auch gezeigt, dass Fußball nicht das Wichtigste ist und dass die Gesundheit über allem steht. Trotzdem freuen wir uns, das langersehnte Finale jetzt endlich mit voller Hütte spielen zu dürfen.

Traditionell wird das Pokalfinale am Osterwochenende ausgetragen, läutet also gewissermaßen das Saisonfinale an. Nun wird es einen Tag vor dem Ligabeginn gespielt. Wie geht ihr mit dieser ganz außergewöhnlichen Situation um?

Tim: Eine intensive Zeit mit vielen Spielen liegt vor uns und die Besonderheit, direkt am Anfang eine Top-Leistung abrufen zu müssen, ist eine weitere Herausforderung. Ich bin aber der Meinung, dass meine Mannschaft durch die lange Vorbereitung für das Finale bereit ist.

Christopher: Wir sind da recht pragmatisch und nehmen es, wie es kommt. Es hat seine guten und nachvollziehbaren Gründe, warum es dieses Jahr anders ist.
Schade ist es nur für die Spieler, die ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass wir im Finale stehen und nun als „Außenstehende“ im Finale nicht mitwirken können. Aber ich verstehe die Gründe voll und ganz – rational betrachtet. Aber menschlich und persönlich tut es mir für Pascal, Taylan und Tim leid. Auf diesem Wege aber nochmals herzlichen Dank für Euer Engagement und für Euren Beitrag, dass wir am Samstag das Finale spielen dürfen.

Gewöhnlich wird das Pokalfinale an einem neutralen Ort ausgetragen, nun habt ihr euch darauf verständigt, beim TSV Wiesental zu spielen. Ist das ein Vorteil für den TSV?

Christopher: Das kann ich dir danach beantworten (lacht). Auch hier sehe ich die Lage völlig entspannt und rational. Dieses Mal ist halt alles ein bisschen anders. In Zeiten der Corona-Pandemie muss man das so hinnehmen. Man hat – nach der Entscheidung, dass das Spiel nicht in Neudorf ausgetragen wird – in einem gemeinsamen Miteinander der beiden Vereine und dem Fußballkreis Bruchsal nach einem möglichst optimalen Austragungsort gesucht und diesen dann auch gefunden und beschlossen.

Tim: Ich denke, dass es kein Vorteil ist, da ein Finale immer einer besonderen Atmosphäre unterliegt. Durch die Corona-Pandemie gab es auch keine andere Option.

Kurioserweise habt ihr die Pokalrunde 2019/2020 im Gleichschritt absolviert, was den Austragungsort betrifft. Beide Mannschaften mussten in den ersten beiden Runden auswärts ran und marschierten ab dem Achtelfinale über jeweils drei Heimspiele in Richtung Finale. Was waren für euch die Schlüsselmomente auf dem Weg ins Endspiel?

Tim: Schlüsselspiele waren am Anfang der Pokalrunde gegen Karlsdorf, als wir eine sehr gute mannschaftliche Leistung gegen einen starken Gegner abgerufen haben und das Spiel gegen die Reserve von Flehingen, bei dem wir uns schwer getan haben und uns durchbeißen mussten. Aber genau das Spiel gegen Flehingen II hat es gebraucht, damit uns klar wurde, dass wir dieses Jahr den Pokal holen können.

Christopher: Für uns war sicherlich der Sieg im Achtelfinale gegen den Kreisligisten FVgg Neudorf ein sog. Schlüsselmoment. Wir als damaliger A-Ligist eher in der Außenseiterrolle, ein enges Spiel, ein teils hitziges Duell, unter Flutlicht und ein knapper – aber meines Erachtens verdienter – Erfolg. Ab diesem Moment merkte man der Mannschaft an, dass sie es unbedingt will. Aber auch der Halbfinalsieg gegen den Kreispokalsieger 2019, den FV Wiesental, war nochmals ein Beweis dafür.

Der Pokal der neuen Spielzeit läuft bereits. Wiesental ist am letzten Wochenende im Achtelfinale ausgeschieden. Drückt das auf die Stimmung, Tim?

Tim: Nein, überhaupt nicht. Wir sind gegen einen starken Gegner ausgeschieden, haben aber dennoch eine gute Leistung gezeigt. Für das Pokalfinale war das die Generalprobe und bekanntlich muss diese schief laufen, um am Ende zu performen (schmunzelt).

– Foto: Stefan Diehl

Der FC Forst hat dagegen das Viertelfinale erreicht. Beflügelt das zusätzlich, Christopher?

Christopher: Natürlich sind Erfolge und Siege immer schön. Den Rückenwind und die positive Grundstimmung nehmen wir mit. Wir wissen aber unsere Leistungen und das Weiterkommen in die Runde der letzten Acht gut einzuschätzen.

An diesem Wochenende beginnt im Kreis auch der Ligabetrieb. Formal spielen eure beiden Mannschaften auch am ersten Spieltag gegeneinander, aber die Partie wurde etwas nach hinten verlegt. Wie fühlt es sich, in weniger als zwei Wochen zweimal aufeinanderzutreffen?

Christopher: Ich denke, plane und arbeite von Spiel zu Spiel. Daher ist dies für mich bzw. uns eher zweitrangig und spielt in meinen bzw. unseren Planungen aktuell keine Rolle.

Tim: Der Fokus liegt natürlich auf dem Pokalfinale, aber wir dürfen die Liga nicht vergessen. Dennoch finde ich es interessant, gegen einen starken Gegner relativ zeitnah zweimal hintereinander zu spielen, da besonders das zweite Spiel gegen Forst sehr von Taktik geprägt sein wird.

Schauen wir auf die gerade genannte Liga: Christopher, der erstmalige Abstieg in die A-Liga 2018 war für den FCF eine herbe Enttäuschung. Nun habt ihr in einem knappen Rennen die Rückkehr in die Kreisliga geschafft. Wie lauten die Ziele für die Saison 2020/21?

Christopher: Der Abstieg war vor meiner Zeit. Seit meinem Amtsantritt zum 01.01.2019 hat sich beim FC Forst vieles in die richtige Richtung entwickelt – in sportlicher Hinsicht, aber auch in den diversen anderen Bereichen eines Vereins. Das sehe ich grundsätzlich sehr positiv.
In der Saison 2020/2021 möchten wir als Mannschaft den nächsten Schritt machen und die begonnene Entwicklung der letzten 20 Monate kontinuierlich vorantreiben. Das ist unser primäres Ziel. Wenn wir das schaffen, werden wir auch sportlich und tabellarisch unsere Ziele erreichen. Wichtig wird hierbei sein, dass wir der nochmals verjüngten Mannschaft die Zeit geben sich zu entwickeln.

– Foto: Stefan Diehl

Tim, nach Jahren im Mittelfeld der Kreisklasse B ging es in den letzten Jahren wieder rasant nach oben. Beim Abbruch der letzten Spielzeit standet ihr auf einem soliden achten Rang. Was ist dieses Jahr drin?

Tim: Es wird sehr wichtig sein, dass wir gut in die Liga starten, denn die Saison ist unser Hauptgeschäft und das Pokalfinale nur unser i-Tüpfelchen. Gerade am Anfang haben wir schwere Spiele zu bewältigen. Ziel wird es sein, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben und wieder einen guten Mittelfeldplatz zu erreichen.

Noch einmal zurück zum Finale: Worauf stellt ihr eure Mannschaft ein? Seid ihr auch für eine Verlängerung und ein Elfmeterschießen bereit?

Christopher: Es ist ein Finale. Man tritt an, um zu gewinnen. Wir werden uns – wie auf jedes andere Spiel auch – gut vorbereiten. Dazu gehört auch eine mögliche Verlängerung oder gar ein Elfmeterschießen.

Tim: Ich will, dass meine Jungs das Spiel genießen und sich freuen, denn nicht jeder Amateurfußballer erreicht so etwas in seiner Karriere. Wir sind in den letzten Jahren zweimal aufgestiegen, das heißt, wir wissen, wie wir mit Druck umzugehen haben. Nichtsdestotrotz besitzt Forst eine herausragende Mannschaft, gespickt mit sehr guten Einzelspielern. Da wird es wichtig, dass wir mit den Eigenschaften Herz, Kampf und Leidenschaft spielen.

Beantwortet abschließend folgenden Satz: Am Sonntagmorgen…

Tim: …schlafe ich meinen Rausch aus (lacht).

Christopher: …sitze ich – unabhängig vom Ergebnis – mit meiner Familie gemeinsam am Frühstückstisch.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Aufrufe: 09.9.2020, 14:30 Uhr
Florian WittmannAutor