2024-04-25T14:35:39.956Z

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Da kommt das Wasser für die Grafinger Aufsteigerinnen, diesmal in geschütteter Form. Foto: KN
Da kommt das Wasser für die Grafinger Aufsteigerinnen, diesmal in geschütteter Form. Foto: KN

Grafinger Damen steigen unerwartet auf

4:0 gegen Meister FC Stern II

Für Andreas Menzel sah es fast schon nach einem Abschied mit bitterem Beigeschmack aus. Zwei Jahre lang stand der 41-jährige Übungsleiter aus Haar auf der Kommandobrücke der Bezirksliga-Fußballdamen des TSV Grafing und wähnte dabei die Rückkehr in die Bezirksoberliga stets in greifbarer Nähe.

Voriges Jahr belegten die Bärenstädter den undankbaren dritten Rang und mussten zwei anderen Aufsteigern hinterher winken und seit knapp zwei Wochen steht auch für diese Spielzeit fest: Platz zwei und wieder kein Aufstieg.

„Ich hatte aber die Konstellation in den oberen Ligen im Auge und immer drauf spekuliert, dass doch noch der Zweite mit aufsteigen darf“, wurde Menzel jedoch bei seinem letzten Anruf bei BFV-Spielleiterin Cornelia Richter vor drei Wochen enttäuscht.

Menzels Enttäuschung währte 14 Tage, bis am vergangenen Freitagabend bei Grafings Spartenleiter Damen und Mädchen, Robert Haseitl, das Mobiltelefon läutete. „Frau Richter hat gefragt, ob wir uns vorstellen können, mit Stern in die BOL zu gehen“, rekapituliert ein zunächst verdutzter Robert Haseitl.

Auf Nachfrage bei der Spielleiterin bestätigt ihre Erklärung letztlich doch Menzels Vermutungen: „Da wie schon im Vorjahr kein Landesligaabsteiger in diese BOL kommt, hätte man nur zehn Mannschaften gehabt. Deshalb sind zwei Plätze frei geworden, die von den Bezirksliga-Zweiten aufgefüllt werden. Das hat aber im nächsten Jahr wiederum einen vermehrten Abstieg in der BOL zur Folge.“

Über die Köpfe der Spielerinnen hinweg, habe er nicht einfach entscheiden wollen und so trommelte Haseitl die Mannschaft vor ihrem letzten Saisonspiel, ausgerechnet gegen Meister Stern II, in der Kabine zusammen. „Als ich sie dann gefragt habe, haben alle erst mal nichts gesagt, nur geschaut und geschluckt. Dann war der erste Kommentar: Wo sind die Aufstiegsshirts?“

Natürlich ergriffen die Grafingerinnen die Aufstiegschance sofort jubelnd beim Schopf und schickten den Meister hinterher mit einer deutlichen 4:0-Ansage wieder heim, um die Überraschung dann ordentlich feiern zu können. „Bis in die Puppen“, wurde es Haseitl zugetragen, der sich noch vor dem Anpfiff verabschieden musste und ebenso wie Coach Andreas Menzel an diesem Grafinger Feiertag nicht Vorort sein konnte. „Beim Training am Mittwoch werden wir die Details unseres großen Abschlussfestes klären und dann holen wir das aber nach“, sagt Menzel, der zur neuen Saison die Bayernliga-Damen des TuS Bad Aibling übernehmen wird.

Den Aufstieg hat er irgendwie nun doch geschafft, „sportlich absolut gerechtfertigt“, wie Menzel betont; der Abschied fällt ihm dennoch schwer. „Ich habe hier viele Freunde gefunden und viel von den Mädels gelernt, wie sie auch hoffentlich von mir.“

Den entscheidenden Erfolgsfaktor des Grafinger Damenfußballs hat Menzel in der Kameradschaft und bedingungslosen Vereinstreue ausgemacht, was ihn nicht daran zweifeln lässt, dass der Aufenthalt in der BOL diesmal nicht nur ein Jahr dauern wird. „Das sind 14, 15 Freundinnen, die teilweise auch Bayernliga spielen könnten, aber hier einfach Spaß miteinander haben. Da heißt es Grafing und sonst nix, so etwas ist sehr selten.“

Die Frage, ob ihn jemand nach Aibling begleiten will, brauche er deshalb erst gar nicht zu stellen. Eine andere müssen die Grafinger Verantwortlichen jetzt aber dringlichst beantworten: „Wo sind die Aufstiegsshirts?“

Aufrufe: 020.6.2018, 10:30 Uhr
Ebersberger Zeitung / Julian BetzlAutor